Ansichten eines Informatikers

Miserable Stellenanzeigen

Hadmut
14.9.2024 15:22

War früher auch mal ein ausgiebiges Thema im Blog.

Ich bewerbe mich ja nicht mehr, und lese entsprechend auch fast keine Stellenanzeigen mehr, außer manchmal denen, die mir noch per E-Mail zugeschickt werden.

Früher habe ich das aber in vielen Blogartikeln beschrieben, wie grauenhaft schlecht viele Stellenanzeigen – und Besetzungsverfahren – sind, bei denen man genau merkt, dass die Leute, die die geschrieben haben oder die das Bewerbungsgespräch führen, so wirklich gar keine Ahnung haben. Manchmal ist das dann auch so, dass die an Agenturen vergeben werden, die ihrerseits keine Ahnung haben, was sie da eigentlich machen.

Ich kann mich so grob erinnern, mal vor vielen Jahren auf irgendeine Bewerbung eine Absage erhalten zu haben, weil ich irgendeine zwingend geforderte Eigenschaft nicht hätte, obwohl ich die hatte und auch in der Bewerbung dargestellt hatte. Angerufen. Stellte sich heraus, dass ich das nur über synomyme Begriffe und ausführliche Beschreibungen dargestellt hatte, die Tussi, die das berarbeitet hatte, es aber nicht gemerkt hat, dass ich genau diese Eigenschaft beschrieb (ich weiß nicht mehr, was es war, Erfahrung in irgendwas), weil sie kein Wort von der Ausschreibung und der Bewerbung verstand und einfach nur Liste abhakte, welche Buzzwords in der Bewerbung vorkamen. Man hatte die Ausschreibung an eine externe Agentur vergeben, und die hatte überhaupt keine fachliche Ahnung.

Vor einigen Jahren ging mal als Anektdote unter Informatikern eine Ausschreibung herum, in der als zwingende Einstellungsvoraussetzung 5 Jahre Erfahrung mit einem Programm gefordert wurden, das es erst seit 3 Jahren gab.

Man macht sich immer so gerne über Stilblüten und dämliche Formulierungen in Arbeitszeugnissen und Bewerbungsschreiben lustig, aber dass das Dümmste unter der Sonne des Arbeitsmarktes die Stellenausschreibungen sind, sagt keiner so laut.

Ich hatte mal ein Bewerbungsgespräch bei einem bekannten, großen, mittelständischen Industrieunternehmen, und hatte da als Gegenüber einen jungen Mann aus der Abteilung und eine junge Frau aus der Personalabteilung. Die aber nicht begriffen hatten, dass in einem Bewerbungsgespräch sich nicht nur der Bewerber darstellt, sondern auch der Arbeitgeber. Die konnten über die Stelle und die Tätigkeit einfach gar nichts sagen, wussten auch nicht, was sie eigentlich suchen oder worauf es hinaus läuft. Nachdem das ein völlig inhalts- und ergebnisloses Nullgespräch war, bin ich mal auf die Meta-Ebene gegangen und habe mal gefragt, wie sie sich so ein Gespräch eigentlich vorstellen. Wie man sich auf eine Stelle bewerben soll, wenn man aus der Ausschreibung sehr wenig und im Gespräch einfach gar nichts erfährt, und sie auch überhaupt nicht wissen, was sie wollen und suchen, und da nur sitzen, damit die Zeit rumgeht. War ihnen peinlich, aber sie gaben zu, dass sie selbst nicht wissen, was sie da eigentlich machen. Ich habe rausgehört, dass das Unternehmen noch sehr zentralistisch gesteuert wird, es gehört noch dem Firmengründer als Einzelperson, und der ist Chef und Herr über alles, und alle anderen nur seine Befehlsempfänger. Und da konnte sich nie irgendeine Firmenkultur entwickeln, die Leute sind völlig unselbständig. Ganz schrecklich. Und habe dann am Schluss erklärt, dass das als Vorstellungsgespräch eine Peinlichkeit sei, man sowas einem Profi nicht bieten könne und die Frage gestellt, ob sie von mir erwarten, unter ebensolchen Bedingungen zu arbeiten wie sie selbst. War denen total peinlich, auch, dass es ihnen mal einer sagt. Sie haben es sogar eingesehen und bestätigt, aber ändern konnten sie eben nichts dran.

Und dann gibt es noch das Problem mit den Quotenfrauen. Unternehmen müssen Frauen einstellen und fragen sich, wo sie die hinstecken. Normalerweise dann in HR, weil man in HR eigentlich – so meinen sie – fachlich gar nichts vom Firmenthema können muss und am wenigsten Schaden anrichten kann. Da richtet man aber am meisten Schaden an. Ich war mal in einer Firma, in der die HR-Chefin eine Witznummer war, ein wandelnder Charakterschaden, auffallend unfähig und ahnungslos in allen Firmenbelangen, aber dickes, mittleres sechsstelliges Gehalt plus Dienstporsche. Damit es nicht heißt, man würde Frauen diskriminieren. Deshalb hat man sich so ein Luxusweibchen da reingesetzt, und gezielt eine ausgesucht, die vom Fach keine Ahnung hat, damit die sich im eigentlichen Geschäftsbetrieb aus allem raushält. Wir hatten immer gemutmaßt, dass ihr Hintern eine Prothese sein müsste, weil sie bei so viel Schminke, sie sie im Gesicht hatte, eigentlich nach vorne kippen müsste.

Dementsprechend miserabel und meist nichtssagend sind die Stellenausschreibungen in der IT. Gefühlte 90% der Ausschreibungen sind Schrott.

Und ich habe es auch schon erlebt, dass man erst im Bewerbungsgespräch erfährt, was man sucht, weil man das nicht an die große Glocke hängen wollte, dass man arge Sicherheitsprobleme hat, und deshalb die Stellenausschreibung schlicht falsch war. Oder dass man zugibt, dass man eigentlich gar niemanden sucht und in Finanznot ist, und mit Stellenausschreibungen nur vorgaukelt, man würde prosperieren und expandieren.

Wie ich gerade darauf komme?

Geht (Ging) nicht nur mir so. Heise hat gerade einen Artikel: Recruiting-Fail: “Als hätte die Stellenanzeige ein Achtklässler geschrieben”​

Bewerber empfinden Recruitingverfahren und -medien der Unternehmen häufig als mangelhaft, wie aus einer Erhebung des Personalsoftware-Anbieters Softgarden hervorgeht. Insgesamt hätten nur 45,2 Prozent der Befragten von uneingeschränkt positiven Erfahrungen im Bewerbungsprozess berichtet. Lediglich 42,3 Prozent sprachen demnach davon, transparente Informationen in zufriedenstellender Form erhalten zu haben. Und bloß 43,8 Prozent hätten angegeben, dass ihnen im Prozess ein uneingeschränkt klares Bild vom Unternehmen als Arbeitgeber vermittelt wurde.

Unter anderem sind Stellenanzeigen Stein des Anstoßes. So hätten 52 Prozent der Befragten schon einmal von einer Bewerbung abgesehen, weil die Annonce zu schlecht formuliert gewesen sei. Softgarden zitiert Stimmen der Befragten, die über “Rechtschreibfehler und falsche Versprechungen” berichten – oder noch härter ins Gericht gehen: “Es kam mir vor, als hätte die Stellenanzeige ein Achtklässler geschrieben.”

Denen geht es offenbar wie mir.

Senior Vice President of Facility-Management oder lieber Hausmeister?

Mehr als ein Drittel (36,3 Prozent) habe berichtet, dass die Beschreibungen der Stellenanzeige nicht zur Realität des Jobs gepasst habe und “Dinge schöngeredet” wurden. Auch die Tendenz, einfache Tätigkeiten mit englischen Jobtiteln aufzuhübschen, findet wenig Zustimmung. 62,5 Prozent würden die schlichte deutschsprachige Bezeichnung vorziehen, etwa “Empfangsmitarbeiter (m/w/d)” statt “Receptionist (m/w/d)”. Ebenfalls kämen Karriereseiten der Unternehmen vielen Befragten nicht schnell genug auf den Punkt. 78,2 Prozent zögen kompakte Karriereseiten mit Zahlen und Fakten umfangreichen Informationsangeboten mit vielen Unterseiten vor.

“Insbesondere im Hinblick auf Arbeitgeberbewertungen sind die negativen Folgen schlechter Bewerbungsprozesse nur sehr schwer wieder zu korrigieren”, kommentiert Softgarden-Geschäftsführer Kirill Mankovski die Ergebnisse der Umfrage. Denn je negativer die Erfahrungen der Bewerber, desto größer sei auch die Neigung, die schlechten Erlebnisse mit anderen zu teilen.

Ja.

Und meines Erachtens hat das drei, vier, fünf unabhängige Ursachen, die zusammenwirken:

Outsourcing:
Die Masche, Funktionen des Unternehmens, wie das Recruiting, an andere Unternehmen zu vergeben, um Geld zu sparen.
Frauenquote:
Man donnert die Firma mit Frauen auf, um die Quote zu erfüllen, nimmt aber möglichst preisgünstige oder leicht zu findende Laien, wie Geisteswissenschaftler, und setzt die dann in HR, wo sie vermeintlich keinen Schaden anrichten und sich aus dem Geschäftsbetrieb heraushalten, merkt aber nicht, dass die von HR über die Rekrutierung und den Umgang mit Mitarbeitern den Laden durch Inkompetenz, Feminismus, Gender usw. durchruinieren.
Kompetenzsturz:
Wir haben allgemein so einen Dummheitskult entwickelt, wonach jeder „Quereinsteiger“ sein kann und nichts mehr können muss. Das Prinzip von „Scrum“, durch das ja auch in Programmiererteams Leute eingepflanzt werden, die vom Fach überhaupt keine Ahnung haben. Die linke Zeitgeistmasche, Leute, die nichts können, am Umternehmensgewinn „teilhaben“ zu lassen.
Modernes Management:
Die Firma wird – gern nach Matrix-Modellen und ähnlichem – in verschiedene Verantwortungsbereiche aufgeteilt, deren Chefs – pardon, Vice President of Irgendeinscheiß – höchst eifersüchtig über ihre Zuständigkeiten wachen und sich von niemandem reinreden lassen. Das führt dann oft dazu – habe ich von innen und von außen erlebt – dass die Abteilung, die einen neuen Mitarbeiter braucht, dabei selbst gar nichts mehr mitzureden hat. Die können nur noch quantitativ sagen, dass sie jemanden brauchen, aber nicht mehr, wen oder was.
Frauenbeauftragte
Damit eng verwandt: Frauen-/Gleichstellungs-/Antidiskriminierungsbeauftragte. Und das in doppelter Hinsicht.

Zum einen, weil sie reinschwätzen und hundsmiserable Personalentscheidungen erzwingen. Wir brauchen jetzt eine Frau oder einen Schwarzen oder einen Ägypter. Und dann wird das durchgesetzt, egal wie unqualifiziert.

Zum anderen selbst dann, wenn sie sich raus und die Klappe halten oder, was sehr selten vorkommt, sogar vernünftig sind. Denn die klassische Bewerbungsgesprächssituation war entweder ein Zweier, also Bewerber und Abteilungsleiter, wenn der selbst kompetent ist, darüber zu entscheiden, oder der Dreier, also HR plus Abteilungsleiter und Bewerber. Mehr als drei Leute im Bewerbungsgespräch tut nicht gut, weil sonst die vom Unternehmen zu viel reden und der Bewerber nicht zu Wort kommt.

Seit da aber die Gleichstellungstante mit drinsitzen muss, verdrängt sie, selbst wenn sie durchgehend die Klappe hält oder einfach schläft, in der Regel eine wichtige Person aus dem Vorstellungsgespräch, weil dann nämlich HR plus Gendertante und niemand von der Abteilung drinsitzen. Und das geht schief.

Wir haben auch deshalb „Fachkräftemangel“, weil die meisten Firmen längst zu schlecht und zu blöd sind, noch Leute zu rekrutieren.

Bei Arbeitszeugnissen wird immer gerne peinlichst auf jedes Komma geachtet, ob da auch ja „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ und nicht nur „vollen Zufriedenheit“ drinsteht, ob die Lobeshymnen auch in der richtigen Reihenfolge drin stehen. Nichts zu viel, nichts zu wenig, nicht der Hauch einer fragwürdigen Formulierung.

Es wird aber (fast) nie betrachtet, mit was für einem Scheiß sich Firmen in ihren Ausschreibungen darstellen.

HR-Abteilungen sind oft so etwas wie Endlager für den radioaktiven Personalmüll, wohin man dann die Quotenfrauen verklappt und wofür man am einfachsten Frauen findet, um die Quote hochzutreiben, denn arbeitslose Geisteswissenschaftlerinnen gibt es genug. Da setzt man dann irgendeine Soziologin oder Kulturwissenschaftlerinnen vom Personalgrabbeltisch hin. Das ist beileibe nicht der einzige Grund für miserable Stellenangebote, aber ein wesentlicher Grund.