Ansichten eines Informatikers

Wer ist der beste Bundeskanzler?

Hadmut
10.11.2024 20:58

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Ein Leser fragt an:

Frage eines sporadischen Lesers

Sehr geehrter Herr Danisch,

ich bin zwar sehr oft nicht mit Ihnen einer Meinung, aber dennoch lese ich von Zeit zu Zeit ihr Blog, gerade um auch mal eine gut argumentierte Sicht auf aktuelle Geschehnisse zu haben, die nicht unbedingt meiner eigenen entspricht.

Eine Frage hätte ich nach all den Jahren doch einmal:

Welcher Bundeskanzler in der gesamten Geschichte der BRD ist, unironisch, der aus ihrer Sicht beste gewesen, und wieso?
Sie dürfen die Antwort auf die Frage auch gerne als Blogeintrag verfassen.

Weiß ich nicht.

Ich habe über die Frage noch nicht nachgedacht, mich damit noch nicht befasst, und kann das auch gar nicht beurteilen, weil ich bis zum Alter von etwa 35 oder 40 ein völlig unpolitischer Mensch war, der sich für Politik überhaupt nicht interessiert hat. Erst durch Beruf, den Promotionsstreit und die Gender Studies bin ich auf Politik gekommen.

Ich kann wenig vor der Zeit meines Erwachsenenseins beurteilen, und habe mich damit rückwirkend auch überhaupt nicht beschäftigt.

Ich halte auch die Frage für falsch und verfehlt, weil sie unterstellt, dass es eine eindimensionale Metrik gibt, nach der irgendeiner eben der Beste war. Ich der IT-Sicherheit sage ich immer und gern, dass es kein allgemeines „sicher“ gibt, sondern immer nur relativ gegenüber einer bestimmten Bedrohung, sicher gegen …. So wird das auch bei Kanzlern sein. Bester in welcher Hinsicht?

Man kann sie auch nicht vergleichen, weil man keine vergleichbaren Umfelder hatte, man kann die ja nicht gegeneinander antreten lassen. Hängt auch davon ab, was die vorher als Minister waren.

Wie will man beispielsweise Ludwig Erhard, der ein vom Krieg weitestgehend zerstörtes und von den Siegermächten deindustrialisiertes, entmännertes Land in der Position des Verlierers wieder aufbauen musste, mit der Trullaeszenz einer Angela Merkel vergleichen, die nur ein bisschen Außenpolitik gemacht hat, weil innenpolitisch – vermeintlich – alles von selbst lief? Ist er der Macher und sie die Quotentussi, oder musste sie einfach nur gar nichts tun? Wie die BRD der 1950er Jahre mit Deutschland des 21. Jahrhunderts?

Man kann das nicht vergleichen.

Dazu kommt, dass ich ja keinen Einblick darin habe, was da hinter den Kulissen läuft und wer eigentlich was macht, ob die nur die Sprechpuppen sind, die die Werke ihrer Mitarbeiter als die eigenen ausgeben wie so viele deutsche Professoren?

Ich bin gar nicht in der Position, an das nötige Wissen zu kommen, um das zu beurteilen.

Außerdem: Was heißt das schon? Kanzler? Es kommt doch auf die ganze Regierung und den Hintergrund an. Man kann Scholz nicht beurteilen, ohne gleichzeitig auch Figuren wie Saskia Esken oder Kevin Kühnert zu sehen, die den beeinflussen. Oder eben die Minister. Soll man Robert Habeck einem Olaf Scholz anlasten oder nicht?

Ich halte deshalb die Frage für verfehlt, wenig sinnvoll und so nicht zu beantworten.

Um aber trotzdem etwas darauf zu antworten:

Ich halte Gerhard Schröder, Angela Merkel und Olaf Scholz für Totalausfälle. Jeden auf seine Art. Unteres Ende.

Bei Helmut Kohl bin ich mir nicht sicher. Der hat ein paar krumme Dinger gedreht und war nach außen ein eher tumber Pfälzer, aber blöd war er auch nicht und hat die Belastung mit der DDR und deren Zusammenbruch, den kalten Krieg zuvor, doch ordentlich hinbekommen. Fragt sich natürlich, wieviel er davon selbst gemacht hat, oder seine Berater, Mitarbeiter, Minister, wie etwa Schäuble.

Der erste, an den ich mich selbst erinnern kann, ist Willy Brandt. Den fand ich als kleines Kind beeindruckend, weil mir gefallen hat, wie der spricht, und das einer der wenigen war, die ich da überhaupt erkannt habe und deren Namen ich kannte, ansonsten nur komische alte Männer in grauen Mänteln mit grauen Hüten (die waren alle grau, weil wir damals einen Schwarzweiß-Fernseher hatten).

Aber beurteilen kann ich Brandt überhaupt nicht, denn das Einzige, was mir zu Willy Brandt inhaltlich einfällt, ist die Guillaume-Affäre. Und da weiß ich nicht, wieviel man Brandt persönlich anlasten kann. Erst vor einigen Jahren habe ich in einer Doku gesehen, dass der wohl ein ziemlicher Schürzenjäger gewesen sein und so manches gebumst haben soll, was nicht bei drei auf dem Baum war.

Auch die Politik von Helmut Schmidt kann ich nicht beurteilen, weil ich mich mit dessen Politik nicht beschäftigt habe. Und die SPD war eine ganz andere als heute.

Aber:

Helmut Schmidt hat mich zweimal beeindruckt.

Einmal während der damaligen RAF-Anschläge und -Entführungen, die er als Kanzler durchstehen musste, was ja damals die ganze Bevölkerung bedrückte und bedrohte. Da hat er eine ziemlich gute Figur abgegeben, obwohl man später sah, dass er da auch Fehler gemacht hat, wie er zugab. Was man aber Schmidt auf jeden Fall zugestehen muss, ist, dass er eine ordentliche und würdige Figur abgegeben hat, der hat was dargestellt. Nicht so eine alberne Figur wie Brioni-Schröder oder Olaf Scholz, die uns lächerlich machen. Oder das Kaffeetantenhafte von Angela Merkel. Kein Wladimir Putin hätte es je gewagt, einem Helmut Schmidt einen Hund vor die Füße zu setzen, um ihn einzuschüchtern. Schmidt war zumindest ein tauglicher Kanzlerdarsteller. Der Mann hatte Format.

Das zweite Mal vor einigen Jahren, als ich schon in Berlin wohnte. Ich stand im Berliner Hauptbahnhof am Bahnsteig um auf den Zug nach Hamburg zu warten, als ich merkte, dass am Bahnsteig direkt neben mir jemand im Rollstuhl an den Bahnsteig geschoben wurde. Ich guckte kurz zur Seite – Helmut Schmidt. Und obwohl der mich ja überhaupt nicht kannte, guckte der mich total entspannt, völlig freundlich und schalkhaft an, völlig anders als der beinharte Knochen, den man aus dem Fernsehen kannte, als wären wir beste Freunde, die sich blind verstehen. Ich habe nur so etwas wie „Ach, Guten Tag!“ gesagt, weil ich das affig finde, sich irgendwelchen Promis anzuhängen. Aber der machte da überhaupt keinen abgehobenen oder selbstherrlichen Eindruck, ganz anders als heutige Politiker, besonders von den Grünen, die er vermutlich sehr verachtet hätte.

Zu Kiesinger fällt mir einfach gar nichts ein, an den kann ich mich auch nicht erinnern.

Am meisten für das Land geleistet hat sicherlich Konrad Adenauer, denn der hat den ganzen Misthaufen wieder aufgebaut.

Sicherlich auch Ludwig Erhard, aber nicht als Kanzler, war er ja auch nur kurz, sondern als Wirtschaftsminister.

Näher befasst habe ich mit denen aber nicht, es entzieht sich deshalb wirklich meiner Beurteilung.

Ich kann die Frage deshalb auch nicht seriös beantworten.

Trotzdem würde ich sagen, um überhaupt etwas zu sagen, dass

  • das Gespann Adenauer/Erhard wohl die waren, die dem Land am meisten genutzt und ihren Job am besten gemacht haben, und die am wichtigsten für uns waren, denen wir am meisten zu verdanken haben,
  • Helmut Schmidt den besten Staatsmann dargestellt hat,
  • Helmut Kohl die Wiedervereinigung und manches andere gemacht hat, ich aber nicht einschätzen kann, was der da wirklich gemacht oder nur zufällig miterlebt hat,
  • ich Angela Merkel für die halte, die den größten Schaden angerichtet und das Land in den Abwärtsstrudel geschickt hat, die also die Schlimmste war,
  • ich Olaf Scholz für den Unfähigsten und die größte Fehlbesetzung halte.