Ansichten eines Informatikers

Wie der Amazon-Ärger weiterging

Hadmut
9.4.2024 16:00

Nur so für die, die es interessiert.

Ich hatte doch neulich über den Ärger bei einem China-Versand über Amazon berichtet, weil ich durch mangelhafte und irreführende Produktbeschreibung eine untaugliche Version eines Gerätes bekommen habe, und mich die Rücksendung nach China fast soviel gekostet hätte, wie das Gerät selbst gekostet hat, ich also bei einer Rücksendung sowohl Gerät, als auch Geld los wäre.

Ich habe da über die Beschwerdefunktion von Amazon eine Beschwerde an den Versender geschickt, und die Antworten fallen immer etwas ulkig aus, weil wohl automatisch aus dem Chinesischen – oder vielleicht nicht so flüssigem Englisch, oder vielleicht erst von Chinesisch nach Englisch und dann nach Deutsch übersetzt. So steht darunter immer die Grußformel „Sich amüsieren!“ Könnte von „Enjoy!“ kommen, vielleicht gibt es auch im Chinesischen eine solche Floskel.

Zuerst hatte man mir angeboten, ich solle das Gerät doch behalten, man würde mir 30% des Preises erstatten. Das habe ich abgelehnt, denn was soll ich mit einem Gerät, das mir wegen der falschen Frequenz nichts nutzt, für 70% des Kaufpreises?

Inzwischen dann

Lieber Kunde,
Entschuldigung für den Ärger, der Ihnen entstanden ist.
Wenn man bedenkt, dass die Versandkosten relativ hoch sind und der Transport lange dauert.
Es ist nicht kosteneffektiv, den Artikel zurückzusenden.
Darf ich wissen, ob Sie das Produkt behalten können und wir Ihnen 70 % Rückerstattung gewähren?
Und Sie können diesen Artikel an andere Bedürftige weiterverkaufen.
Was halten Sie von dieser Lösung? Wenn Sie bessere Vorschläge haben, werde ich Ihrem Ansatz folgen.
Ich freue mich auf Ihre baldige Antwort.
Sich amüsieren!

70% Rückerstattung und Gerät behalten. Auch für 30% vom Kaufpreis nutzt mir ein Gerät nicht viel, das ich nicht nutzen kann, aber irgendwie wurde mir das dann auch zu bunt und zu lang, und mehr ist wohl nicht rauszuschlagen.

Der Knackpunkt an diesem ganzen China-Kram ist wohl, dass, soweit ich das gelesen habe, die chinesische Regierung den Paketversand von China nach Europa und in die USA massiv subventioniert und durchorganisiert, damit der ganze Warenkram billig dahinkommt, die Rücksendung aber nicht subventioniert wird, und deshalb so teuer ist. Außerdem lassen die Paketnummern – und teils auch die Absenderangaben – darauf schließen, dass die Versandhubs in den Niederlanden, Ungarn und so weiter haben, die die Waren also in großen Säcken oder Containern gesammelt dorthin schicken und von dort dann weiterschicken. Das ist mir vor Jahren schon aufgefallen, dass auf manche China-Sendungen keine Einfuhrumsatzsteuer entfiel, weil sie doch aus den Niederlanden und damit EU-intern kamen. Wie sie von China in die Niederlande kamen, war nicht ersichtlich.

An solchen Asymmetrien merkt man, wie stark der Export von China nach Europa subventioniert und gefördert wird.

Merkt man übrigens auch beim Einkauf aus Zypern. Der ganze westliche Kram, die Markenware und moderne Elektronik, sind einiges teurer, weil man die extra vom Festland rüberschippern oder -fliegen lassen muss. Der ganze China-Kram (der ganze Haushaltskrempel von der Wäscheklammer bis zum Kochlöffel oder Wischmop, viele Klamotten, teils auch Fernseher und so weiter) ist aber billiger. Ich bin mir nicht sicher, ob es da kürzere Transportwege gibt oder das erst über Griechenland geht, oder ob die bessere Konditionen aushandeln, oder niedrigere Steuern erheben, es ist jedenfalls so.

Was durchaus kurios ist, denn vor ein paar Jahren (vor Corona) hatte ich schon mal etwas dazu geschrieben, warum deutsche Bauern ihre Milch in China verkaufen (können). Weil die Containerschiffe voll von China nach Deutschland fahren, aber weitestgehend leer wieder zurück, ist es (oder war es) – im Gegensatz dazu, wenn ich als Privatperson ein kleines Paket schicke – wohl spottbillig, Waren von Deutschland nach China zu schicken, wegen der riesigen Transportüberkapazitäten. Soweit ich weiß, werden Seecontainer meist auch nur ein einziges Mal verwendet und dann „entsorgt“ oder für irgendeinen anderen Zweck recycled, etwa Wohn- oder Bürocontainer draus zu bauen, und die sind dann für Sendungen von Deutschland nach China wohl auch recht günstig zweiter Hand zu bekommen. Und weil die Chinesen dort gerade nach einigen Lebensmittelskandalen hohe Preise für saubere Milch aus Europa zahlen, fanden die Bauern heraus, dass sie viel mehr verdienen, wenn sie ihre Milch nach China schippern, statt sie in deutschen Supermärkten zum Dumping-Preis zu verschleudern. Es gibt ja Kühlcontainer mit Kühlaggregat, die die Ware gekühlt halten, so kommen ja auch viele Lebensmittel aus China zu uns.

Nun bin ich also Besitzer eines auf 30% preisreduzierten 125kHz-RFID-Bluetooth-Lesers, der mir – außer zu Testzwecken – nichts nutzt, und den ich „an andere Bedürftige“ weiterverkaufen könnte – was ich selbstverständlich nicht tun werde, weil mich das Finanzamt sonst für einen Händler/Importeur hält und ich darauf ja Gewährleistung geben müsste.

Wie das Leben manchmal so spielt.