Kritik an Correctiv – was hat die Bundesregierung mit Correctiv zu tun?
Die Zweifel mehren sich.
Auf Publico gibt es einen Analyse von Alexander Wendt zu der Frage, was eigentlich hinter dem PR-Stunt mit der Potsdamer Villa: Die Affäre Correctiv – Anatomie einer politisch-medialen Operation
Längst steht fest: den behaupteten „Geheimplan“ gab es nie. Aber gab es einen geheimen Plan von Correctiv, Politik und Medien? Dafür spricht vieles – auch die Antwortverweigerung des Bundeskanzlers
Gehen die Angriffe auf Regierungskritiker von der Regierung selbst aus?
War dieser ganze PR-Stunt eine Geheimdienstoperation?
Genau dieser Verdacht steht im Raum: dass führende Politiker – beispielsweise Bundeskanzler Olaf Scholz – vorab über wesentliche Inhalte des Textes Bescheid wussten, den Correctiv am 10. Januar auf seine Seite stellte. Das legt nicht nur der äußere Ablauf nahe – aufwendige Großveranstaltungen mit Spitzenpolitikern und eine Bühnenversion des Correctiv-Textes schon kurz nach dessen Erscheinen –, sondern auch die Reaktion von Bundeskanzleramt und Correctiv selbst auf Fragen des Autors.
Beachtlich, von welcher Qualität die Correctiv-„Berichterstattung“ da war:
Correctiv zitiert noch nicht einmal einen vollständigen Satz Sellners, sondern nur Satzfetzen. Dann folgt mit „anders gesagt“ die Correctiv-Deutung, wobei die Autoren eine faktisch falsche Behauptung einschmuggeln: Ein „Grundrecht“, in Deutschland zu leben, gibt es nur für deutsche Staatsbürger, EU-Bürger und anerkannte Asylbewerber.
[…]
Das mit Abstand wichtigste Mittel im Text bleibt allerdings die Behauptung eines „Masterplans“ zur Massenvertreibung. Schon am Tag der Correctiv-Veröffentlichung benutzt die Märkische Allgemeine die Wendung „Masterplan Remigration“ und übernimmt ansonsten große Teile der Correctiv-Darstellung.
Zwei Tage später erscheint auf der Webseite der Linksaußen-Kampagnenplattform Campact ein Text, der die Formulierung „‚Masterplan‘ zur ‚Remigration‘“ schon in der Überschrift platziert. Es folgt ein Text mit teils frei erfundenen und wirr formulierten Behauptungen, etwa, mit dem „Geheimplan“ würden „Die Rechten“ neben der Vertreibung auch das Ziel verfolgen, „Deutschen mit Migrationsgeschichte das Wahlrecht erziehen (Originalschreibweise).“
Spätestens mit der Schilderung der Aktuellen Stunde des Bundestages auf einer Parlamentsseite erhält die Behauptung vom „Masterplan Remigration“ einen offiziösen Stempel.
Führt die Spur direkt in den Bundestag?
Zu den erfolgreichen stilistischen Mitteln von Correctiv gehört neben der Metaerzählung die Scheinpräzision. Gleich zu Beginn des Textes heißt es: „Das Treffen soll geheim bleiben. Die Kommunikation zwischen Organisatoren und Gästen sollte nur über Briefe laufen.
[…]
So konnten wir die Zusammenkunft genau rekonstruieren.“
In dem Correctiv-Stück tauchen in regelmäßigen Abständen kurze Einsprengsel auf, die den Eindruck einer Reportage herstellen sollen. Da liegt Schnee auf Autodächern, später verwandelt sich das Weiß auf den parkenden Autos in Matsch. Am Schluss heißt es: „Am Abend danach ist alles still. Das Hotel wirkt wie ausgestorben. Nur ein leichtes Fernsehflackern kommt aus der Juniorsuite.“ Dass Schnee erst fällt und gegen Mittag „zu grauem Matsch“ zerfließt, konnte jeder auch aus dem Wetterbericht für Potsdam entnehmen.
Der Verfassungsschutz will nicht verraten, woher er von dem Treffen überhaupt wusste.
Und interessant ist auch die Weitergabe an die Presse:
Medien geben zwar zu wichtigen Recherchen Vorabmeldungen über Nachrichtenagenturen heraus, die allerdings nicht die komplette Geschichte enthalten und zweitens für alle Abonnenten der Agentur zugänglich sind. So, wie Semafor Schraven wiedergibt, verhielt es sich hier völlig anders: Correctiv gab entweder die gesamte Story – jedenfalls laut Semafor – oder wesentliche Teile davon an einen Kreis von ausgewählten Medien weiter, mit denen eine „tiefe Beziehung“ besteht, und zwar mit dem ausdrücklichen Zweck, damit eine politische Welle gegen die AfD zu erzeugen. Das geht über mediales Handeln weit hinaus. Und zwar nicht nur von der Correctiv-Seite, sondern auch von den anderen vorab eingeweihten Organen. Eine Anfrage von Publico, ob Correctiv den Inhalt seiner Veröffentlichung vom 10. Januar im Ganzen oder in Teilen vorab anderen zugänglich machte, ließ die Plattform unbeantwortet. Eine Nachfrage, an wen genau, erübrigte sich damit.
In der weitgehend gleichgerichteten Medienwelle gab es kaum Versuche, andere Stimmen als die von Correctiv und aufspringenden Politikern überhaupt zu hören.
Und dann untersucht Wendt sehr ausführlich die Frage, ab wann und woher Bundeskanzler Scholz von der Sache wusste.
Es verdichtet sich der Eindruck, und Wendt führt das auch weiter aus, dass das alles ein inszenierter, aber sehr unseriöser PR-Stunt war, der die AfD erledigten sollte. Dass Correctiv systematisch und in irgendeiner Verbindung zur Regierung Fake News in Umlauf gesetzt hat.
Und die Regierung zahlt u.a. Correctiv Geld dafür zu erforschen, wie man Fake News erkennt und verhindert.
Ein langer Text, aber sehr lesenswert. Das sieht alles wie ein Medienskandal aus, könnte sich aber zum Regierungsskandal auswachsen.
Zufällig gab es vor ein paar Tagen auch einen Bericht bei Übermedien über eben diese Correctiv-„Berichterstattung“: Der Correctiv-Bericht verdient nicht Preise, sondern Kritik – und endlich eine echte Debatte. Und darauf gab es wieder eine Replik: Die Kritik an Correctiv ignoriert, was wir über Rechtsextremismus wissen
Die Mentalität der Presse lässt sich wohl so zusammenfassen: Gegen die AfD und Regierungskritiker ist jedes Mittel recht – denn der Zweck heiligt die Mittel, und viel Zweck heiligt viel.
Interessant ist auch die von Wendt aufgezeigte Verbindung zum Netzwerk Recherche – Ich hatte ja schon beschrieben, dass ich viermal auf deren Konferenzen im NDR und einmal in deren Online-Konferenz (von Coronas wegen) war, und die dabei damals schon zur Causa FDP/Brüderle/Dirndl beim übelsten Hetzen beobachtet und miterlebt habe, wie die Regierung da über die „Neuen Deutschen Medienmacher“ ihre Befehle kundtut, und wie ich vom NR selbst mit falscher Behauptung verleumdet wurde, um mich aus einer Online-Konferenz zu werfen, in der es um die linken Schlachtpläne der Medien ging.
Was Wendt da in seinem Artikel analysiert und beschreibt passt zu fast 100% zu meinen eigenen Erfahrungen mit Netzwerk Recherche.
Warum schreibe ich „fast“ und nicht zu 100%?
Als ich das erste Mal bei Netzwerk Recherche war, waren da noch etwas andere Leute am Ruder, die wenigstens noch ein gewisses Mindestmaß an Anspruch, wenigstens noch so eine gewisse professionelle Fassade wahren wollten – Thomas Leif und Hans Leyendecker. Damals gab es noch den Slogan der Veranstaltung und für jede einen Notizblock mit der Aufschrift „be first, but first be sure!“ Obwohl ich den Laden schon bei meinem ersten Besuch als sehr unseriös erlebte und Netzwerk Recherche sehr zu meinem sehr negativen Bild von der Presse beigetragen hat, hat man damals zumindest noch eine gewisse Form zu wahren versucht, wollte nicht allzu offensichtlich unseriös sein. Es gab dann da auch intern Krach, und einige Personalwechsel, und das wurde immer schlimmer, kulminierte damals schon im Feminismus, wo man erst gar nicht mehr versuchte, noch irgendwie seriös zu wirken, sondern es nur noch um Macht und Wirkung ging – Stichwort „wirkmächtig“. Es war im Prinzip der Übergang vom korrupten zum offen kriminellen, vom sozialistischen zum kommunistischen Journalismus.
Ich beobachte beim Journalismus denselben Effekt wie bei der Antifa: Offene Kriminalität, die scheren sich nicht mehr um Recht und Wahrheit, weil sie überzeugt sind, dass das linke Wunderland kommt, in dem sie nicht mehr verurteilt oder als schlecht angesehen werden können, sondern als Wegbereiter der neuen Weltordnung gefeiert werden.
Wendts Analyse passt genau zu meinen Erfahrungen.