Ansichten eines Informatikers

USA vor dem Zerfall?

Hadmut
1.8.2024 17:16

Interessante These.

Wir wissen ja nun aus der Weltgeschichte, dass es nicht funktioniert und nicht dauerhaft hält, verschiedene Länder, Staaten, Völker mit Gewalt zusammenzukleben. Das geht immer schief.

Beispiele: Sowjetunion, Tschechoslowakei, Yugoslawien. Früher oder später gehen die sich an den Hals oder zumindest halbwegs friedlich auseinander. Man kann darüber diskutieren, ob die EU auch auf die Liste muss.

Laut WELT behauptet nun der britisch-amerikanische Historiker Niall Ferguson, dass sich die USA in der Phase des Zerfalls befinden, in dem sich die Sowjetunion an ihrem Ende befand.

Sie beziehen sich auf einen englischen Artikel, und das ist wohl der hier.

Die heutigen Vereinigten Staaten befänden sich in spätsowjetischen Zuständen. Seine Argumente: Die Lebenserwartung der Amerikaner sinke, die Schuldenlast wachse rasant und das Land werde von einer Gerontokratie regiert, einer Herrschaft der Alten. Die gleichen Zutaten, die in den 80er-Jahren die Sowjetunion zugrunde gehen ließen.

Das alte Problem: Der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität. Nur weil sich die Ländern in diesen Punkten ähneln, heißt das nicht, dass sie die gleiche Kausalität erleiden oder die Sowjetunion an Überalterung untergegangen wäre.

Ich glaube nicht, dass man die Situationen wirklich so vergleichen kann, denn während die Sowjetunion ein künstlicher, erzwungener Zusammenschluss ganz verschiedener Völker und Kulturen war, sind die USA eher eine homogene Masse von alkalischer Langweiligkeit. Mir ging das ja so auf den Wecker, dass wenn man in den USA 3 Städte, 3 Dörfer und 30 Leute kennt, man im Prinzip eigentlich alle kennt. Irgendein deutscher Küchenhersteller beklagte das vor Jahren mal, als er gefragt wurde, warum er in den USA aktiver als in Europa ist, dass man in Europa für jedes Land ganz andere Küchen anbieten muss, andere Prospekte mit anderen Botschaften in anderen Sprachen herstellen muss und Verkaufen in Europa deshalb sehr aufwendig wäre, während man in den USA eine Küche und einen Prospekt im ganzen Land anbieten kann. Die Leute bewegen sich kulturell im Viereck zwischen Texas, Kalifornien, New York und Freaks jeder Art, zuzüglich jener ohne überhaupt erwähnenswerte Eigenschaften in Staaten wie Ohio.

Es ist ja nicht so, dass die Konflikte in den USA zwischen verschiedenen Indianerstämmen oder Indianern und Weißen entstehen, obwohl das Prinzip der Zwangsgemeinschaft durchaus besteht: Schwarze und Weiße. Alle Schwarzen fühlen sich durch die Sklaverei ihrer Heimat entrissen und in die USA gezwungen, obwohl die meisten Schwarzen in den USA kurioserweise nicht mal Nachfahren von Südstaatensklaven sind. Viele derer, die sich beschweren, sind in Wirklichkeit Nachfahren von Leuten, die freiwillig in die USA gingen, weil es ihnen da besser ging (oder sie das glaubten), nicht wegen der Sklaverei. Zumal auch bisher keiner erklärte, was ihn eigentlich daran hinderte, wegzumigrieren, wenn doch sowieso gerade alles migriert und die USA so schlimm und rassistisch wären.

Die Ähnlichkeit ergibt sich wohl eher daraus, dass die USA nach links gekippt sind und Sozialismus/Kommunismus zuverlässig alles kaputt bekommt. Die beobachteten Ähnlichkeiten halte ich aber eher für symptomatisch und nicht für kausal.

Man könnte jetzt natürlich die Frage stellen, ob der große amerikanische Bürgerkrieg der Nordstaaten gegen die Südstaaten eine solche gewaltsame Zusammenfügung zweier verschiedener Länder und Kulturen war, quasi eine Sowjetunion, weil der im Prinzip sozialistische Norden den unsozialistischen Süden vereinnahmt hat um eine Union, die United States zu formen. Aber ob man das mit der Sowjetunion vergleichen kann?

Ferguson scheint de Kommunismus und den Genderismus in der Wirkung zu vergleichen:

Meanwhile, as in the late Soviet Union, the hillbillies—actually the working class and a goodly slice of the middle class, too—drink and drug themselves to death even as the political and cultural elite double down on a bizarre ideology that no one really believes in.

Eine gewisse Parallele ist nicht zu verkennen. Eine marxistisch-sozialistische selbsternannte Elite knechtet das Land mit einer Schwachsinnsideologie, unter der das Arbeiten keinen Sinn mehr ergibt, und die Bevölkerung einfach aufgibt. Gender und Wokeness als der Kommunismus der USA, Black Lives Matter. Ich gebe zu, der Gedanke hat was, und dass Gender und Wokeness marxistischer Schwachsinn sind, hatte ich ja auch schon oft im Blog. Und dass beide, Sowjetunion und USA, von Geisteswissenschaften und Marxisten zerstört werden. Ich glaube aber nicht, dass die Ähnlichkeiten so eng sind, dass daraus Prognosen zu sehen sind, sondern es eher unterhaltsam und doktorarbeitsträchtig ist, es zu beobachten und zu vergleichen, wo sie sich unterscheiden.

Nicht ohne Humor ist die Beobachtung, dass beide Länder von alten Männern regiert werden, die nicht mehr viel mitbekommen. Die Ähnlichkeit zwischen Leonid Breschnew und Joe Biden drängt sich ja auch auf. Mehr oder weniger. Und auch, dass die Russen damals alle besoffen waren und die Amerikaner alle voll Fentanyl sind.

Deshalb finde ich die Frage – zumindest vorläufig – viel interessanter, ob, wie und in welcher Phase eines Ver- und Zerfalls sich die USA befinden und nicht so sehr, ob sie sich darin der Sowjetunion ähneln. Dass die Sowjetunion untergangen ist, wissen wir.

Ob, wann, wo, wie die USA untergehen, wäre erst einmal popcornig mitzuerleben, zu beobachten, zu dokumentieren. Und dann, wenn man zwei Leichen hat, dann wäre die Zeit, sich die Parallelen anzuschauen.

Sagen wir es so: Der Unterschied zwischen Schlauen und Dummen ist, dass die Schlauen einen Fehler nur einmal machen. Marxisten dagegen sind Leute, die denselben Fehler immer wieder machen.

Bin mal gespannt, was von Europa übrig bleibt, wenn die USA in sich zusammenstürzen.

Meine Prognose wäre, dass Europa eine Kolonie des nahen Ostens wird, und die USA so eine Art Zombieland werden.