Ansichten eines Informatikers

Die Doktortitelmachenschaften der CDU in Baden-Württemberg

Hadmut
29.8.2024 18:38

Noch ein Puzzlestück: Es kommt Licht in das Dunkel.

Hinweis eines Insiders.

Ich hatte doch gerade beschrieben, wie ich damals im Promotionssstreit an der hochkorrupten CDU-Landesregierung in Baden-Württemberg abgeprallt bin und mit seltsamen Leuten im Ministerium zu tun hatte, die sich wie die letzten Deppen dumm stellten (oder auch waren).

Minister waren während meiner Streitsache damals übrigens zuerst Klaus von Trotha und dann Peter Frankenberg.

Bonus-Witz: Als BW noch CDU-regiert war, hatte ich mich mit der Sache tatsächlich mal an die Wissenschafts-Sprecherin der Opposition gewandt, ob die mir helfen wollten: Theresia Bauer von den Grünen. Nie eine Antwort bekommen. Als die Grünen da an die Macht kamen, wurde die dann Wissenschaftsministerin und hat den Korruptionsmiststall nicht etwa aufgeräumt, sondern für Zwecke der Grünen übernommen und ausgebaut.

Dazu schreibt mir nun ein Insider:

Ihr Artikel ‘Betrugsarchäologie: 200 Plagiatsfragmente und die CDU’

Das ‘besondere Korruptionsproblem der badenwürttembergischen CDU’ in Bezug auf die Promotionsthematik bestand schon viel früher und nicht erst ab 1998, wie Sie vermuten. Ich muss zugeben, dass ich mich Mitte der 80er Jahre als Gymnasiast in der Oberstufe der Jungen Union angeschlossen hatte, weil mich die ganzen linken Klugschwätzer in meiner Klasse zunehmend genervt haben und ich mir im Unions-Umfeld ein für mich kompatibleres Milieu erhoffte. Angehende Akademiker aus einem bodenständigen Elternhaus waren damals gern gesehen im JU/CDU-Umfeld und wurden mit offenen Armen empfangen, was ja grundsätzlich nicht verwerflich ist. Ich bin bei der JU damals auf zahlreiche Gleichgesinnte getroffen, mit denen ich alles in allem einigen Spaß hatte. Ein paar freundschaftliche Kontakte aus dieser Zeit existieren sogar heute noch.

Wer als JU’ler über ein gewisses intellektuelles Mindestniveau verfügte, sich über ein bis zwei Jahre für die Partei überdurchschnittlich engagiert und dabei bewährt hatte, dem wurde schnell von einem der ‘höheren’ CDU-Mandatsträger in einem persönlichen Gespräch der typische CDU-Karriereplan skizziert. Dazu gehörten u. a. heimatnaher Einsatz beim Wehrdienst (W15) sowie – nach erfolgreichem Abschluss eines beliebigen Hochschulstudiums – aktive Unterstützung bei der Suche nach einem Doktorvater in Verbindung mit einer zweijährigen (Pseudo-) Anstellung im Uni-Bereich oder bei einem der zahlreichen Staatsbetriebe, die oftmals von (ehemals führenden) CDU-Leuten oder zumindest von Leuten, die den CDU-Netzwerken nahestanden, gemanagt wurden.

Ich fand derlei korrumpierende Angebote schon im Teenager-Alter befremdlich und habe mich dann z. B. bewusst entschieden, meinen Wehrdienst dort anzutreten, wo mich der Einberufungsbescheid zufällig hinführte, fernab der Heimat. Einige Jahre später habe ich mich dann – u. a. auch aufgrund dieser seltsamen Machenschaften – sogar komplett aus der Politik zurückgezogen und bin seitdem nie wieder Mitglied einer Partei geworden. Aber es gab zahlreiche Karrieristen in der JU, die diese ‘Angebote’ dankend angenommen haben, und mit Mitte/Ende 20 dann als Herr Dr. oder Frau Dr. in höhere politische Ämter gedrängt haben. Dass es sich hierbei in der Regel um Witz- bzw. Pseudo-Promotionen gehandelt hat, war allen Parteimitgliedern, die selbst ein bisschen Zugang zum akademischen Betrieb hatten, klar. Alle wussten, dass es primär nur darum ging, den Dr.-Titel des Kandidaten auf das nächste Wahlplakat zu bekommen. Es kursierten Gerüchte, dass der Dr. auf dem Wahlplakat dem Kandidaten locker drei bis fünf Prozent mehr (Erst-) Stimmen bringen würden.

Meiner Meinung nach lief diese besondere Karriereförderung auch bei der SPD in Baden-Württemberg ähnlich ab, wenn auch aufgrund der damaligen Mitgliederstruktur in geringerem Umfang als bei der CDU. Anstelle des Wehrdienstes wurde bei den Sozis halt bei der Zivi-Stelle getrickst. Aber auf den Dr.-Titel waren alle geil, parteiübergreifend. Das war also nicht nur ein reines CDU-Problem, sondern eher ein Problem der gut vernetzten und zu mächtig gewordenen Volksparteien. Ob diese Machenschaften nur auf Baden-Württemberg begrenzt waren, möchte ich bezweifeln, so einzigartig ist das ‘Ländle’ dann auch wieder nicht.

Vor diesem Hintergrund wäre es aber sicher spannend, wenn Plagiatsforscher sich einmal systematisch der Politiker-Promotionen ab 1980 annehmen würden.

Das erklärt sehr, sehr gut, wie die CDU und ihr Wissenschaftsministerium und ihre Minister damals mit mir umgegangen sind. Ein riesiger Korruptionssumpf, der ein massives Interesse an völliger Willkür in der Promotion und dem Fehlen jeglicher Leistungsanforderungen hatte, damit CDU-Politiker gratis mit Dr.- ausgestattet werden konnten, für die Wahlplakate. Ich habe mich damals so gewundert, wie ein Wissenschaftsministerium derart ignorant sein und alle Korruptionshinweise und Rechtsfehler einfach übergehen kann.

Wenn man aber die CDU – wie eigentlich alle Parteien – als kriminelle mafiöse Organisation betrachtet und der Titelhandel zu deren kriminellen Geschäftsfeldern zählt, dann ergibt das einen konsistenten Sinn.

SPD und Grüne haben das wohl zuerst nicht so intensiv mitgemacht, und dann Nachholbedarf für Frauen gesehen.