Der Plural von Troll
Ein Leser-Hinweis.
Ich hatte doch gerade erwähnt, dass ich „Russentrolls“ geschrieben hatte, mich ein Leser gerügt hatte, weil der Plural von Troll eben Trolle und nicht Trolls heiße.
Ich hatte dazu geschrieben, dass ich mich da davon leiten lasse, dass die Bezeichnung für ausdringliche Internet-Honks vom englischen „don’t feed the trolls“ als englisch und durch diese Redewendung geprägte Begrifflichkeit und nicht von den nordischen Sagengestalten leiten lasse, ohne jetzt zu behaupten, dass das zwingend richtig wäre, sondern dass ich darüber noch nachdenken müsse.
Ein Leser meint nun aber, die Bezeichnung „troll“ aus den social media habe gar nichts mit den nordischen Sagenwegen zu tun, sondern sei vom englischen „trolling“ abgeleitet, was so viel wie schleppfischen bedeute.
Hallo Hadmut,
Trolling hatte ziemlich sicher am Anfang gar nichts mit nordischen Sagengestalten zu tun.
Trolling ist in Englischen schlicht eine Technik beim Angeln, wie man seinen Köter bewegt. Gibt schöne Videos auf Youtube dazu, wenn man trolling in Verbindung mit fishing eingibt.
So ergibt der Begriff auch eigentlich auch nur einen Sinn. Man wirft einen Köter auf einer Mailingliste, in einem Forum,… aus und schaut, wie sie anbeissen.
Die nordischen Trolle kamen dann wahrscheinlich erst durch einen englischsprachigen Nicht-Angler oder wahrscheinlicher jemand mit schlechten Englischkenntnissen zu ihrem Ruhm.
Vermutlich meint er eher einen Köder, obwohl man ja angeblich auch mit so mancher Töle, die man eh los werden wollte, nach Haien und anderen großen Raubfischen fischt.
Das ergäbe durchaus Sinn, stößt aber auf das Problem, dass ich das in Wörterbüchern nur als Verb und nicht als Substantiv gefunden habe. Troll als Substantiv – wie in mountain troll = Berggeist – heißt auch im Englischen so etwas wie böser Geist, der einen piesackt.
So ganz überzeugt es mich – in Ermangelung des benötigten Substantivs – nicht, da war wohl doch eher der Gedanke des bösen Geistes führend. Obwohl ich eigentlich glaube, dass die Leute sich über so etwas gar keine Gedanken mehr machen und – insbesondere in unseren Zeiten – die meisten Leute auch im englischsprachigen Bereich darüber nicht nur nicht nachdenken, sondern deren Wortschatz und Wissen nicht mehr weit genug reicht, um diese Bedeutungen zu kennen und zweitens Berggeister von Anglern substanziell zu unterscheiden. Zeitgenossen würden jede Differenzierung ablehnen, Diskriminierung beklagen und für das Recht der Berggeister eintreten, jederzeit gleichberechtigt zu angeln.
Es könnte durchaus sein, dass derlei etymologische und entstehungshistorische Erwägungen zuviel der Hirnesmüh’ sind, weil heute einfach nur noch irgendwas geschwätzt wird und Worte das bedeuten, was gerade in Mode ist. Viel wissen ja längst nicht mehr, woher Begriffe eigentlich kommen. Auch die Computermaus kommt vom Tier Maus, aber letztlich nutzt einem das nichts mehr, weil der gedankliche Sprung so groß ist.
Es überzeugt mich jetzt nicht so vollständig und haushoch.
Was mich in der Frage nicht weiterbringt, ob man den Internet-Troll nach seinem Ursprung, der Redewedung „don’t feed the trolls“ in den Plural dekliniert, oder nach Art norwegischer Felsengeister.
Ich hege die Befürchtung, dass man bei der heutigen Jugend schon damit, dass man sich über so etwas überhaupt Gedanken macht, als senil gilt.