Fiat 126 vs. e-Auto
Wie man vor 50 Jahren Autos baute – und testete.
Zufallsfund, hat mir Youtube automatisch nach einem anderen abgespielt: Autotest – Fiat 126 (1973)
Das ist ja das, was ich früher schon beschrieben habe: Man lacht heute gerne (oder regt sich auf) über die 70er-Jahre Filmchen wie „Der 7. Sinn“, in dem sie sagen, dass Frauen nicht gut autofahren und nicht einparken können, weil sie sich nicht trauen, das Lenkrad ganz einzuschlagen.
Der Punkt ist aber: Damals gab es noch keine Servolenkung, Bremskraftverstärker, ABS, Schlupfkontrolle und so weiter, zumindest nicht in den normalen Preisklassen. Damals waren Autos sehr, sehr simple Geräte, von Licht und Zündung abgesehen rein mechanisch. Ein einfacher Motor mit mechanischem Verteilerfinger und Vergaser, ein simples Getriebe, Räder dran, bisschen billiges Blech drum, ein paar völlig plane, nicht gewölbte Scheiben dran, zwei Scheibenwischer und Lampen, Sitze rein, fertig. Mehr war das nicht. Autoradio war schon seltener Luxus. Und entsprechend anspruchsvoll zu fahren, weil man da noch selbst fahren können musste – und zum Lenken und Bremsen auch Kraft brauchte. Deshalb hatten die große Lenkräder, konnte man im Stand nicht lenken, trugen Autofahrer damals noch Autofahrerhandschuhe (nicht unähnlich heutigen Radfahrer- oder Gym-Handschuhen), um keine Schwielen an den Händen zu haben. Mensch bediente die Mechanik unmittelbar und musste sich noch mit Fahrdynamik abgeben, war es eine Kunst, ein Auto überhaupt anzulassen. Deshalb hat man Autos damals noch damit getestet, wie sie auf der Holperstrecke fahren. Heute setzt man sich rein und bewertet, wie gut einem die KI auf gesprochene Worte antwortet. Wie das Auto fährt, interessiert keine Sau mehr.
Ich kann mich noch erinnern, als der Fiat 126 als die modernisierte Alternative zum Fiat 500 rauskam, und Nachbarn von uns hatten einen Fiat 500. Das waren alles typische „Zweitwagen“, auf deutsch: Das Auto für die Ehefrau zum Einkaufen und die Kinder von der Schule abholen, während der Mann mit dem richtigen Auto bei der Arbeit ist. Auch, weil sie leicht und klein genug waren, dass Frauen sie einparken können. Da lacht Ihr jetzt, aber das war so. Mein erstes Auto war ein in der Familie übriggeliebenes, schon ziemlich angerostetes solches Billig-Frauen-Klein-Auto, ein Toyota Starlet, über den man als Abiturient und als erstes Auto natürlich sehr froh ist, und den ich damals noch mit Hammer, Taschenmesser und etwas Kunstharz reparieren konnte. Die Auto BILD lobte deren Unverwüstlichkeit, während man meinen nachts bei Dunkelheit so vor sich hinrosten hören konnte, und ihn im Winter anzulassen ungefähr so schwierig war, wie aus einer Flasche einen Flaschengeist zu erwecken. Ein sehr simples Auto, wirklich auf das Nötigste reduziert. Autos waren damals so, technisch kaum anders als ein Aufsitzrasenmäher. Bei der Bundeswehr hatte ich dann noch einen Iltis und einen VW-Bus, damals auch extrem einfach gebaute Minimalautos, die nicht mehr konnten als sich zu bewegen und ein bisschen zu leuchten.
Heute sind Autos enorme Technikmonster, bekommt man allein die Software für den Bordcomputer schon kaum hin.
Vielleicht sollte man bei der Debatte um e-Autos mal betrachten, dass es gar nicht nur um den Antrieb als solchen geht, sondern Autos heute hochgezüchtete Lifestyle-Produkte sind, die vor Technik nur so strotzen und deshalb in einem argen Missverhältnis von Preis und mechanischer Lebensdauer zur Lebensdauer des elektronischen Teils stehen.
Vielleicht sollte man sich einfach mal wieder überlegen, ob man wieder einfachere Autos baut.
Oder modulare. Solche, bei denen man die Elektronik und den ganzen Klimbim nach 5 Jahren austauschen und modernisieren kann, und die man einfach nur mit einer Miminalausstattung kauft und sich dann überlegen kann, ob man dicke Elektronik reinbaut oder es bleiben lässt.