Ansichten eines Informatikers

Alterung von LED-Glühbirnen

Hadmut
2.10.2024 22:26

25.000 Stunden Lebensdauer?

Als Kind hatte ich im Zimmer immer die für die 70er Jahre obligatorischen und unvermeidbaren Deckenstrahler mit drei – meist in einer Reihe und stets in ungerader Zahl – E27-Sockeln, in die man die in den 70ern todschicken und angesagten langen Glühbirnen mit langem Glasrumpf und kegelförmigem, hinten verspiegeltem, mattem Vorderbau, die mehr heizten als leuchteten, ohne Verkleidung, weil das damals einfach so ganz modern war, diese „Spots“ mit unverkleideten Birnen statt die miefigen Deckenlampen mit Standardglühbirnen und Stoffschirm der 60er Jahre zu verwenden, die kaum Licht abgaben.

Im Studentenwohnheim war ich in der Auswahl eingeschränkt, da musste man nehmen, was an der Decke hing.

Dann hatte ich eine Phase mit Halogenlampen. Ich fand das mal recht gut (ist mir ja peinlich …) einen 12-Volt-Trafo an die Decke zu schrauben und dann quer durch das Zimmer zwei Strippen an keinen Distanzstäbchen an der Decke entlang und um Kurven herum zu montieren, um die – damals ebenfalls topmodernen – 12-Volt-Halogenlampen in all ihren diversen Darreichungsformen festzumachen, alle Baumärkte in Karlsruhe nach Fundstücken abgeklappert, und immer 12-Volt-Halogenbirnchen (die mit dem festen Glasreflektor und dem festen Schutzglas davor).

Dann kam die Phase der Energiesparlampen. Leuchtstoffröhren, große, mittlere und kleine. Überall diese „Energiersparbirnen“, kleine gewendelte Minileuchtstoffröhren mitsamt Elektronik für in die E27- und E14-Sockel, die ganze Wohnung voll, weil man doch Energie sparen sollte. Eigentlich scheußlich und giftig, aber recht hell (wenn sie erst mal warm waren), und ich hatte damals sogar im Arbeitszimmer Bürodeckenleuchten mit den langen, geraden Leuchtstoffröhren.

Fast die ganze Wohnung. Für das Wohnzimmer war das damals – noch in der Münchner Wohnung – nichts, da wollte ich – todschick und topmodern – kleine Halogenspots mit 230V-Birnen (also ohne Trafo) und GU10-Sockel haben und hatte mir im Wohnzimmer auf voller Breite eine – topmoderne und todschicke – Stromleiste montiert, in die man so kleine Minispots mit GU10-Sockel reinstecken konnte. Sündhaft teuer, aber halt topmodern und todschick. Leider sehr teuer, weil die viel Strom verbrauchten, die Birnen nicht lang hielten, und deshalb ständig gewechselt werden mussten, dabei aber gar nicht hell waren, wie sie teuer waren.

Für das Gästeklo und Sonderbedarf hatte ich deshalb schon früher diese – topmodern, todschick und unfassbar hässlich – „Deckenfluter“ auf langem Ständer oder für an die Wand im ganz widerlichen Möbelmarkt-Billigangebot-Design, gern in Mattschwarz und Importmarkt-Gold, mit Halogenstiften zu 300 und 500 Watt. Die waren so hell und von solchem Spektrum, dass Fliegen und Käfer von außen reinkamen, und so heiß, dass es fürchtlich brutzelte und stank, wenn sie dann an den Halogenstab kamen.

Dann kam die Ansage, dass jetzt die brandneuen LED-Birnen angesagt seien – topmodern und todschick. Und zu meinem Jubeln mit GU10-Sockel erhältlich, damit ich nicht schon wieder montieren, sondern nur auswechseln muss.

Und als early Adopter – man will ja topmodern sein – hatte ich mir solche LED-Birnen gekauft, teils mit grotesken Kühlkörpern dran (aber todschick), aber zwar an sich gut waren, aber eben nicht nur brandneu, sondern auch brandgefährlich, weil mir nämlich von diesen neuen Wunderbirnen gleich einige schmolzen (obwohl völlig freistehend) und andere schnell kaputt gingen (es stellte sich beim Zerlegen aber heraus, dass nicht die LED oder Elektronik, sondern die Lötstellen aufgeben hatten), was mich überaus ärgerte, weil die diese Birnen damals noch zwischen 35 und 40 Euro kosteten. Gut, dachte ich, das sind Anfangsprobleme.

Als ich dann in Berlin einzog, hatte ich die Schnauze voll von „topmodern und todschick“, und habe nur noch ganz einfache weiße Renovierfassungen an die Deckenkabel geklemmt, einfacher und billiger geht es nicht, die kosten so 3,50 das Stück, und dann zunächst normale, und dann diese – damals topmodernen – Riesen-LED-Glühbirnen von IKEA reingeschraubt, was zusammen sehr simpel, aber gut aussieht, so dieser nüchtern-chic (statt todschick), die waren ja auch nicht mehr so teuer und schön hell, und dachte mir: Das war es jetzt. Das Problem ist ein für alle Mal gelöst. Nie wieder Lampen tauschen.

Normalerweise würde man das ja für potthässlich halten, einfach eine Lampenfassung ohne jeden Schirm, ohne jede Leuchte, an die Decke zu schrauben und die nackte Birne reinzudrehen, und sonst gar nichts. Sieht aus wie wenn man gerade renoviert. Aber: Nicht, wenn man diese großen, kugelförmigen Lampen reinschraubt, die nur in den unteren zwei Dritteln leuchten. Das ist zwar eigentlich nur eine Lampe, wirkt aber wie eine Leuchte. Eigentlich war das nur als Provisorium gedacht, war mir dann aber „good enough“, also habe ich es gelassen, wie es ist.

Aber, ach.

In einem Zimmer hatte ich schon nach kurzer Zeit das Problem, dass die Birne zwar schön leuchtete, aber nicht jedesmal anging. Manchmal musste man das Licht zweimal einschalten, damit sie „zündete“. Nun, dachte ich, ich habe 14 von den Dingern in der Wohnung, und nur eine davon zickt, das kann ja mal passieren, und habe die eine noch ersetzt.

Und damit hatte ich nun jahrelang problemlos und wunderbar Licht. Keine Birne mehr getauscht, geht alles. War sehr zufrieden.

Seit einiger Zeit – das alles nun bald 10 Jahre alt – habe ich das Problem, dass die drei Glühbirnen im Flur nicht mehr zuverlässig „zünden“, wie ehemals schon die beschriebene Birne. Man muss oft mehrmals einschalten, bis die angehen. Weil das aber ziemlich zufällig verläuft, braucht es nun viele Versuche, in denen die drei Birnen im Flur zufällig angehen oder auch nicht, also im Prinzip alle 3-Bit-Kombinationen durchspielen, bis man endlich an-an-an hat. Und nicht aus-aus-an oder an-an-aus.

Ich habe heute deshalb drei neue LED-Birnen als Ersatz gekauft. Obwohl die ja eigentlich behaupten, die Lebensdauer läge bei rund 25.000 Stunden.

Das kann nicht stimmen. Die Wohnung ist 10 Jahre alt, und ich hatte die etwas später montiert, aber geben wir ihnen mal zu, dass sie 10 Jahre alt seien. Dann hätten sie 25.000 / 10 / 365 = 6.8 Stunden am Tag brennen müssen, und das haben die ganz sicher nicht getan. Vielleicht die Hälfte oder so. Ich würde eher so auf 10.000 bis 15.000 Stunden tippen, ganz wüst geschätzt. Dafür häufig ein- und ausgeschaltet.

Und anscheinend ist die Elektronik der Funktionsteil, der am stärksten altert. Was mich überrascht. Ich hätte erwartet, dass die LED irgendwann durchbrennen.

Dafür aber fällt mir gerade etwas anderes auf.

Zum ersten Mal seit meiner Kindheit, als die Glühbirne das Leuchtmittel schlechthin war, habe ich innerhalb von 10 Jahren keinen Technikwechsel. Ich habe gerade Ersatz für diese fast 10 Jahre alten Birnen gekauft – und die alten und die neuen sind äußerlich (bis auf den Aufdruck) technisch nicht zu unterscheiden. Gleiche Technik, kein Wechsel wie bisher. Bislang brauchte ich in jeder Wohnung neue Beleuchtungstechnik.

Das deutet darauf hin, dass sich die Technik „gesetzt“ hat und für einige Zeit gleich bleiben wird.