Und sie formten sich das Dritte Reich nach ihrem Ebenbild
Das Kulturphänomen der Hitlerfolklore.
In der Frühzeit meiner Social-Media-Aktivititäten, im Usenet der 1990er Jahre, entstand schon Godwin’s law: Je länger eine Diskussion andauert, gleich welchen Themas, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit, das irgendwer Hitler oder die Nazis als Argument heranzieht.
Damit eng verwandt ist der Denkfehler der „Reductio ad Hitlerum“, ein Spezialfall der Verwechslung von Korrelation/Koinzidenz mit Kausalität:
Als reductio ad Hitlerum (lateinisch „Rückführung auf Hitler“) wird ein vermeidbarer, jedoch rhetorisch oft eingesetzter Fehlschluss bezeichnet: Eine Ansicht soll dadurch widerlegt werden, dass diese von einer moralisch unhaltbaren Person, insbesondere von Adolf Hitler, geteilt wird. Die Bezeichnung und Beschreibung gehen auf Leo Strauss zurück.[1] In der rhetorischen Praxis wird dies fälschlich wie eine reductio ad absurdum behandelt. Eine verwandte, allgemeinere Form ist die association fallacy.
Ungefähr so: Hitler hat sich die Zähne geputzt, also macht Zähneputzen Nazis, deshalb dürfen wir keine Zähne putzen. Hitler hat Unterhosen getragen …
Deshalb wird er auch besonders gerne von Soziologen und angrenzenden Fächern begangen, weil Soziologen ja von vorherein auf die Nutzung von Denkfehlern abgerichtet werden, um falsche, aber politisch erwünschte Schlüsse ziehen zu können. Bekanntlich darf sich ja jeder Soziologe, der eine Korrelation findet, eine Kausalität frei aussuchen und behaupten. Man hat extra die Abituranforderungen gesenkt, um genug Blöde für die Soziologie an die Unis zu bekommen.
Der Denkfehler ist unmittelbar verwandt mit dem Dachschaden, den ich so oft beschrieben habe: Der, der den Eindruck hinterlässt, dass den Leuten ein Teil, eine Funktion des Gehirns fehle, funktional oder organisch, nämlich die ratio. Damit nämlich geht einher, dass die Leute nicht rational denken, sondern über die Amygdala in Mustererkennung und Freund-Feind-Einteilung. Die Leute denken in äußeren Erkennungsmustern, was ich ja schon oft als systematischen Fehler von Holocaustausstellungen kritisiert habe: Letztlich sind die nur Feind-Muster-Assoziationen, die mit dem Hakenkreuz, das sind die Bösen. Die Methoden werden überhaupt nicht betrachtet, und dabei ist es letztlich wurscht, ob die ein Hakenkreuz oder zwei Kringel hatten. Im Prinzip läuft da immer noch “trooping the colour”, jene Vorbereitung von Berufssöldnern auf die Schlacht, in denen ihnen erst einmal die eigene Fahne gezeigt wurde, damit sie wissen, für wen sie kämpfen. Hier wird der Gegner gezeigt, damit sie wissen, gegen wen sie kämpfen. Und wie man häufig sieht, hat das Gehirn nur Kapazität für einen Bösen, nicht für zwei. Deshalb nennt man die Kapitalisten auch Faschisten, damit es nur eine und nicht zwei Feindgruppen gibt, die sich das Söldnerhirn merken müsste. Und deshalb ist es für die Leute auch so wichtig, im Wahlkampf ständig „Die Braunen“, Hakenkreuz, „Nazi“ zu rufen.
Warum? Weil es eben Amygdala-Denken ist, und die Amygdala nicht denken im eigentlichen Sinne kann, sondern eben nur zwei Dinge:
- Mustererkennung
- Freund/Feind-Erkennung, Auslösung von Angst, Flucht
Der Informatiker würde sagen, dass das eine schnelle, einfache Prädiktionsmaschine ist, die schnell genug rechnet, damit die Flucht vor dem Angreifer noch möglich sein kann, etwa wenn der Säbelzahntiger aus dem Gebüsch springt. Und der Evolutionsbiologe würde sagen „evolutionär sehr alt“.
Und das ganze Gehampel, was damals die Nazis und heute die Linken betreiben, beruht auf demselben Prinzip: Die Amygdala über die Mustererkennung zur Feinderkennung zu trainieren, damit sie Kampf, Flucht, Alarm auslöst, bevor der Verstand einsetzen kann. Deshalb hatten die Nazis Bildchen von Juden mit großen Hakennasen, fliehender Stirn und verschlagenem Blick. Und deshalb müssen Linke und deren Journalisten heute ständig mit Hakenkreuzen, „die Braunen“, und „gesichert rechtsextrem“ arbeiten – permanente Amygdala-Reizung. Die Kunst, Menschenmassen so zu dirigieren, dass das Großhirn erst gar nicht anspringt, weil die Amygdala das über Muster und Gefühle bereits abhandelt.
Demagogie und Öffentlicher Rundfunk sind eigentlich nichts anderes als Brain-Hacking.
Themengebend auch für den Film „Uhrwerk Orange“.
Und man hat das nun mit einer solchen Intensität betrieben, dass im Zusammenspiel mit der allgemeinen Verblödung und abstürzenden Allgemeinbildung, sowie der Kultur des Dummenkultes, wonach man nichts mehr wissen muss, außer überzeugt zu sein, dass man es besser als alle anderen weiß und es deshalb umso besser weiß, je jünger man ist und je weniger man überhaupt gelernt hat, zu einer Inversion der Musterrichtung kommt:
Eigentlich wird nicht mehr der AfD unterstellt, wie Hitler und die Nazis zu sein, sondern zunehmend den Nazis unterstellt, vorauseilend wie die AfD gewesen zu sein. Man weiß eigentlich mangels Bildung und Lebensalter überhaupt nichts mehr über die Nazis, außer der Amygdala-Regel Muster Braun, Muster Hakenkreuz, Folge Böse, aber ist sich sicher, dass sie der AfD geglichen haben müssen, und weil das damals in die Katastrophe führte, das wieder in die Katastrophe führte. Man begreift aber nicht, dass die Nazis nicht Anfang und nicht Ursache, sondern schon Produkt der Katastrophe und deren Symptom waren, dass die Nazis und die Wahl der Nazis Folge des Kommunismus und der Bedrohung durch Kommunismus waren. Dass sie die quasi unausweichliche Gegenreaktion als Fluchtfolge waren und man die Katastrophe nicht durch Bekämpfung der Rechten, sondern der Linken abwenden hätte müssen. Ich erinnere an das oft beschriebene Gespräch mit meiner Großmutter.
Statt also zu begreifen, was damals passiert ist und warum, werden die Nazis historisch und inhaltlich völlig aufgelöst und quasi als vorauseilendes Echo, als Dublette der AfD betrachtet, um den Zweiten Weltkrieg usw. als Folge der AfD hinstellen zu können.
Und ein Paradebeispiel ist so ein TikTok-Prinzesschen, die sich da aus ein paar Zitaten zusammenreimt, wie das Dritte Reich wohl gewesen sein muss. Eigentlich weiß sie nichts, aber es muss schon genau wie die AfD gewesen sein:
Man hört die Indoktrination in jedem Wort pic.twitter.com/Fmj1wOxnHb
— Ganesha (@DerGanesha) September 3, 2024
Es ist nicht nur historisch und sachlich schlicht falsch – es ist auch unfassbar blöd. Denn das Dritte Reich fing eben nicht mit der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 und der Außerkraftsetzung von Grundrechten an. Das Dritte Reich fing mit der Oktoberrevolution 1917 und dem Sturz der Monarchie an. Nämlich weil ein Konkurrenzkampf um die Nachfolge entstand, ob man zu einer freiheitlichen, demokratischen Staatsform kommt, oder zu einer kommunistischen, leninistischen. Die Grundrechte, die damals aberkannt wurden, sind nämlich keine linken, sondern Erfindung von Rechten, nämlich den Burschenschaften, Stichwort Paulskirchenverfassung, als Reaktion auf die Karlsbader Beschlüsse, während zur gleichen Zeit in in Berlin gezüchteter Geisteswissenschaftsdepp namens Karl Marx und im Anschluss der Psychopath Lenin und der Verbrecher Stalin das Gegenkonzept einer völlig unterdrückenden Parteidiktatur entwickelten.
Die Weimarer Republik beruhte schon auf den Gedanken der von Rechten entwickelten Paulskirchenverfassung und ihrer Grundrechte, ebenso wie dann unser Grundgesetz die Grundrechte der Paulskirchenversammlung fast wörtlich übernommen hat.
Die deutschen Nazis und die italienischen Faschisten waren keine „Rechten“, sonst hätten sie die Grundrechte ja nicht abgeschafft, sondern wie waren Sozialisten (drum heißen sie ja auch Nationalsozialisten), die im Prinzip einen intrasozialistischen Krieg um die Frage austrugen, ob Sozialismus international sein und alle Ländergrenzen aufheben soll, oder ob die Nationalstrukturen erhalten bleiben sollen. Die Pläne der Nazis waren durch und durch sozialistisch – aber eben nicht kommunistisch. Und gerade weil sie sozialistisch waren, schafften die Nazis die Grundrechte ab und setzten an deren Stelle die Diktatur durch eine Einzelpartei und einen Diktator. Und wie meine Großmutter sagte: Die Leute haben damals deshalb Hitler gewählt, weil auf den Straßen Terror war, den die Kommunisten betrieben haben, um das Land zu übernehmen (Stichworte: Luxemburg und Liebknecht schon 1919, weiter ging es aber mit Leuten wie Ulbricht und Mielke, Spartakusaufstand usw.). Die Leute haben Hitler nicht gewählt, weil der so böse war und sie einen Bösewicht wollten, sondern weil man endlich wieder Frieden und Ruhe auf den Straßen haben wollte, Frauen sich wieder alleine auf die Straße trauen konnten, Wirtschaft, Versorgung und Infrastruktur wieder funktionieren sollten. Und der Erfolg Hitlers beruhte nach Aussage meiner Großmutter auch genau darauf, dass er genau das geliefert hat: Plötzlich war wieder alles sauber und friedlich, man konnte ungefährdet raus und normal einkaufen. Schaut Euch mal alte Filme an, wie sauber, ordentlich und gesittet das da auf einmal wieder aussah. Uniformen versprachen Sicherheit und Ordnung. Und vor allem Stabilität. Endlich eine konservative Beständigkeit, nicht mehr ständiger Wechsel.
Wenn man nur für 20 Pfennig Grips in der Birne und wenigstens ein Minimum an Schulbildung und historischem Wissen hätte, würde man merken, dass die historische Paralelle 1933-2024 nicht auf der Achse NSDAP-AfD stattfindet, sondern auf der Ebene Kommunisten/Luxemburg/Liebknecht/Spartakus/Lenin/Stalin und SPD/Grüne/Migration, weil sich die nämlich in Sachen Unsicherheit auf den Straßen, Gefahr, Instabilität, Wirrwarr, Inflation, ständiger Wechsel, kaputte Infrastruktur, Unsicherheit, Ungewissheit gleichen. Ja, die Zeiten gleichen 1933. Aber nicht wegen der AfD, sondern wegen der allgemeinen Umstände, die von SPD und Grünen sogar absichtlich hergestellt wurden, weil man 1933 mit 100 Jahren Verspätung, aber diesmal dem „richtigen“ Ausgang nachspielen will, als würde man am Tisch Napoleon spielen, der bei Waterloo gewinnt.
Und all diese einfältigen Gutmenschen, die meinen, sie müssten sich „gegen Rechts“ engagieren, merken gar nicht, dass sie selbst die sind, die 1933 wiederholen, weil sie die Zustände auf den Straßen reproduzieren.
Die Leute fühlen sich gut und überlegen, glauben das Richtige zu tun, und merken nicht, dass sie in ihrer Torheit selbst die sind, die die Katastrophe wiederholen. Wieder was für mein Steckenpferd der selbstverstärkenden Fehler, weil jemand sein Wirken intensiviert und nicht merkt, dass er verschlimmernd und nicht verbessernd wirkt.
Der Unterschied zu 1933 ist, dass heute jedes ungebildete Häschen Zugang zu TikTok hat und die Sache nur immer schlimmer macht, und sich in ihrer Einfalt im Namen der Vielfalt noch gut und überlegen vorkommt.
Was da in den Social Media gerade an Unfug und Geschichtsfälschung verbreitet wird, sprengt alle Grenzen.