Feuerwehr abgebrannt
Vom Zustand in Hessen. [Update: Brandursache]
Der SPIEGEL: In Hessen ist ein nigel-nagel-neues Feuerwehrgebäude mit 8 Feuerwehrfahrzeugen komplett ausgebrannt. Und die sind bekanntlich ziemlich teuer. Die Hessenschau spricht von 20 bis 24 Millionen Euro Schaden.
Warum? Tagesschau: Im Januar dieses Jahres wurde es als “modern, innovativ und auf dem neusten Stand” gefeiert, “das modernste Feuerwehrhaus im ganzen Landkreis”. Alles drin, was man sich vorstellen kann, aber weder Sprinkler-, noch Brandmeldeanlage. Jede Menge Bauvorschriften, garantiert klimafreundlich, frauengängig und genderkompatibel, aber an so elementaren Dingen fehlt es.
Gut, könnte man sagen, wozu braucht die Feuerwehr eine Brandmeldeanlage in ihrem eigenen Gebäude, sie weiß es ja dann schon.
Gesetzlich vorgeschrieben sei eine Brandmeldeanlage nicht, sagt Kreisbrandinspektor Lars Schäfer. Es liege im Ermessen der Kommune, inwieweit sie ihre kritische Infrastruktur schütze. “Haben ist besser als brauchen, das gilt auch für Brandmeldeanlagen”, sagt Schäfer. Die aktuelle Situation werde wohl “dazu anregen, darüber mal gründlich nachzudenken”.
Ob eine Rauchmeldeanlage und eine frühere Alarmierung tatsächlich die Zerstörung des Feuerwehrhauses hätten verhindern können, ist allerdings unklar. Denn das Feuer in Stadtallendorf scheint sich besonders schnell ausgebreitet zu haben. “Innerhalb von drei Minuten war die Feuerwehr da”, bestätigt Bürgermeister Christian Somogyi (SPD) dem hr.
Schnell holten die Feuerwehrleute daraufhin ihre Schutzkleidung aus einem noch zugänglichen Gebäudeteil und nahmen die Brandbekämpfung auf. Zeitweise seien die Flammen 10 bis 15 Meter hoch aus dem Dach der Gerätehalle geschlagen. Ein knappes Dutzend Feuerwehrautos verbrannte darin. Verletzt wurde laut Kreisbrandinspektor Schäfer niemand.
Das hessische Innenministerium weist auf hr-Anfrage darauf hin, dass noch nicht klar sei, ob eine Brandmeldeanlage Schlimmeres hätte verhindern können. Dies herauszufinden “bleibt den weiteren Brandermittlungen vorbehalten”. Die Entscheidung ob eine solche Anlage verbaut werde, müsse “aus eigener Verantwortung” vor Ort getroffen werden.
Als vorbildlich gilt in Feuerwehrkreisen in Sachen vorbeugender Brandschutz die Feuerwache in Bad Homburg, die 2007 erbaut wurde. Dort ist in der Fahrzeughalle auch eine Brandmeldeanlage installiert, sagt Daniel Guischard, Leiter der dortigen Feuerwehr.
Dies sei aber auch notwendig, da sich die Aufenthaltsräume in Bad Homburg direkt über der Fahrzeughalle befinden würden. Das war in der Feuerwache in Stadtallendorf nicht der Fall.
Dort waren die Sozialräume und die technische Halle wohl nicht, wie bei vielen Feurwehren, übereinander, sondern in angrenzenden Gebäuden nebeneinander, und der Sozialbau habe gerettet werden können, weil eine Brandschutzmauer dazwischen war.
Es sei das Schlimmste, was einem Feuerwehrmann passieren könne, wenn die eigene Wache brenne. Mit Tränen in den Augen habe das einer der Brandbekämpfer treffend in Worte gefasst: “Wir mussten doch quasi unser Zuhause löschen” – das zeige die tiefe Verbundenheit der Ehrenamtler zu ihrem Feuerwehrhaus, sagt Schäfer.
War das eine Berufsfeuerwehr mit Anwesenheit, oder eine freiwillige Feuerwehr, in der nachts keiner sitzt? Einerseits sollen sie in 3 Minuten vor Ort gewesen sein, andererseits ist die Rede von „Ehrenamtler“.
Was jetzt die Frage aufwirft, wie das Feuer entstanden ist. Ein Fahrzeug sei in Brand geraten. Brandstiftung? Kurzschluss? Oder einfach e-Auto?
Ganz unabhängig von der Frage, ob es in diesem Fall etwas gebracht hätte, muss man sich die Frage stellen, warum wir so viele Bauvorschriften haben, dass man sich das Bauen schon nicht mehr leisten kann, aber keine Brandmelde- und keine Sprinkleranlage vorgeschrieben ist, obwohl da etwas im Wert von 20 Millionen steht und dann auch noch brandgefährliche Dinge wie Fahrzeuge mit heißen Motoren, Katalysatoren, Akkus, Kraftstoffen, auch Kettensägen und solche Geräte, und womöglich eben auch e-Autos stehen.
Und wenn die Halle tatsächlich so schnell in Vollbrand geraten sei, dass die Feuerwehr selbst dann, wenn sie innerhalb von 3 Minuten da war, nichts mehr tun konnte, dann wäre mal die Frage zu stellen, warum man überhaupt etwas baut, was so schnell in Vollbrand geraten kann.
Mir ist zwar schon klar, dass die Feuerwehr im Einsatzfall freien Zugang zu den Fahrzeugen braucht, damit das schnell losgehen kann und es nicht zu Verzögerungen kommt. Wenn ich allerdings bedenke, welche Brandschutzvorschriften es sogar für Rechenzentren und IT-Gebäude gibt, da keine Brandlasten rumstehen dürfen, keine Kartons, die Mülleimer immer völlig geleert sein müssen, die Kabel alle selbstlöschend und solches Zeugs, Feuerlöscheinrichtungen, dann fehlt mir da das Verständnis dafür, dass man da 8 (oder in einem Artikel hieß es ein Dutzend) Fahrzeuge, die – anders als im Museum – in Gebrauch sind und täglich geladen werden, da auch „heiß“ wieder reingestellt werden, keinerlei Schutzmaßnahmen bestehen wie Brandschutzmauern zwischen den Fahrzeugen oder wenigstens so eine Brandschutzvorhang, damit ein Feuer sich zumindest nicht in dieser Geschwindigkeit ausbreiten kann. Und auch keine Sprinkleranlagen.
Gerade einer Feuerwehr müsste doch klar sein, dass Fahrzeuge immer in Brand geraten können, und man sich beispielsweise, wenn man abseits der Straßen fahren muss, Laub im Unterboden einfangen kann, der am heißen Katalysator Feuer fängt. Oder es eben Kurzschlüsse geben kann. Oder irgendwo das ständige Laden der Akkus in Einsatzfahrzeugen zu Bränden führen kann. In Rechenzentren hat man sogar Feuerlöschanlagen. Allerdings weiß ich nicht, ob die in offenen Hallen überhaupt funktionieren, weil das Löschgas da ja womöglich wirkungslos verpufft.
Es wäre ja schon gut gewesen, wenn man das Feuer so verlangsamt hätte, dass man noch manche der Fahrzeuge hätte rausfahren oder mit dem Löschen anfangen können, bevor alles brennt.
Was mich auf einen Gedanken bringt:
Alles redet doch von selbstfahrenden Fahrzeugen. Gibt es denn schon selbstrettende Fahrzeuge? Die bei einer Brandmeldung automatisch das Gebäude verlassen?
Ist womöglich nicht so schlau, denn das könnte dazu führen, dass brennende Fahrzeuge von selbst durch die Gegend fahren und das Feuer verteilen. Und wäre eine ziemlich komplexe Aufgabe, im Brandfall die Reihenfolge zu bestimme und zu klären, wohin.
Aber mir will das nicht in den Kopf, dass man eine Feuerwehrgerätehalle so baut, dass das Ding in Vollbrand steht, bevor die eigene Feuerwehr eingetroffen ist.
Idee: Warum baut man da nicht die Dächer so aus Aluminium oder Leichtmetall, dass im Brandfall das Dach schmilzt und die Rauchgase nach oben freigibt, und sie sich nicht so innerhalb der Halle verteilen? (Obwohl: Wenn man sich die Bilder anschaut, war das Dach ja schon weg.)
Andererseits könnte man sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass es ökonomischer ist, den Abbrand einfach hinzunehmen, weil ein Schaden von 20 Millionen immer noch billiger sei, als alle Feuerwachen mit Brandschutz und Brandmeldern auszustatten. Aus der IT Sicherheit ist mir bekannt, dass es manchmal tatsächlich das Beste sein kann, einfach gar nichts zu tun und den Schaden hinzunehmen. Vielleicht sieht man das einfach zu emotional, weil ausgerechnet die Feuerwehr selbst abgebrannt ist. Vielleicht ist das aber rational betrachtet wirklich am billigsten, einfach zu sagen: Na, und? Dann ist halt mal eine abgebrannt. Immer noch billiger, als etwas dagegen zu tun.
Komischerweise fragt aber niemand, wieviel CO2 und andere „klimaschädliche“ Gase das freigesetzt hat, und was der Neubau von Halle und Fahrzeugen verursacht.
Update: Großbrand bei Feuerwehr wohl durch Akkus von Einsatzfahrzeug ausgelöst
Ein Großbrand bei der Feuerwehr im hessischen Stadtallendorf mit rund 20 Millionen Euro Schaden ist wohl auf einen technischen Defekt zurückzuführen. Es ergaben sich bei den vom hessischen Landeskriminalamt und einem Gutachter unterstützten Ermittlungen keine Hinweise auf eine Brandstiftung, wie die Polizei in Gießen am Donnerstag mitteilte.
Der Brand war demnach an einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr ausgebrochen – in einem Bereich, in dem sich Lithium-Ionen-Akkus und ein externer Stromanschluss befanden. Als Brandursache werde ein technischer Defekt angenommen, hieß es. Zerstört wurde ein neues Gerätehaus der Feuerwehr, der Komplex mit Fahrzeughalle war erst im Januar eingeweiht worden.
Unklar daran, ob es ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb, oder ein herkömmliches Fahrzeug mit einem Zusatzakku für irgendeine Anwendung war.