Fahrradersatzteil – erst mal vielen Dank an die Leser
Ein breites Dankeschön!
So, die Mailbox platzt fast vor Zuschriften zur Fahrradreparatur, und ich bin sehr dankbar und möchte mich bei allen bedanken, die mir geschrieben haben, denn keine der Zuschriften war überflüssig oder redundant, es kamen ganz unterschiedliche Ratschläge, Hinweise und Erfahrungen.
Vorab: Ja, ich weiß schon, wie man ein Fahrrad repariert. Nur mit den „neuen“ Kurbeln kenne ich mich nicht aus, weil das letzte Mal, als ich Fahrradkurbeln getauscht habe (was ich schon zwei- oder dreimal getan habe) die noch ganz anders befestigt waren, nämlich auf die Achse, die eine abgeflachte Seite hatte, gesteckt und dann mit einem konischen, ebenfalls abgeflachten Querbolzen befestigt waren. Nur die Alten werden diese Befestigungstechnik noch kennen. Seit es die neue Befestigungsmethode gibt, habe ich kein Fahrrad an dieser Stelle repariert, weil ich auch, seit ich in Berlin wohne, in Berlin praktisch kein Rad mehr gefahren bin, ist mir zu chaotisch, zu gefährlich und man kann das Rad ja auch nirgends abstellen, ohne dass es geklaut oder demoliert wird. Und in Berlin möchte ich einfach nicht Fahrrad fahren, nur außerhalb. In Karlsruhe, Dresden und München bin ich dagegen viel gefahren. Was eine Menge über die „Fahrradstadt Berlin“ aussagt.
Deshalb wusste ich nicht, wie man diese neumodischen Fahrradkurbeln und Kettenblätter repariert.
Die Ratschläge lassen sich in grob drei Kategorien einteilen:
- Ausbauen, zerlegen, auf ein Holzbrett legen, mit dem Gummihammer wieder geradehämmern, wieder einbauen.
Der Gedanke kam mir auch, als ich das Kettenblatt dann mal ausgebaut in der Hand hatte, aber am „Hosenschutz“, wie dieses Schutzblech heißt, sind Teile abgebrochen und eine Schraube fehlt ganz, das bekommt man so nicht wieder hin. Außerdem hege ich großes Misstrauen gegenüber verbogenen Metallteilen, die wieder zurückgebogen wurden. Einmal Biegen geht, aber zweimal Biegen ist oft übel.
Grundregel bei Stativen: Wenn Dir ein Alu-Stativ verbiegt – auf keinen Fall zurückbiegen, dann bricht es. Einfach verbogen weiterbenutzen, auch wenn man es dann nicht mehr zusammenschieben kann. Und dann vor der Rückreise ausschlachten und wegwerfen. Wenn einem dagegen ein Carbon-Stativ bricht (das verbiegt sich nicht, das bricht gleich), geht gar nichts mehr, dann kann man es gleich wegschmeißen.
- Manche rieten, gleich die ganze Kurbel zu tauschen und auch das Lager zu prüfen, ob es einen Schaden bekommen hat. Das passende Werkzeug, um die Kurbel abzuziehen, habe ich aber noch nicht aufgetrieben.
- Andere rieten, dass die Kurbel wohl zu den genormten Teilen gehört (es gibt, wenn ich das richtig verstanden habe, sowohl proprietäre, als auch welche mit Standard-Maßen, und ich dürfte wohl Standardmaße haben) und es genüge, das Blatt zu tauschen.
Viele hielten das übrigens für eine Nabenschaltung, ist es aber nicht, es ist eine Kettenschaltung. Aber nur hinten. Vorne gar keine Schaltung, nur ein Blatt.
Also: Erst einmal Blatt abgeschraut, 45 Zähne, (und ich habe gelernt, dass 45T für 45 Teeth steht und nicht den Durchmesser meint, obwohl es damit natürlich eng verwandt ist), und das eine Größe ist, die Klapprad-typisch für kleine Räder zu sein scheint, weil überall gleich „Ideal für Klappräder“ dransteht.
Was dann auch erklärt, warum ich sowas auf Zypern nicht (das heißt schon, aber vorrätig nur in einem türkischen Fahrradladen in Nordzypern, oder, wenn überhaupt, „ausverkauft“) online gefunden habe, weil es auf Zypern praktisch keine Klappräder gibt. Die Leute fahren, wenn überhaupt, man sieht sehr wenige Radfaher, Mietrad, Rennrad oder Mountainbike, weil die kaum in der Stadt herumfahren, sondern in den Bergen, oder die Touristen mit dem Mietrad am Meer entlang. Es gibt dann noch Läden, die so tun, als wären sie zypriotisch, aber irgendwo aus dem Ausland zu absurden Mondpreisen versenden.
Was auch nicht ohne weiteres funktioniert, ist, wie manche meinten, das Teil einfach mit nach Berlin zu nehmen und im Laden zu fragen. Damit komme ich nicht durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen (siehe mein Abenteuer Wasserpumpenzange), und nur deshalb Gepäck einzuchecken ist zu teuer.
Ich habe mir jetzt also bei Amazon in Deutschland mit Versand nach Zypern (war wohl nur Marketplace, kommt wohl aus China) ein augenscheinlich von allen Maßen (45T, 130mm) passendes Ersatzteil bestellt, das noch den Vorteil hat, dass da kein Hosenschutz aus Plastik angeschraubt, sondern das alles in einem Stück zusammen ist. Dauert aber ein paar Wochen, bis das da ist. Ob ich die Schrauben zwischen Kurbel und Blatt ohne das Spezialwerkzeug wieder fest bekomme, wird sich dann zeigen müssen, aber das kann ich dann auch problemlos beim nächsten Mal von Deutschland mitnehmen. Am BER sind sie nicht so pingelig, was mechanische Sachen angeht, da haben sie es mehr mit Akkus und Elektronik.
Kostenpunkt 35,79 Euro einschließlich Versand nach Zypern. Das müsste es dann auch gewesen sein, dauert jetzt aber einige Zeit, bis das da ist.
Leicht elliptisch soll es angelegt sein, um den Totpunkt beim Treten zu lindern. Ich bin gespannt.
Und wenn das nicht funktioniert, dann bringe ich mal eine komplette Kurbel mit Werkzeug aus Deutschland mit. Und einen Satz Blattschrauben. Die brauche ich zwar nicht, aber anscheinend gibt es das Spezialwerkzeug nur zusammen mit einem Satz Schrauben.
Und: Was gelernt.
Jetzt muss ich alle Mails nochmal von vorne durchschauen und mir alle Detail-Hinweise daraus notieren.
Sehr beeindruckt hat mich eine Leserin, die allein anhand dieses Fotos von der Kurbel sofort wusste, wer der Hersteller des Fahrrades war, obwohl unter fremdem Markennamen verkauft. Und das war richtig, weil ich das wegen einer Gewährleistungssache (das hatte beim Auspacken nach dem Kauf schon einen Transportschaden, nämlich einen Schaden an der Vorderfelge, weshalb ich eine neue zugeschickt bekam) wusste und bestätigen konnte. Anscheinend war sie Insiderin und kannte die Lieferbeziehungen.