Ansichten eines Informatikers

Rheinland vs. Ruhrpott

Hadmut
13.12.2024 1:53

Ich bekenne mich teilschuldig.

Es kommen in der Causa Pommes einige Mails rein, die mich tadeln, und das wohl zu Recht, dass ich den Rheinländern unrecht getan hätte, indem ich ihnen das Proletengequatsche – vornehm akademisch ausgedrückt „Soziolekt“ – vonne „Pommes“ unne „Mallorca“ zugeschrieben hätte.

Das sei Ruhrpott, und die Rheinländer würden sauer, wenn man ihnen solches unterstelle.

Nun hatte ich beim Schreiben tatsächlich die Ruhrpottschnauzen vor dem geistigen Auge, das Klischee drängt sich ja gar zu sehr auf. Ich habe schon an den Ruhrpott gedacht.

Aber: Ich hatte das gedanklich vom Ruhrpott auf den ganzen Raum Köln, Düsseldorf und so weiter verallgemeinert, weil das Kölner Geschwätz nun auch nicht gerade hoch in meiner Achtung steht, und die da ja bei Karneval auch nicht gerade allzu hochstehend daherkommen. Man muss nur an die Büttenreden denken. Das ist jetzt nicht gerade Goethe oder Schiller.

Ich habe mich aber – wohl der Ruhrpott sich ja schon der Bezeichnung nach an Ruhr und nicht Rhein orientiert – insofern etwas geirrt, weil ich den Ruhrpott so gefühlt als Hinterhof von Kölle angesehen habe.

Die genaue Prüfung zeigt, dass ich damit zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig lag.

Wikipedia:

Das Rheinland (ripuarisch: Rhingland; lateinisch Rhenania; abgekürzt Rhld.) ist eine administrativ und staatlich nicht exakt abgrenzbare Kulturlandschaft am deutschen Mittel- und Niederrhein.[1][2] Geographisch gehören dazu auch weiter vom Rhein entfernt gelegene Gebiete der Kölner Bucht und des Rheinischen Schiefergebirges.

(Man sieht da auch sehr schön, warum Rheinland-Pfalz so heißt.)

Zuggeben, ich habe mich da mit der Grenze etwas verschätzt (zumal sowieso nicht genau abgrenzbar), aber: Als die vier großen Städte des Ruhrgebiets gelten Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund. Und laut dieser Karte gehören zwar nicht Dortmund und Bochum, aber Duisburg und Essen zum Ruhrgebiet. Und Bochum ist jetzt auch nicht sooo weit von Essen weg. Eher direkt nebendran.

Es mag zwar sein, dass ich einigen Rheinländern auf den Schlips getreten bin, indem ich ihnen die Ruhrpott-Pommes angelastet habe.

Die bittere Realität ist aber, dass zumindest ein Teil des Ruhrpotts aber eben schon im Rheinland liegt.

Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich eine gute Freundin aus dem Großraum Köln habe, und die niemals „Pommes“ sagt, sondern die bei der immer nur „Fritten“ heißen, während ich selbst, der mit dem Großraum fast gar nichts zu tun hat (ich war in Rheinland-Pfalz auf dem Gymnasium, aber zu einer Zeit, als die da noch „Pommes Frites“ hießen), dann doch eher zur „Portion Pommes“ neige, um verstanden zu werden, und eigentlich nie „Fritten“ sage. Während ich aber, was mich jetzt, wo ich so drüber nachdenke, meine Pommes doch meist an einer Frittenbude kaufe und die so nennen. Und das gibt mir jetzt doch zu denken.

Übrigens, und das will ich anmerken, um dann doch auf die regionalen Unterschiede einzugehen, ist es auf Zypern gar nicht so einfach, eine Portion Pommes an der Frittenbude zu bekommen, das ist eher selten. Nicht, weil man auf Zypern keine Pommes verzehre, im Gegenteil, die gibt es wirklich in Massen. Aber es ist auf Zypern einfach nicht üblich, „Fast food auf die Hand“ zu kaufen (oder zu verkaufen), man sieht in der Öffentlichkeit nur sehr wenigen Leute essend auf der Straße herumlaufen. Es ist hier allgemein üblich und gängige Praxis, sich zum Essen zu setzen, zumal man das in etwa 9 bis 10 Monaten des Jahres ohnehin im Freien tut. Man bestellt sich etwas auf einem Teller, setzt sich, und isst in Ruhe. So etwas wie „Pommes rot weiß“ bekommt man hier in der Form eigentlich nur selten, nur an manchen doch eher Schnellimbishaftigen oder bei McDonalds. Normalerweise bestellt man sich hier entweder einen Salat, oder irgendwas mit Fleisch, Spießen, Grillgut und dergleichen, und dazu dann Salt und Pommes, außer bei Meze. Dafür haben sie die – meines Erachtens eher unangenehme – Sitte, falls man dann doch mal einen Wrap oder Kebab zu bestellt, weil der Hunger nicht für eine große Tellerportion reicht oder das nicht im Angebot ist, Fleisch, Salat und Pommes zusammen in ein Fladenbrot einzuwickeln. Ich esse zwar gerne Fleisch, gerne Salat, gerne Fladenbrot und gerne Pommes – aber nicht zusammen. Das passt meines Erachtens zwar als Beilage zusammen, aber nicht als ein Mansch. Ich hege den Verdacht, dass man das nicht aus kulinarischen Erwägungen betreibt, sondern um den Fladenbrotwickel mit billigem Material zu stopfen, damit der schön prall und groß aussieht, obwohl das Fleisch dafür nicht reicht.

Wenn man aus Berlin kommt, ist das etwas gewöhnungsbedürftig, dass es auf Zypern nur wenig Essen im Straßenverkauf „für auf die Hand“ gibt, vielerorts gar nicht. Ich empfinde es aber als durchaus angenehm, dass man hier die Sitte pflegt, nicht im Gehen zu essen, sondern sich zum Essen in Ruhe hinsetzt – im Restaurant oder per Bring-Service zuhause.

Aber Zypern gehört auch nicht zum Ruhrgebiet, zumindest in dem Punkt bin ich mir doch sehr sicher.