Ansichten eines Informatikers

Baulöwen und Kapitalismus

Hadmut
17.12.2024 16:10

Ich muss mich mal so ganz kurz wundern. So ähnlich wie räuspern, nur mit dem Hirn, nicht mit den Stimmbändern. Also ob ich das, was man manchmal zwischen den Stimmbändern hat, zwischen den Hirnhälften habe und geistig aushusten muss.

Seit Jahren werden wir doch zugedonnert mit Behauptungen, dass es die Baugesellschaften wären, die den Turbokapitalismus betreiben und das Volk mit Mieten und Wohnungspreisen ausplündern, um sich selbst die Taschen mit Millionen voll zu machen.

Stichwort: Gröner. Christoph Gröner. Baulöwe.

Ich fand den – zumindest nach dem, was man in Videos so sah – zwar nicht unbedingt sympathisch im Sinne von will ich zum Kumpel haben. Aber überzeugend und vernünftig. Angeblich hat der ganz klein auf dem Bau angefangen und sich zum dicken Multimillionär hochgearbeitet, gilt als stinkreich.

Ist wohl – vielleicht – nicht mehr so. Vor einigen Wochen war die Rede, dass da irgendwas in seinem Bauimperium Insolvenz angemeldet habe. Irgendwo stand, dass Gröner das alles aus seinem Privatvermögen auffangen und stützen wolle, er habe genug Luxusimmobilien, um das abzufedern.

RBB24 vor ein paar Tagen: Immobilienunternehmer Gröner ist offenbar privatinsolvent

Der Immobilienunternehmer Christoph Gröner ist offenbar pleite. Einen Tag nach einer Razzia in den Geschäftsräumen seiner Unternehmensgruppe in Leipzig hat das dortige Amtsgericht ein Insolvenzverfahren gegen Gröner eingeleitet. Der Vorgang ist auf dem Onlineportal der Insolvenzgerichte von Bund und Ländern veröffentlicht worden. (AZ: 405 IN 2287/24) Zunächst hatte der “Business Insider” berichtet. […]

Ein Anwalt Gröners teilte dem “Spiegel” mit, dass dieser selbst keinen Insolvenzantrag gestellt habe. Er sei von der Mitteilung des Amtsgerichts überrascht worden, hieß es. Gröners Ansicht nach gebe es keinen Grund für eine Privatinsolvenz.

Was die Frage aufwirft, ob Gröner wirklich insolvent ist, oder das nur irgendein Amtsrichter so meinen will.

Ursprünglich kam die Meldung wohl von Business Insider.

Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft Leipzig bereits eine Razzia in Büroräumen und Wohnungen von Verantwortlichen der Gröner Unternehmensgruppe durchgeführt. Laut der Behörde hatten die Ermittlungen teilweise bereits im August 2024 begonnen. Die Ermittler suchten am Mittwoch vor allem nach Geschäfts- und Buchhaltungsunterlagen, um den genauen Zeitpunkt einer möglichen Zahlungsunfähigkeit festzustellen.

Tagesspiegel heute: Jetzt auch Razzia in Berlin: Staatsanwaltschaft durchsucht Büros der Gröner Group

Vergangene Woche hatten Ermittler in Leizpig Büros des Immobilienentwicklers Gröner Group durchsucht. Am Dienstag gab es Razzien auch in Berlin. Im Raum steht der Verdacht der Insolvenzverschleppung.

Ich finde es bedauerlich, aber es überrascht mich nicht. Wir haben ja gerade eine riesige Pleitewelle. Vor ein paar Tagen hieß es noch, dass Berlin in Firmenpleiten bundesweit führend sei (wenigstens da ist Berlin führend). Ob man Gröner nun mag oder nicht, Baufirmen und Bauunternehmer brauchen wir dringend.

Und wir brauchen Leute, die Risiken auf sich nehmen. Risiken können auch schief gehen – sonst wären es ja keine.

Was mich nun aber interessieren würde:

  • Wie kommen Linke/Rote/Grüne eigentlich auf die Idee – oder warum halten sie an dieser Idee fest – dass Bauunternehmer alles nur kapitalistische Profitsauger seien, die man dringend hoch besteuern müsse, wenn die doch so häufig pleite gehen?

    Freilich könnte man sagen, dass das alles Kriminelle seien, die da Geld zur Seite schaffen und absichtlich Insolvenzen bauen. Aber warum sollte jemand, selbst wenn er kriminell wäre, seine Kuh schlachten, die goldene Eier legt? Wenn sie das denn täte, wie behauptet wird. Wenn das die große Maschine zum Profit machen wäre, hätte man doch ein Interesse, sie am Leben zu halten und laufen zu lassen, und nur soviel zu entnehmen, dass nur kleiner Gewinn und damit kaum Steuern anfallen.

  • Gröner hin oder her: Wer genau soll eigentlich die 400.000 Wohnungen bauen, die wir laut Regierung pro Jahr brauchen und die die versprochen haben? Mir erschließt sich das noch nicht.

Ob Gröner ehrlich ist und nur vom Standort Deutschland erdrückt wurde, oder eher ein Schlawiner war (ich muss da gleich an zweie denken, denn Gröner kam aus Karlsruhe und hat seinen Sitz in Leipzig, also denke ich an Flowtech/Manfred Schmider und Jürgen Schneider.

Trotzdem bleibt mir da ein Interview in Erinnerung, in dem er nach sozialem Wohnungsbau gefragt wurde, und warum er Luxuswohnungen baue.

Er sagte, dass es in Deutschland so viele Bauvorschriften gibt, die man nicht mehr überschauen könne und die sich teils widersprächen, dass man in Deutschland gar nicht mehr billig und schon gar nicht sozial bauen könne. Dass er noch sozial baue, sei nur über die Querfinanzierung aus dem Luxuswohnungsbau möglich, dass also jeder Käufer einer Luxuswohnungen damit Sozialwohnungen mitfinanziere.

Es würde mich interessieren, ob das nur wohlfeiles Blabla für die Kamera war, oder stimmt. Denn es passt ziemlich gut zu der aktuellen Situation mit VW, denen Habeck gerade vorwirft, dass sie nur teure und keine billigen Autos bauen, ohne aber zu sagen, woher und von was die billigen Autos kommen sollen. Im Prinzip dieselbe oder zumindest eine sehr ähnliche Situation. Mit dem Unterschied, dass E-Autos neu entwickelt werden müssen und neue Fabriken brauchen, während wir bei Wohnungsbau eigentlich wissen, wie das geht – bei beidem aber wurde die bisherige Praxis von rot-grün zertrümmert.

Mich würde schon interessieren, wie sich das Rot-Grün eigentlich so vorstellt, wie das weitergehen soll.

Und mich würde interessieren, was bei Gröner gelaufen ist.

  • Ist der vielleicht gar nicht so pleite, wie die Medien es darstellen, wird der gerade politisch und medial erledigt?
  • Oder ist er pleite, aber ohne eigenes Verschulden, durch den Standort Deutschland und miserable Politik?
  • Oder ist er selbstverschuldet pleite, durch unternehmerisches Versagen?
  • Oder doch was Finsteres?