J.R. Ewing
1981 kam der Straßenfeger „Dallas“ im deutschen Fernsehen. [Nachtrag 2]
Und obwohl eine amerikanische Serie, fern jeder deutschen Realität: Ein echte Gassen- und Straßenfeger, weil es damals ja noch keine Wiederholungen und keine Mediatheken gab und jeder das gesehen haben musste.
Ich fand das damals zum Quieken komisch, als ich herausfand, dass „Dschäiarr Juing“ für „J.R. Ewing“, also eigentlich „John Ross Ewing“ steht, und die die Anfangsbuchstaben zu einem Quasi-Vornamen verschmelzen, als würde ich „Haweh Danisch“ heißen. Auweh. (Erst jetzt, als ich die Jahreszahl gegoogelt habe, habe ich herausgefunden, dass der angeblich als Referenz auf die von James Dean gespielte Figur „Jett Rink“ im Vorbildfilm „Giganten“ die Initialen „J.R.“ bekam.) Gibt ja auch J.J. Abrams, „Tschäytschäy“, und in Spiderman heißt Mary Jane Watson auch „MJ“. Ich finde es immer noch zum Quieken.
Ähnlich komisch finde ich es, wenn die an Namen zur Verniedlichung „-boy“ (Waltons: „Gute Nacht, John-Boy“) oder „Little“ (Bonanza: „Little Joe“) setzen, oder bei Kleinkindern „Baby“ davorsetzen, und die dann nicht sagen, dass das Baby „Sue“ heißt, sondern dass das Kind „Baby Sue“ heißt, und die das als Teil des Namens ansehen.
Ich dachte eine Zeitlang, das käme nur im Fernsehen vor, das wäre so ein spezieller Fernsehkitsch für die Fernsehserien, genauso wie die babyartigen Kiekse-Stimmen mancher Frauen, dass die da irgendwelche Stereotype und Klischees für das Fernsehen gebaut hätten, damit es leicht wiedererkennbare Rollen sind. Die gibt es ja in anderen Ländern auch, wie in den klassischen chinesischen Filmen. Ich dachte, so kann man doch real gar nicht rumlaufen oder sprechen. Ich war dann aber sehr verblüfft, als ich Amerikaner kennenlernte und in den USA war, und dort beobachtete, dass die das wirklich so machen. Ich habe da wirklich Leute mit solchen Namen und solchen albernen (erlernten und antrainierten!) Kiekse-Stimmen erlebt. Zwischenzeitlich ist das ja eskaliert, weil die ihren Kindern ja immer beklopptere Namen geben. Ein Amerikaner sagte mir mal, ich solle gar nicht erst damit anfangen, über ihre lächerlichen bekloppten Namen nachzudenken, denn sie seien einfach nur willkürlicher Schrott, der effektiv einfach gar nichts bedeute, und jede Sekunde des Nachdenkens darüber sei reine Zeitverschwendung. Man solle sie einfach hinnehmen, wie sie sind, und sich um andere Probleme kümmern. Es gehe bestenfalls um den Klang und sonst um gar nichts. Vermutlich kann man dort inzwischen „Sieben zum Quadrat“ nennen. Oder „Seven of Nine“, wobei „Seven“ als Name ja eigentlich noch ziemlich gut klingt.
Lange hatte ich mich auch gewundert, warum die in Dallas die Großmutter immer so liebevoll „Miss Ellie“ nennen, das ist aber in den Südstaaten ein Respektstitel auch für ältere, verheiratete Frauen, wie auch in „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ und „Miss Ellen“ in vom Winde verweht. Das hat gewisse Parallelen zu unserem „Frau“, was ja auch eine Art Adelstitel wie „Herr“ ist, denn das Gegenstück zu „Mann“ ist eigentlich „Weib“. Aber sprechen wir uns innerhalb der Familie mit „Frau Luise“ an? Naja, als ich Kind war galt es als ungezogen und rüpelhaft, die Tante oder den Onkel mit Vornamen anzusprechen, Siezen war aber auch nicht angemessen, also mussten wir sie immer mit „Tante …“ und „Onkel …“ ansprechen, so ein Zwischending zwischen Du und Sie. Dabei ist es auch in Deutschland noch gar nicht so lange her, dass Kinder ihre Eltern zu siezen hatten („Herr Vater, möchten Sie …“). „Miss Ellie“ ist halt lieb gemeint und Südstaatenslang.
Richtig affig finde ich es dann, wenn Großvater, Vater und Enkel dieselben drei Namen haben, Vorname, Mittelname und Familienname, und dann erst „Jr.“ und dann „III.“ dahinterhingen. Ich bin Louis Jonathan Forthworth der III. Von einem IV. habe ich allerdings noch nie gehört.
Es geht mir allerdings auf den Wecker, wenn man in irgendwelche Adressfelder unbedingt amerikanische Muster eingeben muss, als ob jeder hier Vor-, Mittel- und Nachname hat, oder zumindest Mittelinitialen, und ich mich auch schon als „Hadmut W. Danisch“ eintragen musste, um mich überhaupt eintragen zu können, dann aber an der Telefonnummer scheiterte, weil sie einfach nicht in das Schema xxx-xxx-xxxx passte. An der Uni hatten wir einen Professor, der auf uns besonders affig wirkte, weil er in den USA studiert hatte, sich darauf enorm viel einbildete, und in Deutschland mit Mittelinitiale rumlief.
Vermutlich ist diese Mittelinitiale so der Vorläufer des Genderpronomens. Denn Mittelinitialen habe ich schon länger nicht mehr gesehen, damit eben alle mit Genderpronomen davor. Heute hat man nicht mehr den „G.“ in der Mitte (und es gilt als ausgrenzend und diskriminierend, vom G-Punkt zu sprechen), sondern stattdessen das Pronomen davor wie die Maske unter Corona.
Wie ich jetzt darauf komme?
Es ging doch den ganzen Tag darum, dass Donald Trump einen Gewissen „J.D. Vance“ zu seinem Vizepräsidentenkandidaten gemacht habe.
Eigentlich heißt er ja James David Vance. Und noch viel eigentlicher soll er unter dem Namen James Donald Bowman geboren sein, wohl benannt nach seinem Vater Donald, von dem es aber heißt, dass der die Familie früh habe sitzen lassen, was die Mutter in die Drogensucht gebracht habe, und ich würde vermuten, dass er den Namen gegen „David“ getauscht hat, weil er auf seinen Vater wohl nicht gut zu sprechen ist. Psychologisch wertvoll, dass er jetzt einen Donald Trump als quasi neue Vaterfigur hat. Wenn das mal kein Vatermörder wird. Es heißt ja, dass er ursprünglich erbitterter Gegner von Trump war. Vielleicht lag’s am Vornamen. Apropos Trump, der heißt mit Mittelnamen „John“ oder eben „J.“, zeigt aber sehr gut, dass man den Mittelmist im Namen, und das Pronomen davor nicht braucht, aber die richtige Frisur obendrauf.
Sie nennen ihn aber nun nicht 007-mäßig „Dschäimes“, (Mein Name ist Vance. James Vance. um bei Filmen zu bleiben), sondern niedlich-ulkig „Dschäidy“. Machen aus „J.D.“ quasi einen neuen Vorname. Was mich wiederum an meine Sturm- und Quiek-Zeit zur Erstaustrahlung von Dallas erinnert.
Man könnte, wenn man dort einen Sohn bekäme, ihn „Ian Quinn“ oder etwas in der Art nennen. Dann hieße der „I.Q.“ . Das wäre der Brüller auf dem Buchmarkt und an der Uni.
Nachtrag: Der Pilot in „Magnum“ hieß „T.C.“ für Theodore Calvin, aber da war Calvin möglicherweise sogar der Nachname. Und es gab eine Fernsehserie namens „T.J. Hooker“ für Thomas Jefferson Hooker.
Nachtrag 2: Wenn ich so darüber nachdenke, folgt sogar die Star-Wars-Nervensäge Jar Jar Binks diesem Namensschema.