Ansichten eines Informatikers

Vom Versuch, Kalifornien zu retten und neu zu erfinden

Hadmut
3.8.2024 19:47

Wenn sogar der SPIEGEL merkt, dass es nicht mehr läuft.

Selbst der linke SPIEGEL merkt, dass Kalifornien, der einstige Vorzeigestaat der Vereinigten Staaten, der, wäre er ein Land, alleine schon in der Wirtschaftsrangliste der Nationen ganz vor und vor den meisten Ländern gelegen hätte, auf dem letzten Loch pfeift, und dass das fast nur noch eine Ansammlung von Armut, Drogen, Kacke und Diebstahl ist. Selbst Hollywood ist im Verfall.

Beachtlicherweise zählen sie jede Menge Verfallssymptome auf, sogar, dass Hollywood 2023 von den Gewerkschaften mit ihren Streiks ziemlich gebeutelt und weitgehend lahmgelegt wurde, oder dass die Wahlen dort von den Lobbygruppen beeinflusst würden, voran die Lehrer- und die Gefängniswärtergewerktschaft, aber sie vermeiden es fast durchgehend, die Ursachen zu benennen: Linke Politik, Genderschwachsinn, Wokeness. Wobei, so ganz kommen sie nicht daran vorbei:

Sylvester Stallone etwa, der seine Villa in Hollywood an die Sängerin Adele verkauft hat und nach Palm Beach in Florida geflohen ist, auch aus politischen Gründen, wie er sagte. Er habe die allgegenwärtige »Wokeness« nicht mehr ertragen, die in kaum einem Ort der Welt gründlicher ernst genommen wird als in Kalifornien. Oder Elon Musk, der die Firmenzentrale von Tesla nach Texas verlegt hat, ein Schritt, der nicht nur steuerliche Gründe hat.

Die Flucht ist auch in den Innenstädten zu besichtigen, allen voran in der von San Francisco, die einmal zu jedem touristischen Pflichtprogramm gehörte und heute an die Viertel in den ärmsten Städten der Welt erinnert, heruntergekommen und verdreckt. Marken wie Christian Louboutin, Lululemon, Nordstrom, Old Navy oder der Luxusbiomarkt Whole Foods sind weggezogen. Und von jenen Geschäften, die noch geblieben sind, haben einige aus Angst vor Plünderungen zeitweilig ihre Schaufenster vernagelt.

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Schon in den Siebzigerjahren entwickelte sich das einstige Flower-Power-Mekka Haight-Ashbury zum heruntergekommenen Drogenbezirk; einige der Hippies machten Karriere in der Stadtverwaltung, setzten sich in den Siebzigerjahren für Schwulenrechte, in den Achtzigern für den Umweltschutz und in den Neunzigern für eine liberale Drogenpolitik ein.

Die Silicon-Valley-Millionäre und -Milliardäre hatten irgendwann keine Lust mehr, im vorstädtischen Valley zwischen Einkaufszentren, Büroparks und Parkplätzen zu leben, und kauften in San Francisco, was noch zu bekommen war. Die geografische Lage sorgte dafür, dass die Stadt kaum Möglichkeiten hatte, sich auszudehnen, was sie ab der Jahrtausendwende zur teuersten Stadt der USA machte.

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Jeden Mittag kam hier eine bunte Menge von Menschen zusammen, die sich Sandwiches für 23 Dollar leisten. Inzwischen darf man Mesnicks Laden nicht mehr betreten, wenn er um zwölf öffnet. Ein Tisch verbarrikadiert von innen die Türschwelle, dahinter steht ein Mitarbeiter, der Bestellungen annimmt und Sandwiches nach außen reicht. »Es ist eine zusätzliche Schutzmaßnahme«, sagt Mesnick, denn das ehemalige Techviertel ist inzwischen eine »high crime area«. »Es ist sicherer, wenn hier keine Leute reinkommen.«

Im Park gegenüber hätten früher die Techbros Sport gemacht, doch dann kamen die Junkies und die Zelte, die erst vor Kurzem abtransportiert wurden. Auf dem Bürgersteig gegenüber steht Zelt an Zelt.

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»Man hat in San Francisco einen Ort geschaffen, an dem Strohhalme, Alufolie und Nadeln kostenlos ausgehändigt werden«, sagt Mesnick. »Du kannst dir aus jedem Laden nehmen, was immer du brauchst. Du kannst überall hinpinkeln und hinscheißen, du kannst dein Zelt aufbauen, wo immer es dir passt. Die Stadt hilft Menschen zu sterben.«

Es gebe noch immer diese Geschichte, sagt Arnold Schwarzenegger in seinem Sessel: Kalifornien als Mix aus Erfolgen und Niederlagen, Wunder und Katastrophen, sie gehört zum amerikanischen Traum. Aber wie lange kann man sie noch glauben?

Eigentlich müsste so ein Artikel ja eine Analyse dessen sein, wie linke Politik selbst den leistungsfähigsten Staat der USA, einen der leistungsfähigsten, wenn nicht den leistungsfähigsten der Welt, in kürzester Zeit in einen sozialistischen Misthaufen verwandelt hat, ein Flickenteppich aus Drogen, Kacke und Zelten.

Aber daran versagt der SPIEGEL völlig. Zuviel der Erkenntnis, zuviel der journalistischen Anforderung.

Stattdessen wird es ein Portrait Arnold Schwarzeneggers, und ein halbherziger Bericht darüber, dass sie jetzt Kalifornien neu aufbauen, neu starten wollen.

80 Kilometer nördöstlich von San Francisco würden ein paar Milliardäre eine neue Stadt bauen, hätten dazu eine riesige Fläche von Weideland zusammengekauft, auf der sie ihre fiktive Stadt „California Forever“ (so zumindest heißt das Unternehmen) bauen wollen.

»Wir müssen neu überdenken, wie wir zusammenleben wollen«, sagt Sramek auf den Bürgerabenden. »Wie wir unsere Kinder in die Lage versetzen können, in Kalifornien gut zu leben.«

In den Animationen sieht die neu zu gründende Stadt nicht aus wie Amerika, eher wie irgendetwas in Italien. Die Stadtviertel sollen sicher sein und frei von Fentanyl-Leichen, Reihenhäuser für gute Nachbarschaft, die neuen Bewohner sollen vieles zu Fuß erreichen können, es soll Fahrradspuren geben und Busse, Parks und Seen. Am Ende sollen 400.000 Menschen dort leben. Der Spatenstich für die Bauarbeiten ist für 2028 angesetzt, im selben Jahr sollen die ersten paar Tausend Menschen dort siedeln.

Die Stadt ist ein libertärer Traum. Keiner mehr, der dazwischenredet. Keine Behörden, die mit großem Aufwand versuchen, immer wieder nur das Kaputte zu reparieren. Man könnte das für Hybris halten.

Es wird (mir) nicht ganz klar, ob das ein Gegenentwurf zur Vermüllung Kaliforniens werden soll, oder ob man den Beweis antreten will, dass ein sozialistisches Leben doch noch möglich sein sollte.

Ich glaube aber nicht, dass es funktioniert. Wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Und ich glaube nicht, dass die den Laden noch retten können. Selbst wenn sie mit viel Aufwand die Fentanyl-Leiche da raushalten können – den Woke-Schwachsinn werden sie nicht mehr in denn Griff bekommen.

Sylvester Stallone hat recht: Man kann nur noch weg.