Ansichten eines Informatikers

Der Bundesnachrichtendienst sucht Kryptologie-Anfänger

Hadmut
30.10.2024 11:03

Ein Leser fragt an, ob das nichts für mich wäre.

Nein, das wäre nichts für mich.

Der Bundesnachrichtendienst sucht per Arbeitsamt (!) und per Bundesirgendwaswebseite

Informatiker/in
AS-2024-149 – Mitarbeiter/Mitarbeiterin (m/w/d) in der Auswertung zu kryptologischen Themen

Ach.

Unsere Aufgabe ist:

Informationen von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung zu beschaffen, auszuwerten und der Bundesregierung in Form von Meldungen, Analysen und Briefings zur Verfügung zu stellen.

Ihre Aufgaben bei uns werden sein:

Entwerfen von Beiträgen für die Berichterstattung

Erstellung von Berichterstattung

eigenständiges Durchführen von Briefings und Halten von Vorträgen

Vorbereitung von und Teilnahme an Fachgesprächen

Wir setzen grundsätzlich die Bereitschaft voraus, sich schnell und eigenständig in neue Fachbereiche und Aufgabenstellungen einzuarbeiten.

Wenn ich so einen Scheiß schon lese: „Wir setzen grundsätzlich die Bereitschaft voraus, sich schnell und eigenständig in neue Fachbereiche und Aufgabenstellungen einzuarbeiten.“

und

Zwingende Voraussetzungen:

ein abgeschlossenes oder voraussichtlich in den nächsten 12 Monaten abgeschlossenes Hochschulstudium (Bachelor/Dipl. FH)

Wünschenswerte Voraussetzungen:

Fachkenntnisse aus dem Bereich Kryptologie

kriege ich zuviel. Die suchen irgendeinen, auch wenn nicht mal fertig mit dem Studium, mit der Bereitschaft, sich in neue Fachbereiche einzuarbeiten, und Fachkenntnisse aus dem Bereich Kryptologie wünschenswert.

Gute Güte.

Was soll der Schwachsinn?

Mal eben so ein bisschen in Kryptologie einlesen oder vielleicht schon mal eine Vorlesung gehört haben. Um ein bisschen Geschwätz für die Öffentlichkeit zu schreiben. Dabei kann doch nur Mist herauskommen.

Wisst Ihr, wie sich das für mich liest? Was ich da zwischen den Zeilen lese?

Zweierlei.

Textbasiert:
Da hat irgendeine Abteilung, die in Krypto macht, vermutlich sogar die (oder Nachfolgerin der) „Zentralstelle für Chiffrierwesen“, ehemaliger Direktor Otto Leiberich, der mich da abgesägt hat, einen Anschiss bekommen, dass ihre Frauenquote zu Null ist, und jetzt haben die eine Stelle so ausgeschrieben, dass sie das Spagat zwischen frauengängig und „irgendwas mit Krypto“ leisten soll, um der dann einen Seiteneinsteigerposten zu geben, auf dem sie nicht zuviel Schaden anrichten kann, weil sie sowieso nicht nach innen und an die wichtigen Sachen kommt, sondern nur ein bisschen für die Öffentlichkeit faseln soll. Stinkt gewaltig nach Quotenweibchenposten.
Kontextbasiert:
Da hat irgendwer in der Politik angefordert, dass die da beim BND mal jemanden beschaffen, der der Politik erklären kann, was das mit der Kryptographie auf sich hat und sagen kann, was sie machen sollen.

Ganz abgesehen davon wäre es auch schon deshalb nichts für mich, weil meine Texte und Auffassungen zur Kryptographie dem Bundesnachrichtendienst bekanntlich so gar nicht gefallen. Was allerdings auf Gegenseitigkeit beruht.