Notre Dame
Eine Anmerkung.
Vorab: Ich bin nicht religiös, ich habe es nicht mit Religion, und für Kirchen und den ganzen Gottes-Kitsch kann ich mich auch nicht erwärmen. Das Einzige, was mir an Kirchen gefällt, ist die Akustik und die Aussicht vom Kirchturm. Pfarrer und Kanzeln kann ich schon gleich gar nicht leiden.
Auch die Gotik ist nicht mein Ding. Ja, sicherlich, es war hohe Bau- und Handwerkskunst. Ohne Frage. Aber der Stil spricht mich nicht an.
Trotzdem fasziniert mich der Wiederaufbau der Notre Dame. Ich finde das einfach großartig. Ganz tolle Sache.
Nicht aus religiösen oder ähnlichen Gründen. Sondern weil ich es so wunderbar und wichtig für die Gesellschaft finde, wenn sich Leute – aus eigenem Antrieb und Interesse – zu einem richtig großen Projekt zusammenfinden, kooperieren und mal so richtig zeigen, was sie können. Wo es nicht um linkes Geschwätz, Quoten, „Gerechtigkeit“, Tuntentum und dergleichen geht und jeder als „Quereinsteiger“ mitmischen und rummurksen kann, und jeder Quatsch zu akzeptieren wäre, wo Quality is a myth gelte.
Sondern ein Ding, in dem hochbefähigte Leute, die ihre Arbeitstechniken teils erst erforschen und (wieder-)erlernen mussten, eine Qualitätsarbeit ablieferten, wo die Ergebnisse zählen, wo ein höchst anspruchsvolles Bau- und Kunstwerk hinterher stehen und gut aussehen muss. Es fasziniert mich einfach, wenn Leute – auch noch international – etwas derartiges und das (abzüglich der Corona-Verzögerung) auch noch pünktlich hinbekommen, was man vorher für unmöglich hielt.
Ich bin gerade über einen Satz gestolpert, der das perfekt auf den Punkt bringt, zum Verständnis noch der vorangegangene Satz dazu:
Ein Handwerkerheer machte sich in der Basilika zu schaffen: Tischler, Zimmerleute, Dachdecker, Maurer, Steinmetze, Kunstschmiede, Glasmaler, Tapezierer, Polsterer, Vergolder, Maler. Frankreich entdeckte fast verwundert, dass es noch über all diese traditionellen Berufe verfügt.
Anders gesagt: In einer Zeit des leeren Geschwätzes und befähigungslosen Rumgequotes, der Dummheit und der Unfähigkeit als politischem Kult, rieb man sich verdutzt die Augen darüber, dass es doch noch Leute gibt, die etwas können.
Notre Dame als Gegenprojekt gegen den linken, queeren, marxistischen, korrupten Schwachsinn unserer Zeit.
Es gefällt mir, dass auch die Befähigung als solche nochmal ihre Muskeln spielen lassen konnte, bevor wir ganz im Sumpf der Dummheit versinken.
Und sie meinen ja, Notre Dame wäre besser als vorher, weil zwar originalgetreu wieder aufgebaut (was aber eher Glückssache war, dass Scans und eine Diplomarbeit über die Verbindungen im Dachstuhl existierten), aber an entscheidenden Stellen verbessert. So könne Notre Dame nicht mehr brennen, weil es eine hochmoderne Sprinkleranlage gebe, die irgendwie mit Dampf oder Neben arbeite und hocheffektiv sei. Da stellt sich natürlich die Frage, wieviele Jahrzehnte oder Jahrhunderte die wohl überdauern könne. Aber vermutlich hat man auch die Elektrik so richtig modern und sauber gemacht, das Ding mal richtig vermessen und Pläne gemacht, und wohl auch Überwachungskameras installiert und so weiter.
Ich kann mich noch erinnern, als ich in Dresden vor Ort die letzten Arbeiten an der Frauenkirche mitbekommen habe und die von den Steinmetzen gefertigten Teile und Figuren noch vor der Kirche auf Paletten standen, letzte Hand angelegt wurde, um die dann per Kran ganz nach oben zu schaffen, und das die Sehenswürdigkeit schlechthin war, Steinmetze die Stars schlechthin und – für Handwerker doch sehr ungewöhnlich – ihre besten Klamotten anhatten, frisch und blitzsauber, damit das alles für die Kameras perfekt aussah. Die Begeisterung, die für Fähigkeiten, für Handwerk, für Können bestand.
Bisher hat mich Notre Dame nur als Schauort des Glöckners von derselben interessiert.
Jetzt aber interessiert mich Notre Dame wirklich, jetzt muss ich da wohl mal hin. Nicht als Kirche, sondern als Gegenbeispiel gegen den linken, marxistischen Gender-Schwachsinn. Diese finstere Zeit der Verachtung allen Wissens und Könnens, diese Tyrannei der Dummheit und Faulheit als Ideal, diese alles zerstörende Macht des willkürlichen, haltlosen Geschwätzes. Quality matters!
Notre Dame als Mahnmal gegen Dummheit, Unfähigkeit, Zeitgeist.
Insofern hatte der Brand von Notre Dame alles in allem vielleicht sogar mehr Nutzen als Schaden mit sich gebracht.