Donation scheme
Herrschaftszeiten.
Eben klingelte es (Berlin) an der Tür.
Ich dachte, Paketbote. Steht einer vor der Tür in gelber Warnweste, Migrant, quatscht mich auf Englisch an, irgendso eine Charity, die armen Kinder, sie helfen in Syrien und Sudan.
Ja, sage ich, da würden wir ja schon Millionen hin zahlen.
Ja, sagt er, aber irgendwie mit die armen Kinder, man muss ihnen doch dringend helfen.
Aha, und was wollen Sie da jetzt von mir? Sie wollen doch Geld von mir?
Nein, sagt er, es gehe nicht um „money“, es gehe um „donation scheme“.
Er möge das Weite suchen, befinde ich.
Minuten später. Ich gucke durch den Türspion. Er steht an der Nachbarstür, der Nachbar macht aber nicht auf. Ist wohl nicht da.
Ich mache wieder auf. Was er noch hier verloren habe, frage ich. Er zeigt mir nochmal seinen laminierten Zettel, den er umhängen hat. Sowas in A6, was jeder drucken, ich aber auf die Entfernung nicht lesen kann. Irgendwas mit einem orangefarbenen Pfeil drauf. Sie hätten eine Genehmigung, sie dürften das. Nein, sage ich, das hier ist ein privates Gebäude, so eine Genehmigung gibt es nicht, sich in privaten Gebäuden rumzutreiben. Doch meint er, die Leute hätten ihn doch über die Türsprechanlage reingebeten, also dürfe er das. Das kann ja gar nicht sein, meine Antwort, denn die Nachbarn auf der Etage sind ja offensichtlich gar nicht da, können ihn also auch nicht reingelassen haben. Und weil ich die Nachbarn kenne und hier von Einbrechern gewarnt wurde, glaube ich auch nicht, dass die bewusst jemanden reinließen, der nur Englisch spricht. Die meisten verstünden ihn wohl auch nicht, sein Englisch war auch nur von der Aussprache gut, aber nicht vom Satzbau und Vokabular. Es drücken alle reflexhaft, wenn es klingelt, weil ständig Paketboten kommen.
Geht mir auf die Nerven, wenn man schon an der Wohnung heimgesucht wird, im wahrsten Sinne des Wortes.
Nun frage ich mich, ob das nur ein Vorwand war, um ins Haus zu kommen und eventuell auszuspionieren, wer wo wie wohnt, wer tagsüber da ist oder etwas in der Art.