Ansichten eines Informatikers

Von der seltsamen Zerstörung der Automarke Jaguar

Hadmut
25.11.2024 18:05

So doof kann man doch gar nicht sein.

Oder: Echt oder Fake? Woke oder Hoax?

Seit Tagen geht etwas durch die Social Media, nämlich das Rebranding der britischen Edelautomarke Jaguar.

Nun interessiere ich mich für britische Automarken nicht allzu sehr, weil ich von denen nicht sehr viel halte. Am ehesten noch Rover, weil deren klassischer Land Rover in vielen meiner typischen Reisegebeite wie Australien oder Afrika zumindest früher ein Standardauto war (man mir dann aber auch überall sagte, dass die nichts taugen, und man lieber Toyota fahren solle, die seien viel besser). James Bond, Aston Martin. Naja, gut, wäre ich James Bond, würde ich einen fahren. Bin ich aber nicht. Und zu Jaguar fällt mir dann auch nicht viel mehr ein, als dass ich mal in einer Firma war, deren Chef einen fuhr, der zwar schon gut aussah (der Jaguar…), aber überhaupt nicht meinen Geschmack traf. Das ist irgendwie so britischer Landadel mit Burberry-Jacke und Jagdschlösschen. Es hat ungeheuer viel Stil. Aber es ist nicht mein Stil. Wenn, dann Land Rover, und von dem hat man mir abgeraten.

Aber: Stil haben sie, und die springende Raubkatze also Logo hebt sich angenehm vom neumodischen bedeutungslosen Einerlei ab.

Nun ging da vor einigen Tagen etwas herum, wonach die jetzt ihr Image komplett geändert haben und auf Einheits- und Woke-Scheiß machen.

Das Rebranding

Wie es ankam

Die Leute machten sich darüber lustig.

Ein Hoax als PR-Stunt?

Das hat mir in den Fingern gejuckt, da etwas zu schreiben.

Aber das Hirn wollte nicht.

Irgendwo im Hirn sagte eine Drüse, yet another wokeness crash. Man nutzt sich als Blogger irgendwie ab, wenn man ständlich und pausenlos über Gender- und Woke-Deppen berichtet. Irgendwann wiederholt man sich, irgendwann langweilt man sich selbst beim Schreiben.

Die Frage war natürlich: Was denken die sich dabei? Irgendwie müsste sich doch die Selbstzerstörung der Marke Bud Light (das Budweiser-Bier, das seine Kundschaft mit einer überdrehten Tunte als Werbefigur in die Flucht schlug) herumgesprochen haben. Go Woke, Go Broke.

Ein Gedanke war, dass die vielleicht einfach aufgekauft worden waren, und der neue Inhaber damit macht, was er will. Ich habe mich mal darüber gewundert, warum die Edelkamera-Marke Hasselblad ihren Namen für die Drohnenkameras von DJI hergibt. Da steht bei den teureren Modellen „Hasselblad“ auf der Gimbal-Kamera, obwohl das ja mit Hasselblad eigentlich gar nichts zu tun hat. Es ist aber sehr in Mode gekommen, dass asiatische Hersteller Partnerschaften mit europäischen Edelmarken einzugehen, so gibt es ja Sony-Objektive mit ZEISS-Logo, die angeblich aber auch von Sony gebaut, und von Zeiss nur so ein bisschen mitgeplant werden, um für Geld ihren Namen herzugeben, gleichzeitig aber selbst im Gespräch und auf dem Markt zu bleiben, was aber auch sinnvoll ist, denn es ist ja genau das Geschäftsfeld von Zeiss: Objektive für Kleinbildkameras. Daran ist ja nichts auszusetzen, darin sind sie ja Spitzenklasse. Aber Hasselblad und Drohnenkameras? Des Rätsels Lösung: DJI hat 2017 Hasselblad gekauft. DJI hat die Namensrechte. Die können auf jede beliebige Kamera das Hasselblad-Logo draufdrucken, ohne dass die Firma Hasselblad damit noch irgendetwas zu tun haben muss. Nikon hat neulich den Filmkamerahersteller RED gekauft, schon aus dem einfachen simplen Grund, dass RED Nikon wegen Patentverletzung verklagt hatte, und die Anwälte von Nikon auf den Trichter gekommen sind, dass es billiger ist, ganz RED mitsamt seinen Patenten einfach aufzukaufen als den Prozess zu verlieren. Jetzt gehört RED mitsamt den verletzten Patenten Nikon.

Könnte es also sein, dass Jaguar wirtschaftlich schlecht da stand und deshalb irgendein asiatisches Banausenunternehmen mit viel Geld den Laden einfach aufgekauft hat und letztlich nur den Namen, das Design, die Marktposition haben wollte?

Oder sind da die Designer in Ruhestand gegangen und der Nachwuchs so unfassbar unfähig, dass die nur noch das können? Gender, Woke, Bunt, Gehampel, Primitiv-Logos? iPhone auf Rädern?

Oder ist das eine große Verarsche?

Ein PR-Hoax, der nach ein paar Tagen aufgelöst wird, mit dem man sich über den Zeitgeist lustig macht?

Vor ein paar Tagen wurde doch die Notre-Dame in Paris nach Wiederaufbau in Rekord-Zeit wiedereröffnet. Dazu habe ich irgendwo ein Interview mit einem Architekten gelesen, der beschrieb, wie schwer das war, die alten Bautechniken zu rekonstruieren, und dass man die verkohlten herabgefallenen Balken wie archäologische Kostbarkeiten behandelt hat, um herauszufinden, wie der Dachstuhl eigentlich gebaut war (die waren früher so schlau und fähig, dass wir das heute nicht mehr nachbauen können), und man das nur noch deshalb wieder hinbekommen hat, weil zufällig kurz vorher ein Student seine Diplomarbeit über den Dachstuhl geschrieben und sich das dazu alles angesehen hatte. Und da stand, dass man zwar eigentlich originalgetreu bauen musste, man aber auch einen Wettbewerb für moderne Vorschläge gemacht hatte und da ganz grausige Vorschläge kamen mit Wald oben auf der Kirche, Hubschrauberlandeplatz oder Schwimmbad. Völlig bekloppt, unvertretbar, aber sie meinten, dass sei gut, denn durch die Absurdität der modernen Vorschläge sei erst der Wert des Alten hervorgetreten. Macht man bei Jaguar vielleicht einen ähnlichen PR-Stunt, der besonders bescheuert sein soll, um den Wert klassischen Designs herauszustellen?

Inzwischen geht ein Video herum, das wie eine Auflösung des Hoax aussehen soll, aber wohl selbst ein Fake/Hoax ist.

Es bleibt die Frage: Ist das ein Hoax, ein außerordentlicher PR-Stunt, der wartet, bis sich alle aufgeregt haben, um dann mit „April, April! – wir wollten Euch mal zeigen, wie gut unser klassisches Design ist“ zu kommen?

Oder sind die wirklich so blöd (geworden/gemacht worden)?

War das unfreiwillig?

Geht es vielleicht gar nicht darum, den Autohersteller zu retten, sondern jede Spur britischer Kultur zu tilgen, die Nation zu shreddern? Einfach links unterwandert?

Oder pfeifen sie am Ende so schrecklich auf dem letzten Loch, dass das der letzte Versuch zu überleben war, und sie meinten, dass moderate Änderungen sie nicht mehr retten können, sie also nur die Wahl zwischen einem brachialen Versuch oder gleich ganz tot hatten?