Ansichten eines Informatikers

„Stärken …“

Hadmut
2.5.2024 8:53

Oh, dieses Geschwätz.

Heute morgen kam in den Radio-Nachrichten, und es findet sich wörtlich auch in der Presse:

Die EU will nach Recherchen der Deutschen Presse-Agentur mit Finanzhilfen im Umfang von rund einer Milliarde Euro den Zustrom von bislang im Libanon lebenden Flüchtlingen aus Syrien stoppen. Mit dem Geld soll das Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen im Libanon gestärkt werden.

Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen im Libanon werden nicht etwa aufgebaut, ausgebaut, verbessert, modernisiert, ertüchtigt, ergänzt, aktualisiert, revitalisiert, finanziert, unterstützt, erweitert, sichergestellt, wiederhergestellt, erneuert, erhalten, ermöglicht oder etwas in der Art. Es wird gestärkt.

Alles wird heute gestärkt.

Was für ein Quatsch. Was für ein dummes Geschwätz.

In meiner Jugend hat man Hemden gestärkt. Mit Wäschestärke. Dann kam die Werbung mit der kleinen Stärkung für zwischendurch.

Und dann kam die Verblödung. Es gibt für alles immer nur noch einen einzigen Begriff, der eine immer größere Kategorie abdeckt, oder manchmal eben auch zwei aus dem Reich der Doppelbegriffe. Und in derselben Nachrichtensendungen kamen auch Phrasen wie „die Gewalt erfahren haben“.

Das geht mir so auf die Nüsse, dass es zu allem nur noch irgendeine Linkssprech-Einheitsphrase gibt, als würden wir das DDR-Sprech neu aufsetzen.

Man versucht da, Sprache zu reduzieren, sie zu orthogonalisieren und ideologisieren, gleichzeitig sie in ein immer engeres Korsett zu zwängen, als ob mit dem Gedanken die Formulierung schon feststehe. Es gibt Leute, die am Englischen beklagen, dass dort die Auswahl an Ausdrucksmöglichkeiten zu gering sei und besonders im modernen Zeitgeistsprech alles immer auf eine Standardvokabel reduziert sei. Hört man Amerikanern der unteren bis mittleren Bildungsschicht zu, scheint es für alle Kategorien der negativen Wertung nur noch das *fucking* zu geben, und die Ausdrucksmöglichkeiten allein darauf reduziert zu sein scheint, wie oft das Wort innerhalb eines Satzes auftaucht. Demnächst werden dann kaputte Dinge nicht mehr repariert, sondern „gestärkt“.

Und ausgerechnet diese Verblödungsapologeten halten sich für eine demokratiekonstituierende Journalistenschaft und diejenigen, die anderen zu sagen haben, wie man richtig spricht.

Damit hat es wohl auch zu tun, dass man den Ausdruck, dass jemand auch weiblich sein kann, auf das *-in reduziert und keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten mehr kennt. Es wird alles auf eine einzige, aber zwingende Standardformel heruntergebrochen, die keinerlei Varianz, Auswahl oder Abweichung mehr duldet.

In diesem Fall deutet der Umstand, dass sich dieselbe dämliche Formulierungen an verschiedenen Stellen findet, darauf hin, dass das eine Agenturmeldung war und die wiederum direkt das Politsprech von der Leyens übernommen hat. „Stärken“ würde genau zum Propagandavokabular von der Leyens passen.