Ansichten eines Informatikers

Tomatenketchup

Hadmut
14.12.2024 17:42

Heute haben sie mich drangekriegt.

Ich heute so, Supermarkt. Die Nummer mit dem Einkaufswagen.

Ich schiebe den also so durch die Gänge und tue ab und zu mal was rein. Wie man das eben so macht.

Da plötzlich: Tomatenketchup.

Im Sonderangebot.

Ach, dachte ich, das passt. Ich brauche sowieso welchen.

Aber was steht da? Nur maximal zwei Packungen.

Ach, dachte ich, das passt. Dann nehme ich doch zwei. Der hält ja lange und muss nicht gekühlt werden.

Wie ich dann so fünf, sechs Meter weiter war, fing mein Hirn unvermittelt Streit mit mir an. Ich mag es nicht, wenn sich meine Organe mit mir streiten, aber in dem Punkt hatte es recht. Warum ich das getan hätte.

Nun, Blödmann, sagte ich zu meinem Gehirn, weil ich gerne Tomatenketchup esse, den sowieso verbrauche und der ungeöffnet auch ein paar Monate stehen kann. Warum also nicht das Sonderangebot nutzen. Außerdem: Kostet einen Euro irgendwas. Da muss man nicht groß drüber nachdenken. Das ist ein no brainer. Hast Du gehört, Hirn? „No brainer“! Du bist raus. Also halt’s Maul! (Entschuldige, Maul, Dich habe ich nicht gemeint.)

„Aber,…“ so kam das Hirn dann angeschleimt, „wieviele Flaschen von der Zuckertunke hättest Du gekauft, wenn da nicht »maximal zwei« gestanden hätte, wenn das Sonderangebot unbegrenzt gewesen wäre?“ … „Äh … ja … dann hätte ich eine Flasche gekauft. Weil ich ja gar nicht auf die Zahl zwei gekommen wäre. Man liest dieses Schildchen, und irgendwie geistert einem die Zahl Zwei im Kopf herum. Zwei … Zwei … Zwei … und zwei sind einer mehr als eins, sonst würde es ja eins heißen.

„Siehst Du, Holzkopf,“ mein Gehirn zu mir „die machen da so ein blödes Schildchen hin, und schon fällst Du auf die Suggestion rein und nimmst zwei, um Dir nur nichts entgehen zu lassen. Damit Du dann nicht denkst, ach, ich hätte noch eine zweite Flasche zum Supersondersparpreis bekommen können.“

Mmmh.

Was tun?

Die Beine: „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich wegen eins fuffzig zurückgehe…“

Der Magen: „Wo ist das Problem, nimm mit. Du hättest sie auch ohne Angebot sowieso gekauft, weil Du gern Ketchup isst. Ich auch.“

Die Galle: „Mal wieder typisch Hirn. Im Prinzip hat es recht, aber redet trotzdem nur Quatsch, denn wenn wir den Ketchup erst dann kaufen, wenn wir eine neue Flasche brauchen, ist es nicht im Angebot. Wenn wir auf das Hirn hören, verbrauchen wir genauso viel Ketchup, geben nur mehr Geld dafür aus. Also hör nicht auf das Hirn!“

Der Hintern: „Was soll die blöde Diskussion? Klopapier kaufst Du ja auch nicht in einzelnen Rollen. Die 30er-Packung von letztem Jahr hat sich voll gelohnt. Davon haben wir immer noch und viel Geld gespart.“

Ergebnis:

Jetzt habe ich zwei Flaschen Ketchup und ein Hirn, das mit mir schmollt, weil ich auf den Trick reingefallen bin. Und obwohl ich den Trick erkannt habe, nicht eine Flasche zurückgestellt habe, um stolz auf mich zu sein, den Trick erkannt zu haben, und dann, wenn ich wieder Ketchup brauche, dafür dann 20 Cent mehr zu zahlen.