Ansichten eines Informatikers

Die Unfähigkeit des Rettungsdienstes in Mannheim

Hadmut
1.6.2024 0:51

Ein Notarzt schreibt mir jetzt auch zu den Vorgängen in Mannheim:

Versagen des Rettungsdienstes

Sehr geehrter Herr Danisch,

ob die Polizei versagt hat, kann ich mangels diesbezüglicher Kompetenz nur aus der Sicht des informierten Laien beurteilen. Da gibt es sicher auch viele Fragen zu beantworten.

Was ich aber als Notarzt mit [Zahl anonymisiert, gehoben zweistellig] Jahren Berufserfahrung und als Leitender Notarzt beurteilen kann, ist das völlige Versagen des Rettungsdienstes der Stadt Mannheim:

Bei Lagen wie dieser ruft eine Leitstelle üblicherweise (neben der Beschreibung des Notfalls (z. B. “Messerstecherei”) vor ab im Funk) schon wegen der Zahl der Beteiligten einen sog. “Massenanfall von Verletzten” (= MANV) aus, der hier wahrscheinlich als MANV 5 (also mit bis zu fünf Beteiligten) deklariert wurde.
Dass dies passiert ist, ist am Eintreffen des Fahrzeuges der Einsatzleitung/Rettungsdienst fast zeitgleich zum Eintreffen des Notarzteinsatzfahrzeuges (NEF) und der drei, später dann vier Rettungswagen zu erkennen.

Aufgabe des ersteintreffenden Notarztes (hier der ersteintreffenden Notärztin) ist definitiv nicht, sich auf den erstbesten, ihr nach dem Aussteigen aus dem NEF im Weg liegenden Patienten zu stürzen (und dann auch nur kopflos um den Patienten herumzutanzen).
Im Gegenteil hat die eintreffende Notärztin obligat eine sog. Sichtung bzw. Vorsichtung aller (!) beteiligten Verletzten durchzuführen, jeweils binnen weniger Sekunden den Schweregrad des einzelnen Verletzten festzustellen, ihn mit Farbe oder Stift entsprechend zu dokumentieren, diese Einschätzung dem sie obligat begeleitenden Fahrer des NEF mitzuteilen und die gesamte Lage möglichst früh im Sinne einer qualifizierten Lagemeldung an die Leitstelle zurückzumelden. Denn wie soll eine Leitstelle (hier die ILS Mannheim) nach einer ersten Mitteilung der “Lage auf Sicht” durch das zuerst anfahrende Fahrzeug denn wissen, welche Rettungsmittel in dieser Lage überhaupt benötigt werden.

Diese Notärztin hat hier eine- bei einem MANV definitionsgemäß aufgehobene – Individualmedizin praktiziert, anstatt das vorgegebene Ziel zu verfolgen, unter den gegebenen Umständen möglichst vielen Patienten das Leben zu retten. Auch wenn es dem Laien nicht verständlich sein mag: Sie hat (von zwei oder drei Basismaßnahmen abgesehen) bis zum Eintreffen des zweiten Notarztes und/oder des Leitenden Notarztes grundsätzlich keine “Medizin zu machen”, sondern als ärztliche Leitung mit Sichtung und Organisation zu fungieren.

Der erkennbar mittels Tourniquets versorgte Stürzenberger ist in einem , mir vorliegenden, ca. 28 Minuten langen Livemitschnitt nicht ein einziges Mal ärztlich oder von einem Notfallsanitäter/Rettungssanitäter gesichtet oder gar behandelt worden, obgleich in diesem Video vier Rettungswagen, ein Notarzteinsatzfahrzeug und ein Fahrzeug der Einsatzleitung/Rettungsdienst vor Ort waren. Statt dessen wuschteln minutenlang 3-5 Rettungsdienstangehörige am erstbesten Patienten wie die kopflosen Hühner herum, bevor mehr oder minder zufällig auch andere Verletzte entsprechende Hilfe erhalten, allerdings nicht der Verletzte Stürzenberger.

BTW: Ohne das Ausmaß der Blutung bei Stürzenberger zu kennen: Falls es (von Seiten der Tourniquets zumindest anzunehmen) eine lebensbedrohliche Blutung war, haben zwei Polizisten mit rettungsdientlichen Qualitäten oder einer Ausbildung in einer Sondereinheit dem Patienten Stürzenberger das Leben gerettet und leider nicht der Rettungsdienst.

Ein furchtbares Bild, das der Rettungsdienst Mannheim hier abgegeben hat: Es handelt sich schließlich nicht um die Rettungswache Klein-Kleckershausen, sondern um einen formal und in der Außendarstellung extrem gut aufgestellten Rettungsdienst einer Großstadt mit mehreren, sehr leistungsfähigen Kliniken im Hintergrund.

Was soll man sagen: Quality is a myth. Es wird im Namen der Gleichheit alles platt bis auf das unterste Niveau gemacht, weil die Gender-Ideologie diktiert, dass nichts mehr verlangt werden darf und alle gleich sein müssen. Es geht heute nicht mehr um Können, sondern nur noch um die Abiturnote.