Ansichten eines Informatikers

Das Bronze-Dilemma und der Rassismus

Hadmut
11.8.2024 2:57

Jetzt haben sie sich ein Problem gebaut.

Ich weiß nicht, ob Ihr das gesehen habt. Ich hatte den Fernseher nebenher laufen, dabei kaum auf die Turnübungen geachtet, weil die mich auch nicht so interessieren, aber den Streit mitbekommen:

Im Damenturnen hatte die Rumänin Ana Barbosu schon ihre Bronzemedaille gefeiert, weil die US-amerikanische Konkurrentin Jordan Chiles mit ihrer Wertung auf dem fünften Platz gelandet war.

Dann hatten die USA Protest eingelegt, weil ein Element der Übung (oder heißen die Einzelteile des Vortrags Übung?) nicht gewertet worden sei und somit Punkte fehlten. Dem Protest wurde stattgegeben und sie bekam mehr Punkte, kam dadurch auf Platz drei und bekam die Bronzemedaille, während sich Ana Barbosu zu früh gefreut hatte und auf den vierten Platz rutschte.

Ärgerlich, aber so schien es.

Nun berichtet der australische Daily Telegraph, dass das Sportgericht die Entscheidung wieder aufgehoben habe – aber nicht weil der Protest als solcher ungerechtfertigt wäre oder die Wertung falsch sei, sondern weil der Protest verspätet eingelegt wurde. Anscheinend gibt es eine Einspruchsfrist von 1 Minute, und der Protest wurde wohl 4 Sekunden zu spät eingelegt.

Der gezeigten Übung nach hat Jordan Chiles die Bronzemedaille wohl zu Recht bekommen, aber man ist laut dieses Artikels der Meinung, dass der Protest gegen die Fehlentscheidung 4 Sekunden zu spät kam und deshalb unzulässig sei, die Bronze-Medaille deshalb aberkannt und Ana Barbosu zugesprochen werde, obwohl der Artikel sagt, dass es noch nicht sicher ist, ob sie die zurückgeben muss. Es könnte auch auf ein salomonisches Urteil hinauslaufen und beide die Bronze-Medaille bekommen (was ich da noch am ehesten für richtig halten würde).

Anscheinend hat nun wohl Jordan Chiles ihren Social-Media-Account dicht gemacht und sich zurückgezogen, um ihre „mental health“ nicht zu gefährden.

Dafür packt nun ihre große Schwester die große Kanone aus und schimpft, das sei alles nur Rassismus, und es sei unvertretbar, die Medaille wegen eines 4 Sekunden verspäteten Einspruchs abzuerkennen, denn wenn die Richter ihre Arbeit richtig gemacht hätten, hätte es ja gar keiner Frist bedurft.

Das könnte problematisch werden.

Ich kenne deren Regeln nicht und müsste sie erst nachlesen. Aber so, wie der Daily Telegraph das berichtet würde ich in erster Näherung sagen, dass man da nur rauskommt, indem man beiden die Bronzemedaille zuerkennt, denn die Richter hätten demnach gleich zwei Fehler gemacht: Zuerst die falsche Wertung, und dann den verspäteten Einspruch anzunehmen. Damit gibt es zwei Geschädigte durch Fehler der Kampfrichter, je eine pro Fehler.

Es war allerdings, auch wenn sich das mit der mental health bekloppt anhört, wohl schlau, dass Jordan Chiles sich selbst stumm geschaltet und die Beschimpfung der Richter ihrer Schwester überlassen hat. Denn hätte sie das selbst getan, hätte sie wohl nachträglich noch disqualifiziert werden können.