Ansichten eines Informatikers

Korruptes Säbelfechten

Hadmut
4.8.2024 23:49

Oh, oooh, o weh, o weh, o weh.

Im Ersten kommt gerade ein Bericht darüber, dass es in der Säbelfechterei massive Manipulationen und Korruption gebe.

Ich will dazu anmerken, dass ich in meiner Schulzeit viele Jahre Florett und vor allem Säbel gefochten und das dann mit Umzug und Oberstufe aufgegeben habe, also so ein bisschen weiß, wovon die reden und wovon ich rede. Damals war das zwar noch so, dass es elektrische Trefferanzeigen nur für Florett und Degen gab, nicht für Säbel, und man bei Säbel völlig dem ausgeliefert war, was der Obmann gesehen hat und was nicht. Weil ich natürlich in der Jugend nie zu wirklich großen Turnieren kam, ging das noch halbwegs, weil das damals auch nach Gehör ging, weil man beim Säbel dann, wenn der Obmann sehr nahe steht, viele (nicht alle) Treffer gut hören konnte. Die Einführung elektrischer Trefferanzeigen beim Säbel war kurz nach meiner Zeit, die habe ich nicht mehr miterlebt, und ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht, wie die beim Säbel genau funktioniert. Bei Florett und Degen ist das einfach, da ist in der Spitze ein Schalter, der beim Treffer gedrückt wird, weil Stichwaffen. Beim Florett dient die Brokatweste dazu zu messen, ob der Treffer auf einer zulässigen Trefferfläche gesetzt wurde. Dazu kommt, dass bei Florett und Degen eine definierte Kraft erforderlich sein muss, um zu treffen, leichte Berührungen also ausgeschlossen werden sollten. Normalerweise gab es da zylindrische Gewichte mit einer Bohrung, die testweise auf die Waffen steckte und die da vom reinen Gewicht noch nicht auslösen durften, mit Fingerantippen dann schon. Wenn ich mich jetzt recht erinnere, waren das beim Florett 500 Gramm und beim Degen 750. Damit ist dann schon recht klar, wann die Waffe auslöst und einen gültigen oder fehlerhaften Treffer meldet. Einfache Berührungen reichen nicht. Damals waren die Meldeanlagen noch sehr, sehr simpel aufgebaut, die erste gemeldete Aktion blockierte jede weitere, je nach Waffe mit Verzögerung, es wurde also immer angezeigt, was als erstes passierte. Wobei auch Simultantreffer innerhalb eines kurzen Zeitintervals erkannt wurden. Das ist heute sicherlich komplexer und mit Mikroprozessoren. Florett und Degen kann man recht gut messen, aber auch da kommt noch die Schiedsrichterentscheidung dazu, wer überhaupt gerade das Angriffsrecht hat. Man kann nicht einfach hinstochern, sondern wenn einer angreift, muss der andere, im Prinzip, zuerst parieren, um dann selbst angreifen zu dürfen. Und wer angreift, darf nicht zögern und nicht zucken, sonst gilt der Angriff als beendet und der andere hat das Recht und so weiter. Das kann die Trefferanzeige natürlich nicht erkennen. Deshalb ist es noch kein Treffer, wenn es piept und leuchtet. Der Obmann muss das auch so gesehen haben. Aber es ist schon mal eine ordentliche Grundlage.

Säbel ist aber eine Stich- und Hiebwaffe. Ich sehe zwar, dass die da jetzt auch Brokatwesten tragen, aber ich weiß nicht, wie da die Waffe auslöst. Ich habe seit über 40 Jahren nichts mehr damit zu tun gehabt.

Was sie nun gerade sagten, ist, dass es zwar Anzeigen gibt, aber da die Letztentscheidung immer noch beim Obmann liegt und bei dem, was der da gesehen haben will und was nicht. Und da gäbe es eben ganz große Korruption, und manche sagten, die könne zum Ende des Säbelfechtens als Wettkampf führen.

Mal abwarten, was sich da tut.

Nachvollziehen kann ich das insoweit, als das zur Zeit der damaligen Säbelfechterei ohne Anzeige schon etwas abenteuerlich und glücksspielmäßig war. Und weil es mir eben nicht trivial erscheint, einen Säbel mit einer zuverlässigen elektrischen Trefferanzeige auszustatten. Das müsste ich mir mal anschauen. Ich hatte zwar damals normale und elektrische Floretts und auch zwei Säbel, aber ich hatte noch nie einen elektrischen Säbel in der Hand. Ich weiß nicht, wie die auslösen.

Ich habe mir die mal online angesehen. So ganz klar wird das da nicht, aber ich sehe, dass es zwei Kontakte, aber keinen Schalter gibt, und dass der Griff und ein Teil der Glocke elektrisch isoliert sind.

Also würde ich jetzt mal ins Blaue vermuten, dass der Säbel gar keinen Schalter oder anderen Auslöser hat, und lediglich die Klinge elektrisch verbunden ist, und der zweite Kontakt an die Glocke geht, weil ein Treffer auf die Glocke nicht zählt, um also Glockentreffer nicht als Treffer zu zählen, und die Isolierung dient, um Kurzschluss Glocke-Weste zu verhindern. Ist jetzt aber nur eine Vermutung ins Blaue, ich weiß nicht, wie die funktionieren. Aber wenn es so wäre, wäre das auch schon sehr Obmann-abhängig – und damit korruptionsanfällig.

Nicht schön.

Aber ehrlich gesagt: Es überrascht mich nicht so völlig. Ich habe mich zwar immer gewundert, wie die elektrische Anzeige bei einer Hiebwaffe funktionieren (und nicht jede beliebige Berührung anzeigen) soll – aber mich auch nie damit befasst. Anscheinend hängt da immer noch zuviel vom Obmann ab.