Vom Wertverlust und kommenden Ende der Universitäten
Genau, wie ich es beschrieben habe.
Sehr lesenswerter Artikel in der WELT über den Wertverlust und inhaltlichen Niedergang der US-Universitäten.
Stehen aber eigentlich nur Sachen drin, die ich seit Jahren schreibe.
- Selbst die ehemaligen Eliteunversitäten völlig verblödet, feminisiert, gequotet und kaputtgewoked. Nur noch linke Klapsmühlen.
- Völliges Missverhältnis zwischen Kosten und Nutzen. Im Prinzip sind amerikanische private Universitäten längst reine Betrugsunternehmen, die den Leuten überteuerte Fake-Studiengänge wie faule Versicherungsverträge andrehen. Die Leute merken, dass ihnen die Studien inhaltlich kaum etwas oder gar nichts nutzen, und dass sich die Kosten niemals amortisieren werden.
- Präsenzstudiengänge werden durch Online-Studien ersetzt.
Einen Punkt darin will ich aber, auch wenn ich den auch schon hatte, und gerade deshalb, herausheben: Langzeitwissen wird immer mehr durch Kurzzeitwissen ersetzt.
Man kann nicht mehr studieren und das Erlernte dann 30 Jahre lang anwenden. Man muss ständig neu lernen. Sie sind aber nicht mehr nur an dem Punkt, an dem ein Studium kein Arbeitsleben lang mehr hält, sondern an dem das Studium länger dauert, als das vermittelte Wissen aktuell ist, man also am Ende des Studiums schon veraltet ist.
Dieses Phänomen kommt mir sehr bekannt vor. Als Informatiker muss man ständig, fast täglich, neue Dinge lernen und ständig umlernen, weil die ganze Szene, das ganze Ding so hochvolatil ist. Ich sehe das äußerst kritisch, weil man nichts mehr auf Dauer anlegen kann. Im Gegenteil ist die Dynamik so hoch geworden, dass der Änderungsaufwand auch nicht mehr im Verhältnis zum Nutzen steht. Mir ist das schon vor 20 Jahren aufgefallen, als ich die „Pentests“ aufgegeben habe, weil ich die damals in der Firma alleine gemacht habe, und der Arbeitsaufwand, sich da auf dem Wissensstand zu halten, in keinem Verhältnis zum damit erzielbaren Umsatz stand, zumal man dann irgendwann 30 Stunden lernt und höchstens 10 Stunden anwendet – wenn gerade einer Pentests bestellt.
Insgesamt muss man als Informatiker sehr, sehr aufpassen, dass man nicht zum Selbstzweck degenieriert, weil man seine Zeit nur noch damit verbringt, Neues zu lernen und alles zu aktualisieren und umzustricken, und nicht mehr in den Nutzbetrieb kommt. Im Prinzip läuft in der IT gerade das Analogon zur Bürokratie: Man hat gleichzeitig Fachkräftemangel und zu viele nutzlose Leute, die dann als reinen Selbstzweck ständig alles ändern und neu machen. Währenddessen beobachtet man, dass immer mehr OpenSource-Projekte den Bach runtergehen, weil keiner mehr da ist, der sie pflegen kann und will. Große Teile der IT-Landschaft laufen sich gerade selbst tot, und es wird eine riesige Müllhalde unwartbaren Software-Mülls übrig bleiben.
Ein sehr ähnlicher Effekt scheint gerade die Universitäten zu ereilen: Die haben immer schneller hochgedreht und jedes Regulativ verloren, und nun haben sie eben überdreht und sich selbst überlebt.
Man wird Studiengänge, „Master“, durch Kurzzeitnachweise, Zertifikate ersetzen: Schnell gelernt, kurz in der Haltbarkeit.
In der IT Sicherheit beobachte ich diesen Effekt schon lange. Es interessiert da schon lange keinen mehr, wieviel Wissen und Berufserfahrung mehr hat, sondern ob man Zertifikate für allen möglichen Spezialkram hat. Kennt man diese ISO-Norm? Kennt man jenes Framework? Ist man in dem und dem Produkt zertifiziert? Dabei bringt das meistens gar nichts. Ich habe vor etwa 20 Jahren mal ein ganz wichtiges Zertifikat eines Firewallherstellers gemacht, weil man nur damit dessen Produkte verkaufen darf. Lehrgang, Schulung und so weiter. Der Trainer sagte uns von vornherein, dass das alles eh Unfug ist und die Prüfungsfragen alle entweder unverständlich, unsinnig oder schlichtweg falsch seien. Deshalb bekäme man eine Liste mit den Musterantworten, die man einfach eingeben soll ohne darüber nachzudenken. Was ich dann auch getan und das Zertifikat erhalten habe, dabei aber festgestellt habe, dass die Prüfungssoftware so lausig war, dass man durch den URL in der letzten Phase vor dem Ausdruck des Zertifikats beliebig oft beliebige Zertifikate mit beliebigem Namen und beliebiger Punktzahl erzeugen konnte, und das PDF trivial zu ändern war. Meine Sachkunde aus dem praktischen Umgang mit Unix und diesem Produkt war weit höher als die des Trainers und des Lehrstoffs.
Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich nicht nach Australien ausgewandert bin. Ich war ja einige Male dort und habe mich auch erkundigt. Die sagten mir aber, dass das ja schön sei, dass ich ein Diplom und einen beindruckenden Lebenslauf und bärig Berufserfahrung habe, und die fachlich allesamt in die Tasche stecken könnte. Man sagte mir, dass die das in den Firmen und deren HR-Abteilungen sowieso nicht verstehen und damit nichts anfangen könnten, und sich ein deutscher Abschluss sowieso nicht in das australische System einordnen lasse. Man bekomme einen Job dort genau dann, wenn man in seinem Resume genau alle die 3-, 4-, 5-buchstabigen Abkürzungen für irgendwelche Zertifikate und Schulungen hat, die die HR-Abteilung oder der Headhunter auf seiner Liste habe. Die haken das einfach nur ab und schauen, ob man alle Abkürzungen hat, auch wenn das der letzte nutzlose Mist sei und vieles nur Abzocke für teure Lehrgangsgebühren ist. Ich hatte kein einziges von diesen Zertifikaten. Wenn nur eins gefehlt hätte, so hieß es, hätte man das vielleicht noch nachholen lassen, aber so ganz ohne bekommt man keinen Job, auch wenn ich besser als die Konkurrenten sei. Man will nicht den Besten, sondern Eigensicherung betreiben und deshalb dringend alle Abkürzungen abhaken, die gefordert sind.
Und so wird das künftig laufen. Man wird nicht mehr studieren, sondern man wird irgendwelche Zertifikate erwerben, indem man irgendwelche Schulungen und Seminare besucht, also im Prinzip einzelne Vorlesungen und nicht mehr das ganze Studium, dafür dann irgendwelche ABC, DEF und GHI-Zertifikate bekommt, die dann vielleicht drei oder vier Jahre gültig sind. Und dann werden irgendwelche Institute und Unternehmensberatungen irgendwelche KI-gestützten Prüfungen anbieten, die dann irgendeine Note oder Bewertung ausspucken, das man vorzulegen hat.
Es heißt, dass in Asien der weit überwiegende Teil aller Ausbildungsnachweise, die in Bewerbungen vorgelegt werden, gefälscht seien, oft sogar plumb, weil man dort diese Gläubigkeit gegenüber irgendwelchen Schulungen und Nachweisen, Zertifikaten, so weit getrieben habe, dass es keinen mehr interessiere, ob das echt sei, weil auch „echt“ nichts mehr wert ist, und jeder nur darauf achtet, dass er bei einer Einstellung allen formalen Bedingungen abhaken kann.
Ich denke, Hochschulstudiengänge und -fakultäten werden sich in den nächsten Jahren weitestgehend erledigt haben und absterben. Man hat die in den letzten Jahren aufgebläht, Zehntausende von Phantasiestudiengängen, bei denen man nicht mehr weiß, was sie sein sollen, um jedem Deppen ein Studium andrehen zu können, das so orchideenhaft ist, dass keiner merkt, dass es nur Quatsch ist, und dieser Mist wird jetzt zusammenfallen.
Im Prinzip steht das aber auch in Asterix, Band Obelix GmbH & CoKG: Hinkelstein nichts mehr wert sein!
Wir werden es erleben, dass Bildung und Wissen absterben, weil man das alles durch KI ersetzt (oder ersetzen zu können glaubt), und die Leute nur noch irgendeinen Kurzzeitkäse für kurze Zeit lernen. Was wiederum dem amerikanischen Ausbildungssystem entspricht. Da setzt man in vielen Fabriken keine Fachkräfte ein, sondern Ungelernte, die nur ein paar Handgriffe, aber die bis ins Kleinste gemanaged und vorgegeben erlernen und ausführen soll. Und wenn man sie nicht mehr braucht, feuert man sie.
Ausbildungsnachweise werden ein Verfalldatum haben. Man kommt nicht mehr von der Uni und ist Informatiker. Man ist dann für 5 Jahre Informatiker und braucht dann Auffrischungen.
Aber wenigstens stehen die Chancen gut, dieses hochkorrupte Universitätsdings loszuwerden. Wissenschaft und Forschung finden ohnehin längst woanders statt.