Ansichten eines Informatikers

Wenn jetzt die Eier explodieren …

Hadmut
17.9.2024 21:59

Nun wäre das auch geklärt.

Ungeklärt bleibt vorerst, warum sie explodierten und wie man sie dazu brachte.

Als ich damals im Grundwehrdienst beim Bund war, war das so üblich, gegenüber Untergebenen derbe Sprüche zu klopfen.

„Sie holen sich eine Lungenentzündung!“ = Ihr Hemdtasche ist nicht zugeknöpft.

„Sie werden am Apparat verlangt!“ = Rasieren Sie sich!

Und der beliebteste: „Wenn jetzt die Eier explodieren …“ = Hände aus den Hosentaschen!

Seit 38 Jahren frage ich mich: Ja, was dann …?

Im Libanon wurde das heute geklärt, da sind jede Menge Pager gleichzeitig explodiert, wohl alle im Besitz der Hisbollah. Ein Minister des Iran wurde wohl auch durch so ein Ding verletzt, und hat jetzt ein Erklärungsproblem, wieso er einen Hisbollah-Pager besitzt. Insgesamt gab es wohl 9 Tote und über 3000 Verletzte. Und viele hatten das Ding wohl gerade in der Hosentasche (Wenn jetzt die Eier …) Krankenhäuser sind wohl mit der Zahl der Verletzten überlastet.

Eine Frage ist natürlich: Warum benutzt die Hisbollah denn Pager? Das ist doch Steinzeittechnik. Ich hatte auch einen, da war ich aber noch Student. Weil der nach der Anschaffung im laufenden Betrieb nichts mehr kostete und ich jeden Tag auf dem Ding den Text aus der Subject-Zeile von ein paar E-Mails empfangen konnte. Ich war ja damals schon Admin und habe das verwendet, um Alarmmeldungen aus dem Institut unterwegs zu sehen. Handys gab es ja noch nicht oder nicht bezahlbar. Das ist jetzt aber schon so 25 bis 30 Jahre her. Das Ding hatte zwei kleine kurze LCD-Textzeilen und konnte dann, wenn eine Meldung einging, piepen oder – wenn ich mich recht erinnere – vibrieren, und mit up-down-Buttons konnte man die letzten paar Meldungen durchscrollen. Fertig. Mehr konnte das Ding nicht.

Der Punkt ist, dass Pager reine Empfänger sind und nicht senden können. Man kann sie deshalb nicht orten, wie ein Handy. Die Hisbollah hat natürlich ein Interesse daran, dass man ihre Leute nicht ausfindig machen kann. Weiß der Geier, wo die die überhaupt noch herbekommen, und ich hätte gar nicht gedacht, dass das Kommunikationsnetz dafür überhaupt noch existiert. Ich staune gerade, dass es das auch in Deutschland immer noch gibt.

Nun fragen jede Menge Leser an, wie man so ein Ding zum Explodieren bringen kann. Ob man die so hacken kann, dass sie hochgehen.

Meines Erachtens: Nein.

Zwar können Akkus durchaus explodieren, falls die Dinger überhaupt Akkus und nicht noch Batterien (meines damals hatte, wenn ich mich recht erinnere, eine Mignon-/AA-Batterie) hatten, aber Akkus sind kein Sprengstoff. Die explodieren nicht im Sinne einer Sprengung, sondern die platzen, weil sich innen Gas bilden kann, der Akku sich aufbläht und irgendwann platzt. Deshalb sollte man aufgeblähte Akkus keinesfalls mehr verwenden. Mir sind bei Telefonen schon dreimal die Deckel abgefallen, weil der Akku darunter sich aufgebläht hat und den Deckel vom Gehäuse gedrückt hat.

Aber: Das ist unmöglich gleichzeitig möglich und auch nicht mit dieser Wirkung. Da ist ja kein großer schwerer Akku drin, die Dinger brauchen ja nur sehr, sehr wenig Strom und müssen leicht, klein und billig sein. Ich glaube nicht, dass diese Akkus groß genug sind, um mit derartiger Wirkung zu explodieren.

Außerdem kann man Pager auch kaum hacken, denn das sind ja reine Empfänger winziger Nachrichten. Wie will man denen per Funk eine Software unterjubeln?

Und selbst wenn: Ich glaube nicht, dass man per Software eine Explosion ausführen kann, denn die Dinger haben garantiert (wenn überhaupt) nur einen kleinen Akku und die übliche Steuerschaltung. Die Software hat normalerweise keinen Zugriff auf den Akku oder kann zur Anzeige gerade mal den Ladezustand anzeigen. Nur bei komplexen Geräten wie Notebooks oder teuren Kameras kann der Prozessor mit der Elektronik des Akkus aktiv kommunizieren. Aber auch da: Die Ladeelektronik des Akkus kennt sicher keinen Explosionsbefehl. Wie sollte das auch gehen?

Selbst wenn die Elektronik auf Durchzug stellen und den Akku kurzschließen könnte: Dann würde der heiß, vielleicht Feuer fangen, aber nicht explodieren.

Anders gesagt: Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass man einen Pager im Originalzustand überhaupt aus der Ferne zum Explodieren bringen kann, schon gar nicht tausende gleichzeitig.

Für mich sieht das nach etwas anderem aus.

Ich kann mich erinnern, dass es vor Jahren schon eine Story gab, dass der Mossad jemandem Sprengstoff ins Handy montiert hat, ihn dann angerufen hat, ihn noch gefragt hat, ob er es auch wirklich selbst ist, und dann aus der Ferne den Sprengstoff im Handy gezündet hat, wofür es nicht viel brauchte, weil sie ja durch den Anruf vorher sicherstellen konnten, dass der sich das Ding zum Telefonieren gerade direkt an den Kopf hält. Ach ja, da ist es: Yahya Ayyasch, und es war angeblich nicht der Mossad, sondern Schin Bet.

Meines Erachtens müssen die Geräte von vornherein präpariert gewesen sein.

Ich würde vermuten, dass man denen die Dinger gezielt angedreht oder verkauft hat, ihnen die Dinger vielleicht sogar als nicht zu orten empfohlen hat, damit jeder, der wichtig ist, so ein Ding mit sich rumschleppt, und ihnen die Dinger – neu oder gebraucht – besonders billig angeboten hat.

Und da wird von vornherein eine kleine Sprengstoffkapsel – vielleicht im Akku versteckt – untergebracht, mit dem Prozessor verkabelt und die Software so ergänzt worden sein, dass eine bestimmte Broadcastnachricht die Zündung auslöst, und damit dann alle gezündet.

Nur so kann ich mir erklären, dass die Dinger

  • überhaupt explodierten
  • so viele explodierten
  • alle gleichzeitig explodierten
  • ohne Vorwarnung wie Hitze, Flammen, Rauch explodierten
  • sie so stark explodierten
  • gezielt die der Hisbollah explodierten

Typische Methode CIA (vgl Operation Rubikon/Minerva von BND/CIA) und Schin Bet. Man wird ihnen die Dinger sogar extra schmackhaft gemacht haben, damit jeder so ein Ding herumträgt.

Und wenn die Dinger eben in der Hosentasche getragen werden, sind sie nicht weit weg von der Beinschlagader.

In der Pionier-Grundausbildung gibt es eine Belehrung, dass man die Sprengkapseln (ungefähr so groß wie eine Tintenpatrone), die zwar ein bisschen Sprengstoff enthalten, aber nur Zünder für den eigentlichen Sprengstoff sind und in formbare Sprengmasse gesteckt oder in Sprengkörper geschraubt werden, nicht unterschätzen und schon beim Durchmessen sie unbedingt auf die andere Seite eines dicken Baumstammes halten und die Kabel außen herum führen oder in eine leere stabile Munitionskiste packen muss, weil einen schon diese Dinger schwer verletzen können, obwohl sie ja nur der Zünder für den Hauptsprengstoff sind. Man erzählte uns, dass Unteroffiziere das mal getestet und dazu eine Schweinepfote vom Metzger mit so einem Ding verbunden und es gezündet hätten, um eine Zündung in der Hand zu simulieren. Die Pfote war angeblich ziemlich tief aufgerissen. Das könnte ausreichen, um aus der Hosentasche heraus jemanden so zu verletzen, dass die Beinschlagader angeschossen wird und derjenige verblutet. Dabei war das nicht mal besonders heftiger Sprengstoff, denn die sollten ja nichts zerstören, sondern nur genug Hitze liefern, um den Hauptsprengstoff zu zünden. Da gibt es sicherlich Stärkeres.

Im einfachsten Fall würde man also gerade so eine Sprengkapsel im Pager unterbringen und mit dem Prozessor verbinden, oder mit schärferem Sprengstoff. Allerdings müsste man das gut tarnen, könnte ja sein, dass mal jemand so ein Ding aufschraubt.

Meine Vermutung wäre deshalb, dass man denen manipulierte Pager „verkauft“, angedreht, untergejubelt hat, die von vornherein mit einer Sprengkapsel o.ä. und geeigneter Software präpariert waren.

Vermutlich ist die Ausbeute von 9 Toten (falls das stimmt) eher enttäuschend, denn so eine Aktion müsste zum Ziel haben, die Hisbollah weitgehend auszuschalten. Denn die etwa 3000 Verletzte haben, dürfte das die Zielgruppe gewesen sein. Das dürfte wohl eher so geplant gewesen sein, da 1000 oder 2000 Leute auf einen Schlag auszuschalten.