Ansichten eines Informatikers

Politische IT-Sicherheitspanik?

Hadmut
22.10.2024 22:29

Ein Leser – beachtlicherweise kein Informatiker – hat mich auf einen hochinteressanten Gedanken gebracht.

Ich hatte doch gerade wieder über die Gesellschaft für Informatik geschrieben, und darüber, dass die GI jahrelang daran mitgearbeitet hat, die deutsche IT und vor allem die IT-Sicherheit zu demolieren und lahmzulegen, und uns zu Vasallen, zu Lehnsmännern der USA machten. (Ich habe neulich erst gelernt, dass die Redewendung „Sich vom Acker machen“ soviel bedeutet, wie das Lehen zu kündigen, indem man es aufgibt und geht.) Oder, ihnen hörig sind, wie man früher die Abhängigkeit eines Bauern vom Adligen nannte, der ihm den Grund und Boden zur Bestellung gibt. Manche konnten das Verhältnis auch nicht kündigen, weil sie als Eigentum des Adligen und damit zur Ausstattung des Landes gehörten, als wären sie selbst Eigentum.

Aber, so fragt nun der Leser, könnte es womöglich sein, dass sich Informatiker und die GI erst jetzt über die Abhängigkeit von den USA aufregen, weil es sie vorher nicht gestört hat?

Dass also nicht die Abhängigkeit neu ist, sondern nur, dass man jetzt davor Angst hat?

Denn, so heißt es, es bestehe die Befürchtung, dass Trump in den USA die Wahlen gewinne. Und generell stehen ja die Zeichen in vielen Ländern der Welt auf „konservativ“. Irgendwo soll gestanden haben, dass Trump Mark Zuckerberg für den Fall seines Wahlerfolges bereits richtig Ärger angedroht habe, angeblich wolle er ihn einbuchten (was zweifellos auf Gegenseitigkeit beruht).

Ob also, fragt der Leser nun, die Abkehr vieler linker Kreise von der IT-Hoheit der USA damit zu tun habe, dass die Linken in den USA die Hoheit zu verlieren drohen.

Dass also, anders gesagt, die totale Kontrolle durch die USA genau so lange gut und erwünscht war, als diese Kontrolle den Linken nutzte und die Linken selbst die Kontrolleure waren, sie aber plötzlich schlecht wird, wenn sie dazu führt, dass die Rechten Kontrolleure werden und die Linken die Kontrollierten werden könnten.

Auf diesen Gedanken war ich jetzt konkret im Zusammenhang mit Cloud und Microsoft noch nicht gekommen, aber da könnte was dran sein.

Bei uns ist das ja genauso: Solange die Links-Grünen Kontrolle über Geheimdienst und Bundesverfassungsgericht haben, finden sie das gut und machen auf endlose Überwachung. Aber kaum besteht die Gefahr, dass „Rechte“ ans Steuer kommen, wollen sie sofort das Bundesverfassungsgericht und den Verfassungsschutz vor genau der Sorte Einfluss schützen, die sie selbst ausgeübt haben.

Und das könnte auch bei der Kryptographie so sein. Solange der US-Geheimdienst links ist (und das war er selbst unter republikanischen Präsidenten wie den Bushs), war das nützlich und gut, überall reinsehen zu können. Und jetzt plötzlich soll es schlecht sein, jetzt plötzlich raus aus der Cloud.

Interessanter Gedanke. Mal aufmerksam auf Vorgänge achten, die dafür oder dagegen sprechen.

Es würde jedenfalls exakt dazu passen, dass ich die Gesellschaft für Informatik für nicht wissenschaftlich, sondern den langen Arm der Politik in die Informatik halte. Es könnte heißen, dass die Politik da nicht nur eine neue Windrichtung vorgegeben hat, sondern auch, warum.