Ansichten eines Informatikers

Aktuelles aus der Grammatik: Die Steigerungsform des Noch-mehr-als ausgeleiert-Superlativs

Hadmut
1.10.2024 21:56

Running Gag von früher:

Dash wäscht so weiß, weißer geht’s nicht. Das neue Dash wäscht jetzt noch weißer.

Running Gat von heute: Unsere Außenministerin rennt in der Welt herum und verurteilt alles „auf das Schärfste“ (Superlativ), was nicht bei drei auf dem Baum ist. Drunter macht sie es nicht. Und was macht man dann, wenn man es dann doch nochmal eine Nummer größer braucht? Sie verurteilt „auf das Allerschärfste“. Als ob das Allerschärfste noch schärfer als das schon Schärfste wäre. (Wer Gendersprache mag …)

Wie in Kindertagen: Man kann den Superlativ noch beliebig weitersteigern, indem man immer mehr (n+1) mal „Aller“ davor hängt – möglichst aufzusagen, ohne zwischendrin Luft zu holen, sonst reißt die Beeindruckungskette ab. Nächstes Mal also auf das „Allerallerschärfste“. Und so weiter. Wie auf dem Schulhof: Du bist der Allerallerallerallerblödeste!

Das kommt davon, wenn man kein Maß kennt und von vornherein schon bei der kleinsten Angelegenheit den größten Hammer auspackt, um wichtig zu sein. Die Allerwichtigste, um genau zu sein.

Deshalb vermeiden schlaue Leute den Superlativ, um sich die Möglichkeit zu weiteren Steigerungen freizuhalten, und verwendet stattdessen Gradadverbien und Steigerungsatttribute wie „sehr“, „besonders“. Und wenn man doch mal den größeren Hammer braucht, verurteilt man „in aller Deutlichkeit“, um sich immer noch Luft nach oben zu lassen.

Wer aber schon für Kleinscheiß das Äußerste auspackt und „auf das Schärfste verurteilt“, weil man feministisch drauf ist, und kein Maß mehr kennt, immer bis zum Anschlag übersteuert, so wie es keine Meinungsabweichung unterhalb von „rechtsextrem“ gibt, manövriert sich gleich selbst aus. Das ist, wie wenn man das Einparken so vermurkst, dass man es nicht mehr ohne Gesichtsverlust hinbekommt.

Richtig lächerlich macht man sich aber, wenn außer heißer Luft dann auch gar nichts kommt. Sie „verurteilt aufs Schärfste“ oder jetzt „aufs Allerschärfste“ – ja, und? Was bedeutet das, wenn es überhaupt keine Folgen hat und dann einfach gar nichts passiert?

Wenn selbst das „Allerschärfste“ überhaupt keine Folgen hat, was wäre dann eine normale Verurteilung? Ihr dürft dreimal nicht das Sandmännchen sehen?

Eigentlich wollte ich ja vor ein paar Tagen schon was zu Baerbock schreiben. Denn da hat sie abgelassen, dass Hassan Nasrallahs Tod „in keinster Weise im Interesse der Sicherheit Israels“ sei.

„In keinster Weise“. Wenn man noch eine Steigerung von „kein“ braucht.

Als ob man „kein“ noch steigern, Null noch vierteln könnte. Und nächste Woche? Dann „in allerkeinster Weise“? Oder sind wie dann doch schon bei „doppelplusscharf“ und „doppelpluskein“?

Das ist so Phrasengeschwätz. Diese Unart, aufgeschnappte Redewendungen zu absorbieren und zu verwenden, ohne nachzudenken, weil man selbst nie ordentlich Deutsch oder Sprache gelernt hat. Vulgo: ungebildet ist. Und das sind dann die Leute, die auch auf Gender-Schwätz springen, weil sie auf jeden Sprachfirlefanz springen.

Warum ist das keine Anforderung für Politiker, wenigstens für die, die öffentlich, gar diplomatisch auftreten und das Land repräsentieren, dass sie ordentlich Deutsch und sich vernünftig ausdrücken können?

Oder um es in Analogien und Metaphern auszudrücken: Wir bräuchten eine Balletttänzerin, aber haben eine Trampolinhopserin.