Ansichten eines Informatikers

Rosa IT für Doofe

Hadmut
26.5.2024 21:49

Wie man mehr Frauen in die IT locken will.

Die Schweizer wollen mehr Frauen in der IT haben. Warum, das ist nicht so klar, aber wie sie das anstellen wollen, darüber schreibt die NZZ: Die IT-Branche will mehr Frauen für sich gewinnen – mit viel Pink und Rosa und «einer bildlichen, einfachen Sprache»

Die IT-Welt hat ein Geschlechterproblem. Die meisten Mädchen und Frauen interessieren sich nicht für einen Beruf in der Branche. Gut 80 Prozent der IT-Fachkräfte in der Schweiz sind männlich, nur jede siebte Lehrstelle wird mit einer jungen Frau besetzt.

Wieso das eigentlich ein Problem sein soll, wenn sich jeder das sucht, was er mag und kann, verstehe ich nicht, aber wir gehen ja gerade in die Planwirtschaft, da wird nicht gefragt.

Im Rahmen einer «Women-in-Tech-Initiative» wurde eine Emotions-Toolbox vorgestellt. Das ist ein Dokument, in dem diverse Handlungsanweisungen vereinigt sind, wie die IT-Branche Mädchen und Frauen gezielter ansprechen kann.

Was könnte da schief gehen, bei einer Anleitung, wie man Mädchen und Frauen ansprechen kann. Das ist wie eine Anbagger-Anleitung, die funktionieren auch immer todsicher.

Grundlage der Anweisungen und Empfehlungen ist eine Studie.

Ach, so. Eine „Studie“. Dann muss es ja stimmen. Studien haben immer recht.

Die Studie «decke die wahren Empfindungen von Mädchen und Frauen auf», sagen die Autoren.

Na, endlich macht das jemand. Auf die haben wir seit Jahrtausenden gewartet. Warum ist da niemand früher drauf gekommen?

Der Leitfaden geht etwa darauf ein, welche Farbwelten in Unterlagen und Designs verwendet werden sollen, um Frauen anzusprechen. Nicht erwünscht sind demnach «typisch technisch-kühle IT-Farben» wie Dunkelblau und Schwarz. Sie weckten «falsche Emotionen», heisst es im Leitfaden.

Viel ansprechender sei ein «Mix aus warmen, freundlichen Farben» wie Hellblau, Rosa, Violett – und Pink. Frauen werden laut der Toolbox generell von Farben angesprochen, die «beruhigend» sind. Und «bodenständig».

Ja, geil. Lila Toner und rosa Papier mit Herzchen im Laserdrucker. So, wie zu meiner Zeit die Poesiealben der Mädchen aussahen und heute die Computer-Barbie. Und dann vielleicht noch so Glitzer-Filzstifte?

Maus und Tastatur dann vielleicht in Flieder? Mit einer Note von Maiglöckchen-Lavendel?

Und der Brüller (Trommelwirbel):

Essenziell im Umgang mit IT-interessierten Frauen sei zudem eine simple Ansprache. Die Toolbox klärt auf, dass lange Sätze mit viel Text sowie technische und komplexe Passagen ein grosses No-Go für Frauen und Mädchen darstellten. Damit auch Frauen einen Zugang zu solchen Schriftstücken fänden, sei es wichtig, «eine bildliche, einfache Sprache» zu verwenden, mit kurzen Sätzen und wenig Text.

Für Frauen zu unattraktiv sei etwa dieser Satz: «Informations- und Kommunikationstechnologie-Fachleute installieren, gestalten und warten die Computersysteme von Firmen und Organisationen». Vereinfacht, und damit frauengerecht formuliert, lautet er so: «In diesem Job kümmerst du dich darum, dass Computer gut laufen.»

Klar, einfache Sprache, weil Frauen grundsätzlich doof sind. Das verstehen sie, weil sie sich ja schon darum gekümmert haben, dass die Kinder gut laufen.

Die IT-Fachleute sind überzeugt, für eine Werbekampagne die perfekte Influencerin gefunden zu haben: Ada Lovelace, eine britische «Mathematikerin und Gesellschaftsdame» (Wikipedia). Sie gilt als Erfinderin der Computerprogramme – und starb vor 172 Jahren.

Das perfekte Vorbild für Mädchen: Eine Tote, die kein Internet, kein Handy, keinen Social Media Account hat, und von der es kaum etwas zu lesen und zu wissen gibt. Außer, dass sie wohl plagiiert hat wie eine Ministerin.

50 Jahre Feminismus, und das Ergebnis ist, dass sich laut Studie Frauen von so etwas angesprochen fühlen. Ich überlege gerade, was schlimmer wäre: Wenn die Studie stimmt, oder wenn sie nicht stimmt, aber das deren Überzeugung ist.

Da hat man wohl einen Bärendienst erwiesen. Wer soll denn solche Barbies einstellen wollen?

Ich wundere mich ja immer, was für ein bescheuertes Frauenbild Frauenförderung und Feminismus hervorgebracht haben.

Muss man sich klarmachen: Ich wurde als „misogyner Blogger“ beschimpft, weil ich von Frauen genau dasselbe erwarte wie von Männern. Und nach 30 Jahren „pink stinks“-Kampagnen kommen die mit so einem Scheiß daher.

Wen haben die befragt? Kindergartenkinder? Oder sind die Abiturienten dort noch auf Kindergartenniveau?

Oder bricht jetzt tatsächlich wieder rosa mit einfacher Barbie-Sprache aus?

Vielleicht noch ein Pony? Oder ein Einhorn?

(Ganz ehrlich? Da überlege ich, ob mir da eine gruftige Gothic oder eine Lederdomse nicht lieber wäre. Von zuviel rosa bekommt man Augen-Diabetes.)