Ansichten eines Informatikers

D-Zug

Hadmut
28.8.2024 20:22

Ich bin zutiefst verunsichert.

Verdammt.

Ich war bis 1991, bis es die ICEs gab, der Auffassung, dass der „D-Zug“ der schnellste Zug ist, und der u.a. deshalb so schnell ist, weil er nicht in jedem Kaff anhält, sondern nur in großen Städten, und auch deshalb schneller fährt.

Es gibt ja die Redewendung, die heute nur noch wenige verstehen, „Ein alter Mann ist kein D-Zug“.

Nun schreibt mir aber schon der Zweite, dass der D-Zug nicht D-Zug heiße, weil er ein durchfahrender Zug sei, wie ich das irgendwann mal gelernt habe, sondern weil er „Durchgangszug“ heiße, weil man von Waggon zu Waggon gehen könne (was nicht stimmen kann, weil nur Güterzüge Waggons haben, die Personenzüge haben Wagen).

Der D-Zug heisst D=Durchgangszug, weil man von einem Wagon in den anderen gehen, man also durch den Zug durchgehen kann.
Heute ist die Bezeichnung veraltet.

Was mich jetzt irritiert, weil ich Züge in freier Wildbahn, bei denen man das nicht konnte (abgesehen von Schienenbussen), selbst nicht mehr erlebt, sondern nur als kleines Kind einmal gesehen habe, nämlich einen Zug mit riesiger Dampflok im Hauptbahnhof Mannheim auf Gleis 1. Seitdem kenne ich nur Züge (auch Nicht-D-Züge), bei denen man durchgehen konnte.

Auch die Bezeichnung „Schnellzug“ ist mir noch bekannt, aber „D-Zug“ war noch viel schneller. Wenn wir sagen wollten, so richtig tot und zermatscht, nichts mehr übrig, sagten wir „vom D-Zug überfahren“.

Nun weiß aber die Wikipedia:

Ab 1892 verkehrte in Deutschland eine neue Zuggattung mit besonders komfortablen Schnellzugwagen, der sogenannte Durchgangswagenzug, Durchgangszug oder D-Zug. Damit wurden ausschließlich Züge aus speziellen Wagen bezeichnet, deren Wagen durch mit Faltenbälgen geschützte Übergänge untereinander verbunden waren, die sogenannten Durchgangswagen. Neben den Abteilen gab es nun einen seitlichen Durchgang, damit waren sie nicht mehr nur direkt über Außentüren und Trittbretter zu erreichen wie in den Abteilwagen bisheriger Bauart. Die englische Bezeichnung „corridor train“ für derartige Züge verdeutlicht den Bezug zur Wagenbauart.

Vor 1900 beschafften die Preußischen Staatseisenbahnen zwar neben den typischen D-Zug-Wagen auch Großraumwagen mit Mittelgang, aber sie wurden damals nicht zum Standard. Wagen ohne Abteile waren damals in Europa, außer in Skandinavien, vorwiegend im Nahverkehr und für die unterste (vierte) Wagenklasse anzutreffen, oder umgekehrt als – nicht selten private – Salonwagen ein Luxus besonders reicher oder protokollarisch hervorgehobener Fahrgäste.

Ja, das habe ich als Kind auf den Sprachreisen in England noch gesehen, dass da die Züge keinen Gang, sondern nur Abteile zu 6 oder 8 Sitzen und keinen Gang hatten, und jedes Abteil seine eigene Tür nach außen hatte, man also während der Fahrt auch aus dem Abteil nicht herauskam. Die brauchten ja auch keine Schaffner, weil man dort beim Betreten und Verlassen des Bahnsteigs durch die Ticketkontrolle musste.

Aber dass der D-Zug nicht deshalb D-Zug hieß, weil er durchfährt, sondern weil er Durchgangsabteile hat, das war mir bis eben nicht bekannt.

Was es nicht alles gibt.