Höchstens bei „Kalthallen“ …
Ein Bauingenieur schreibt mir:
Zum Gröner-Artikel
Dein Artikel Baulöwen und Kapitalismus
Hallo Hadmut,
dein Blog verfolge ich schon lange und sehr gern.
Als berufserfahrener Bauingenieur aus dem Schlüsselfertigbau fand ich obigen Artikel besonders interessant und möchte hierzu gern folgendes beitragen:
Bauen ist in Deutschland schon viele Jahre lang, besonders durch Föderalismus und Normen sowie Standards, so aufwendig, dass man faktisch nur noch hochwertig bauen kann. Darunter gibt es nichts mehr. Billig und wirtschaftlich gibt es nicht mehr. Höchstens bei “Kalthallen”, da kann aber keiner drin wohnen oder dauerhaft arbeiten.
Diese Standards, vom Statischen über Wärmeschutz, Schallschutz etc. pp. sorgen damit indirekt für “Mindestmieten”.Es wird nicht billiger, nur teurer.
Der Staat ist wie so oft das Problem.Es hilft nur Bauen, Bauen, Bauen, und zwar nicht mit kosmetischen kleinen Pipifax-Hilfen, sondern radikal gesenkten Standards. Auf ein pragmatisches Mittelniveau.
Ein sehr spannendes Thema was mich andauernd beschäftigt.
Gern liefere ich mehr Insights nach.
Ja.
Das ist das Problem dieses vermaledeiten sozialistisch-marxistischen Denken: Die glauben immer, sie belasten irgendwelche Baufirmen oder, auch bei den Nebenkosten, Arbeitgeber. Sie kapieren aber nicht – Studienabbrecher, Linke eben – dass am Ende der Kostenkette immer der Bürger steht, der das alles zahlen muss. Also Konsument oder Arbeiter. Gerade als ich die Mail las, kam parallel dazu in ZDF frontal ein Beitrag über einen, der irgendwelche Lebensmittelverkaufsstände betreibt, aber nur noch eine Festangestellte hat, und sagte, dass es sich nicht mehr lohne, zu arbeiten oder Arbeitgeber zu sein, weil schon im unteren Einkommensbereich die Steuern und Abgaben viel zu hoch sind, während gleichzeitig immer mehr Leute eben nicht mehr arbeiten und sich vom Bürgergeld aushalten lassen.
Ich habe gerade den Vergleich mit Zypern. Der ist nicht fair, weil die klimatischen Verhältnisse hier anders sind, es Frost nur oben im Gebirge gibt, und man zumindest hier in Paphos in mindestens 9 Monaten des Jahres gar nicht heizen muss, nicht mal das Warmwasser. Aber trotzdem: Auf Zypern sind die Einkommen niedriger, und um trotzdem Häuser zu bieten, sind hier die Baustandards deutlich niedriger. Man kann zypriotische Häuser nicht mit deutschen Häusern vergleichen. Aber: funktioniert auch. Man muss zwar häufiger etwas reparieren – aber Reparaturen sind auch billiger und einfacher. Allerdings ist die Haltbarkeit der Häuser auch deutlich geringer.
An sich wäre ja gegen die hohen Baustandards auch wenig einzuwenden, wenn alle Häuser in Deutschland von vornherein auf eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren ausgelegt wären, und man sagen könnte, dass man vielleicht alle 10 Jahre „auffrischt“ und kleinere Erneuerungen macht, alle 20 Jahre eine Teil- und alle 40 oder 50 Jahre eine Grundrenovierung nacht.
Das haben wir aber nicht mehr. Wir haben Mietnomaden und Leute, die nicht zivilisationsfähig sind, die eine Wohnung schon nach kürzester Zeit zugrunderichten und demolieren.
Dazu kommen die ständigen Änderungen der Standards.
Und das heißt, dass es ein grobes Missverhältnis zwischen den hohen Standards und der geringen Haltbarkeit gibt, was die Sache so teuer macht.
Davon abgesehen: Selbst wenn sich eine Wohnung bei hohen Standards und einer Nutzung von 100 Jahren rechnen würde: Wer macht denn Geschäfte über 100 Jahre? So lange lebt doch keiner. Es gibt zwar Waldbesitzer, die anpflanzen und wissen, dass das erst ihre Enkel verwerten können, wenn sie selbst längst tot sind – aber erben soll man ja auch nicht mehr dürfen.
Und das ist ein böser Punkt: Die Politik will das Erben hoch besteuern, macht aber die Häuser so teuer, dass sie sich die Kosten innerhalb der Lebensarbeitzeit eines Investors nicht mehr amortisieren können, sich die Investition – wenn überhaupt – nur noch als Erbe rentieren könnte.
Ich könnte mich aber nicht erinnern, irgendwo schon mal eine Erörterung des Problems gesehen zu haben.
- Bauen immer teurer machen.
- Mieten beschränken.
- Erben wegbesteuern, womit sich Bauen nicht mehr generationenübergreifend darstellen lässt.
Das kann nicht funktionieren. Man kann eigentlich sinnvoll – so man sich überhaupt noch sicher sein kann, was in den nächsten 20, 30 Jahren passiert, ich wäre mir nicht mal über die nächsten 3 Monate sicher, 3 Wochen Prognose sind schon schwer – nur Häuser bauen, die sich in 20 bis 30 Jahren voll amortisiert haben, mit allen Nebenkosten. Und das hat man völlig unmöglich gemacht, und fordert und verspricht gleichzeitig 400.000 Wohnungen im Jahr.
Das ist linkes Denken.