Ansichten eines Informatikers

Hubschrauber im Kaminaufwind

Hadmut
10.7.2024 10:15

Technische Anmerkungen.

Ich habe eine Reihe von Zuschriften direkt oder indirekt (Bekanntenkreis der Leser) von Pilotenstellungnahmen bekommen. Sind ausgefallen wie erwartet.

Einige beschrieben solche Wärmequellen wie Schlote als zwar deutliche, aber nur schlauchförmige Aufwinde, von begrenztem Umfang. Und bestätigten meine Aussage, dass man hinter einem Aufwind, nicht wieder runterfällt, sondern auf der Höhe, auf die man angehoben wurde, weiterfliegt. Weil solche Aufwinde aus Kaminen und ähnlichem aber schlauchförmig begrenzt sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass da viel passiert, denn ein Flugzeug oder Heli hat ja eine gewisse Eigengeschwindigkeit und Massenträgheit, und ob sich da in den paar Millisekunden viel tut …

Von einer Seite kam der Hinweis, dass es über Kraftwerkskühltürmen so richtig abgeht und rasant nach oben geht.

Ja, das ist klar, aber das ist auch etwas völlig anderes, als ein Krematoriumsschlot. Die Luft ist nicht heiß oder giftig, sondern nur feucht und warm, aber sehr viel mehr, und hat Schwung durch den Kamineffekt. Ich war mal im Kühlturm eines Kernkraftwerks. Sehr erstaunlich, denn der ist praktisch fast leer, nur ein großes Rohr, in dem viel warmes Wasser runterfällt, unten rundum offen, und die aufsteigende Luft wird vom Wasser erwärmt (das Wasser dabei gekühlt) und kommt in diesen Kamineffekt. Da zieht’s, das ist sagenhaft. Beobachtung: Draußen war der Himmel nicht zu sehen, dichte, geschlossene Wolkenschicht, und zwar so tief, dass sie den Kühlturm umschlossen, oder zumindest so wirkten, denn es war überhaupt kein Himmel zu sehen. (Eigentlich hängen Wolken in aller Regel deutlich höher als ein Kühlturm hoch ist, aber es sah halt einfach nach komplett geschlossenem Himmel aus.) Im Kühlturm dann die Überraschung: Oben strahlend blauer Himmel. Weil der aufsteigende Luftstrom ein richtiges rundes Loch in die Wolken schießt. Enorme Thermik, aber nicht giftig und kein Mangel an Sauerstoff wie bei Verbrennungsabgasen, nur feucht und stinkt modrig.

Besonders interessant:

Hallo Herr Danisch,
ich habe einmal einen Berufs-Helipiloten aus´m Bekanntenkreis gefragt.

Zitat:

“Erstens können die Abgase die zulässig Höchsttemperatur für die Außentemperatur (bei uns max 50°C) schnell übersteigen.

Zweitens hat es meines Wissens noch keiner ausprobiert, ob man wegen der Dichte durchsackt oder wegen des Aufwinds abhebt.

Drittens ist der Referenzverlust durch die Abgase gefährlich.

Viertens werden dabei die Abgase für die Lüftung der Kabine angesaugt. Ohnmacht und Vergiftung könnten drohen.

Also alles in allem keine gute Idee und für uns ein No Go ✌”

Gruß

Genau das, was ich geschrieben habe: Unklar, welcher Effekt überwiegt, aber man würde über so etwas erst gar nicht darüber fliegen, unter anderem wegen der Gefahr der Vergiftung oder des Erstickens, der Ohnmacht. Und die Sache mit der maximalen Außentemperatur dürfte sich wohl vor allem auch auf den Motor beziehen. Könnte sein, dass der dann nicht mehr funktioniert. Vielleicht aber auch die Aerodynamik des Rotors verschlechtern.

Wie geschrieben: Ich wäre da – je nach Höhe und Zahl/Größe der Schornsteine – außenrum geflogen.

Was übrigens, wenn ich so darüber nachdenke, einen beachtlichen Nebenaspekt haben könnte. Man hat nämlich auch Probleme damit, über aktive Vulkane zu fliegen. Nicht nur wegen der Thermik, die bis in die obersten Flugebenen geht, weil ein Vulkan Substanz in diese Höhe schleudern kann, von der man nicht getroffen werden will, und die Asche die Triebwerke zerstören oder zumindest außer Betrieb setzen kann (irgendwer hatte da mal komplette Triebwerksausfall, es aber durch einen Sturzflug geschafft, die Triebwerke wieder freizublasen und anzulassen) oder die Frontscheibe in Milchglas verwandeln kann (gab’s auch schon). Vor allem können die Abgase Mensch und Motor/Triebwerk ersticken.

Für Menschen gibt es Sauerstoffflaschen. Inzwischen gibt es aber auch elektrische Flugzeuge. Es könnte also durchaus sein, dass man jetzt bessere Möglichkeiten hat, Vulkane zu überfliegen. Wenn man es überhaupt noch bemannt macht und nicht gleich eine Drohne verwendet.