Ansichten eines Informatikers

Berlin 1936: Warum die Deutschen Nazis wählten

Hadmut
7.6.2024 23:58

Es wird doch immer so gern gefragt, wie es passieren konnte, dass die Deutschen Hitler wählten.

Ich hatte ja schon einige Male erwähnt, auch vorhin, dass nach dem Ende der Monarchie der Kampf zwischen den Freiheitlichen und den Kommunisten tobte, die Straßen gefährlich waren. Spartakusaufstand und so weiter, Leute wie Erich Mielke (Polizistenmord 1931), und die Leute sich danach sehnten, dass wieder Frieden und Sicherheit einkehrten, wie meine Großmutter mir das beschrieben hatte.

Nun hat mir ein Leser dazu einen Link auf ein Youtubevideo geschickt, das alte Filmaufnahmen aus Berlin von 1936 zeigt, modern digital aufgepeppt, hochskaliert, koloriert.

Schaut Euch mal an, wie sauber das da ist.

Kein Schmutz, keine Graffiti, nichts kaputt, keinerlei Bedrohung, sieht alles aus wie geleckt, völlig ungefährlich, jeder ordentlich und adrett angezogen. (Eine Szene gibt es, die aussieht, als ob da was im Gesträuch rumfliegt.)

Vergleicht das mal mit dem Berlin von heute, wo alles verdreckt ist, es an jeder dritten Ecke nach altem Urin stinkt, die Leute auf die Straße kacken, die Junkies und die gebrauchten Spritzen rumliegen, man ständig überfallen werden kann.

Direkte Frage, wenn Ihr nur mal den optischen Eindruck hernehmt: Wo würdet Ihr lieber abends oder nachts herumlaufen? Berlin 1936 oder Berlin 2024?

Sorry, wenn ich das mal so sage, aber das sieht in den Filmen um Größenordnungen sauberer, intakter, sicherer, aufgeräumter, angenehmer aus als das Berlin von heute. Da würde ich sofort flanieren gehen, während ich im Berlin von heute abgeranzte Klamotten anziehe und versuche, Wertgegenstände nicht mitzunehmen, und wenn doch, schwer zu klauen innen zu tragen.

Die Politik, die Medien merken gar nicht, dass es nicht die Rechten sind, die die Leute dazu bringen, „rechts“ zu wählen, sondern die Linken. Sie selbst. Weil es ja, wie ich so oft sage, keinen „Rechtsruck“, sondern eine Linksflucht gibt.

Die Leute wählen nicht „rechts“, weil sie „rechts“ sind, sondern weil sie „links“ nicht mehr aushalten.

Und damit sind wir bei einem meiner Steckenpferde, nämlich den selbstverstärkenden Fehlern: Man meint, alles „Rechte“ mit Migration, Diversität, Zwangstoleranz, Abschaffen von Regeln bekämpfen zu können. Also verstärkt man es, und macht es damit schlimmer.

Kurioserweise läuft, als ich das schreibe, gerade „aspekte“ im ZDF mit einem Bericht über den Berliner Flughafen Tempelhof, einer der damals größten deutschen Flughäfen, und ich glaube sogar der Welt, und der hatte damals bereits nach eineinhalb Jahren Bauzeit Richtfest. Bei den damaligen Mitteln und Maschinen. Vergleicht das mal mit dem BER.

Die Frage, wie die damals Hitler wählen konnten, wie das passieren konnte, ist ein Merkmal von Unwissen. Das waren nicht Parolen, sondern das war nach einer Zeit kommunistischer Agitation und Gewalt zunächst wieder eingeführte Ordnung.

Unser Problem ist, dass wir Philosophen haben. Wir bräuchten aber Historiker.