Wie man Zahlenschlösser mit einer Taschenlampe öffnet
Ein Leser fragt an:
Danisch.de » Das FBI
Hallo,
Mal eine Frage zu einem Detail im Text:
„ Hartschalenkoffer mit trivial per Taschenlampe zu öffnendem Zahlenschloss“Was ist damit gemeint ?
Ist mir mal in den 80er oder 90er Jahren aufgefallen, als das aufkam, dass so viele Akten- und Reisekoffer diese Zahlenschlösser mit den drei Ziffernrädchen hatten, und ich gerade selbst einen Aktenkoffer und einige Reisekoffer damit hatte. (Ich meine hier nur die, das sind aber fast alle, bei denen man radial auf den Außenrand der Rädchen guckt, wie auf auf einen mechanischen Kilometerzähler oder das Profil eines Reifens, nicht die, bei denen man entlang der Drehachse auf die Seite guckt wie bei einer Wählscheibe.)
Man hat da drei (oder vier) Rädchen mit den Ziffern 0 bis 9, die etwas aus je einem rechteckigen Schlitz ragen, und alle auf einer gemeinsamen Achse stecken, aber das sind eben fast alle, es gibt fast nur die.
Diese Rädchen haben immer etwas Spiel in diesem Schlitz, auch weil sie billig hergestellt sind. Man kann die mit dem Finger immer so ein bisschen entlang der Achse in die eine oder andere Richtung drücken, dass der Spalt auf einer Seite des Rädchens größer und auf der anderen Seite kleiner wird. Dann kann man mit einer Taschenlampe die Achse etwas sehen. Bisschen Übung erforderlich.
Wenn man nun das Rädchen dreht, sieht man bei einer der Stellungen eine Rille an dem Teil des Rädchens, da auf der Achse steckt. Man sieht sie beim Drehen, wenn sie genau oben ist. Damit das Schloss sich öffnet, muss die Rille aber exakt unten sein, damit sie die seitliche Bewegung des Schließriegels freigibt, weil das Schloss so funktioniert: Wenn die Ringe alle richtig stehen, sind alle Rillen unten und geben die Seitenbewegung des Schließriegels frei. Wenn man also den Riegel mit der Lampe sieht, weiß man, dass er genau oben ist, zum Öffnen aber genau unten sein muss. Also dreht man dann, wenn man ihn sieht, den Rädchen noch um genau 180° – oder genau 5 Ziffern – weiter. In ein paar Sekunden ist das Schloss offen, ohne jede Beschädigungsspur.
Hatte ich jahrelang anhand eines ähnlichen Fahrradschlosses aus meiner Jugend der 70er Jahre, das auch mit solchen Ringen funktionierte, auf einer Folie meines Kryptoeinführungsvortrages, um zu erklären, wie Kryptographie und Kryptoanalyse funktionieren: Nämlich nicht Passwortraten wie im Kino, sondern verkleinern des Suchraumes durch Verstehen der Abhängigkeiten. Ein Schloss mit vier solcher Ziffernringe hat 10.000 Möglichkeiten. Für eine vollständige Suche muss man also im Mittel 5.000 Zahlenkombinationen probieren. Kann man die aber (als Kind habe ich das beim Fahrradschloss mit Ziehen gemacht, weil man da nicht reingucken konnte, die Riegel aber nie alle exakt gleich lang sind, also bei Ziehen und Drehen immer einer zuerst einrastet) einzeln auf Erfolg testen, gibt es nur je 10, also 4×10 = 40 Kombinationen, und im Mittel hat man nach 4×5=20 Tests (statt 5000) das Schloss geöffnet, weil man verstanden hat, wie man die unabhängig voneinander auf Erfolg testet.