Ansichten eines Informatikers

8-Zoll-Disketten

Hadmut
11.7.2024 16:55

Ein Leser fragen an, ob ich der Bundesmarine mit einer 8-Zoll-Diskette aushelfen könnte.

Ein Leser meldet sich und meint, dass Heise schreibt, dass laut „Augen geradeaus“ die Bundesmarine händeringend 8-Zoll-Disketten als Ersatzteile für die Fregatten der Brandenburg-Klasse suche.

Ähm, nein. Ich habe keine mehr.

Ich bin zwar so alt, dass ich meiner zweiten Computer-Experimente tatsächlich noch mit 8-Zoll-Disketten angefangen haben, nach einem IBM Schreibcomputer mit Ringkernspeicher und Kassettenlaufwerk, nämlich auf einem Textsystem, das nach meiner Erinnerung Feiler Lili 2 hieß, einen 8080 hatte, und so wenig Speicher, dass man eine A4-Seite noch in mehreren Teilen abspeichern musste, um sie dann auf dem Typenrad-Drucker auszudrucken, und dafür gleich komplett mit einem großen Schreibtisch geliefert wurde, in den das Ding in die Unterschränke eingebaut war, aber wir sind damals noch deutlich vor 1981 auf ein anderes System mit total modernen 5,25-Zoll-Disketten umgestiegen, und deshalb habe ich auch seit ungefähr 45 Jahren keine 8-Zoll-Disketten mehr. Und hatte sie bisher auch nicht vermisst.

Wenn man es aber genau liest, suchen sie keine 8-Zoll-Disketten, sondern etwas, was 8-Zoll-Diskettenlaufwerke emuliert, angeblich aus dieser Ausschreibung, bei der ich aber wegen angeblich deaktivierter Cookies (stimmt nicht, habe ich nicht) nur eine Fehlermeldung bekomme. Sie zitieren daraus

Während die Waffentechnik grundlegend erneuert wird, soll allerdings die Betriebstechnik des Schiffes zwar angepasst, weitgehend aber erhalten bleiben. Das führt zu der Ausschreibung, die das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) im Juni veröffentlichte:

Ersatz Floppy Disk Einheit

Entwicklung und Integration an Bord eines emulierenden Speichersystems zum Ersatz der Floppy Disk Einheit für die Messwerterfassungsanlage an Bord der Fregatten Klasse 123.

Sie wollen das ganze Floppy-Laufwerk austauschen, und suchen ein Speichersystem, was man wie eine Floppy ansprechen kann, damit man das an Stelle der Laufwerke einbauen kann, weil man die ja nicht mehr bekommt.

Das sollte sich machen lassen, wenn man noch Dokumentation über die Modulationsart auftreiben kann. Die damaligen Floppy-Laufwerke hatten eine realtiv simple Schnittstelle. Tatsächlich angesehen hatte ich mir die nur bei 5,25 und 3,5-Zoll-Laufwerken, aber ich glaube mich erinnern zu können, dass die Schnittstelle schon seit den 8-Zoll-Laufwerken gleich war. Da gab es als Eingang den Indikator für das Index-Loch, ich glaube, der Schreibschutz wurde auch angezeigt, und der Nullfahrt-Indikator, wenn der Kopf auf Spur 0 angekommen ist. Außerdem, ob das Laufwerk offen oder geschlossen ist. Und die Daten, die der Lesekopf liefert. Raus gingen das Kommando für einen Spur-Schritt, mit Richtung hoch oder runter, die Schreibdaten und das Schreibflag. Das sollte sich eigentlich mit einem ESP32 machen lassen, oder besser und stabiler, aber etwas aufwendiger mit einem FPGA.

Es gibt auf Youtube Videos, in denen Leute alte Floppylaufwerke mit Arduinos ansteuern, um darauf Musik zu spielen, aber das ist natürlich sehr viel einfacher, weil die sich da ja nicht um die Modulation und das Timeing des Lesens, sondern nur um die Bewegung der Köpfe scheren, aber grundsätzlich sollte so etwas möglich sein.

Gruselig der Gedanke, dass man Emulatoren für alte Floppylaufwerke entwickeln soll. Zumal schwierig aufzutreiben. Aber vielleicht gar nicht mal so abwegig, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt und 8-, 5,25- und 3,5-Zoll-Laufwerke die im Prinzip gleiche Schnittstelle hatten, denn dann könnte man gleich einen Emulator für alle drei entwickeln, und da könnte ich mir vorstellen, dass es noch genug alten Kram gibt, der mit Diskettenlaufwerken betrieben wird, für den man Ersatz sucht.

Ja, ich denke, für jemanden, der fit in der Programmierung von FPGAs ist, sollte das gut zu machen sein. Dazu dann einen kleinen Rechner ab etwa der Leistungsfähigkeit eines Raspberry, evtl. noch einen kleinen Bildschirm, mit SSD, der die Disketten-Images verwaltet, und dann sollte das gehen.

Wundert mich eigentlich, dass es das nicht schon gibt.