Ansichten eines Informatikers

Die Apple-Verarsche

Hadmut
5.11.2024 16:16

Marketing der dreistesten Art.

Das ist eine Frechheit:

Apple handelt sich gerade jede Menge Spott ein, weil vom neuen Mac Mini-Modell

  • ein Mac Mini mit 32 GB RAM und 512 GB SSD einen Dollar mehr kostet
  • als zwei Mac Mini mit je 16 GB RAM und 256 GB SSD zusammen, also zusammen ebenfalls 32 GB RAM und 512 GB SSD, nur eben mit zwei Macs drumherum.

Das ganze Apple-Marketing ist eine einzige Verarsche.

Ich hatte mal einen Mac Mini, das zweite Modell, so von 2010 oder 2011. Den konnte man noch – zwar kompliziert, aber immerhin – aufschrauben und die normalen so-dimm RAM-Riegel und sogar die Festplatte (2,5 Zoll SATA flach) austauschen, und, wenn man sich im Internet noch das fehlende spezielle Flachbandkabel besorgt hat, sogar eine zweite Festplatte einbauen. Den habe ich allerdings neulich entsorgt, weil hoffnungslos veraltet. Apple selbst gab schon seit Jahren kein MacOS für den mehr heraus, und ich habe ihn noch einige Zeit unter Linux verwendet, was sich dann aber wirklich nicht mehr lohnte, weil ein Uralt-Prozessor, nur SATA und nur USB 2.0, während man schon für 120 Euro gebrauchte 1-Liter-Mini-PCs mit deutlich neuerem Prozessor (6. oder 7. Generation), USB 3.0, NVMe-Steckplatz, SATA-Plattenplatz und so-dimm für bis zu 32 GB RAM bekommt, und ab 150 Euro Geräte mit N100. Das lohnt sich dann irgendwann einfach nicht mehr, einen 13 Jahre alten Rechner am Leben zu halten, also flog der raus. Außerdem hatte ich den vor Jahren mal aufgerüstet, mehr RAM rein, alte Platte gegen SSD getauscht, und habe das trotz Video-Anleitung nicht fehlerfrei hinbekommen, weil die da eine Schraubenkonstruktion verwenden, die auch aus dem Video nicht genau hervorging, nämlich zwei kaskadierte Schrauben über- und ineinander, die man zwar nacheinander rein- und festschrauben, aber nicht ohne weiteres auch wieder rausschrauben kann, und da war mir irgendwas kaputt gegangen. Nicht, dass es wichtig gewesen wäre, sowas hält auch ohne diese Schraube zusammen, aber das war so eine Schikane, und man musste die Konstruktion erst einmal verstehen.

Aber immerhin: Damals hatten sie noch austauschbare und erweiterbare RAM-Riegel und Festplatten.

Das haben sie kurz drauf geändert, zumindest RAM ist fest eingelötet und ich glaube, bei SSDs gibt es auch irgendein Hindernis, so dass man beides zwingend direkt bei ihnen mit dem Gerät kaufen muss und nicht nachträglich aufrüsten kann.

Und dann machen sie eben solche Mondpreise, um dasselbe Gerät sowohl billig für die untern Käuferschichten anzubieten, als auch teuer für die, die ernstlich damit arbeiten wollen.

Wenn die EU was wäre, würde sie Strafzölle auf Rechner erheben, bei denen SSD und RAM nicht austauschbar/erweiterbar sind, analog zum Reparaturzwang, weil das ja auch ursächlich dafür ist, dass man dann, wenn man zu wenig Speicher hat, oder die SSD durchverbraucht ist (die halten ja auch nicht ewig) einen neuen Rechner kaufen muss, statt den alten aufzumöbeln. Denn bisher hat sich, auch wenn ich die EU nicht mag, deren Zwang sehr positiv auf Apple ausgewirkt: Die mussten von ihrem proprietären Lightning-Stecker (auf den sie ein Patent hatten und deshalb sehr genau steuern konnten, wer alles Apple-Zubehör anbieten kann und zu welchem Preis) auf USB-C umsteigen, und das neueste iPhone kann man auf besondere Weise zerlegen, nämlich durch Anlegen einer Kleinspannung auf Gehäuseteile, weil sie einen Klebstoff verwendet haben, der sich unter Einwirkung kleiner Ströme chemisch verwandelt und dann nicht mehr kleben kann. 9V-Batterie anklemmen, Minute warten, zack ist der Akku draußen zum Austausch.

Geniale Methode – aber erst möglich durch einen Tritt der EU in den Apple-Hintern.

Und deshalb sollte sich die EU tunlichst befleißigen, Apple – und allen anderen Hersteller – ebenso in den Hintern zu treten, damit die wieder wechselbare Speicherriegel und SSDs anbieten – und am besten auch Barebones ganz ohne.

Manche Hersteller argumentieren, dass ihre Rechner heute so flach seien, dass da leider, leider keine so-dimm-Fassungen mehr rein passen, sogar Ethernet wäre ja inzwischen zu hoch. Vor einiger Zeit aber hat irgendein Hersteller einen neuen Standard vorgeschlagen, der mit einem anderen Stecker arbeitet und mit der doppelten Busbreite, deshalb nur noch ein Modul statt zweien vorsieht und viel flacher ist, also genau jenes Problem löst. Ich habe aber nie wieder etwas davon gehört.

Es ist zur allgemeinen Geldmache geworden, Rechner mit verlötetem RAM zu verkaufen, damit man dafür Höllenbeträge ausgibt – wenn sie denn überhaupt angeboten werden. Ich staune oft, wie einem teures Zeug angeboten wird, das dann nur 8 oder bestenfalls 16 GB RAM hat.