Mietwohnungen
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Ein Leser fragt an:
Baulöwen
Hallo Hadmut,
Das ist eine ganz einfache Rechnung:
Sagen wir du baust der Einfachheit halber eine Wohnung von 100qm zum Vermieten.
Ohne Finanzierung.Die kostet momentan in Berlin ca. 400000 Euro in der Herstellung mit Grund.
Sagen wir nun du willst deinen Einsatz in 20 Jahren wiederhaben.
Das bedeutet 400000 / 12 Monate / 20 Jahre = 1667 Euro Kaltmiete im Monat.
Da ist kein Gewinn dabei, keine Reparaturen die sicher anfallen in der Zeit, keine Mietausfälle durch Nomaden, etc. etc.
Packst du dein Geld auf die Bank mit 3%, dann kriegst jeden Monat mindestens 1000 Euro. Ohne dass du einen Finger rührst.
Wieso sollte irgendjemand Mietwohnungen bauen wenn er auch noch als böser Kapitalist beschimpft wird?
Weiß ich nicht, warum er das tun sollte.
Sagen wir es so: Als ich 2013 in Berlin eine Wohnung gesucht habe und es da schon schwierig, aber mit Glück und Geduld noch „machbar“ war, bin ich auf einige Wohnungen gestoßen, die – für damalige Verhältnisse, heute würde man das anders sehen – seit Monaten leer standen weil die Miete unverhältnismäßig hoch war. Ich kann mich noch an eine erinnern, die war ganz neu, in einer ehemaligen Brauerei, ganz toll gemacht, richtig schön – aber schon sehr klein, und auch sehr teuer. Und eine andere, die war groß und hatte eine fabelhafte Aussicht über Berlin, eine ganze Etage in einem schmalen Hochhaus, aber die Wohnung war, bei genauer Betrachtung, schon deutlich angegammelt, der Parkplatz nur ein Schiebeparklatz, auf dem das Auto ständig hin- und hergeschoben wird, und der Keller schlicht unbrauchbar, weil zwar Neubau, aber direkt an der Spree und so feucht, dass es im ganzen Keller ziemlich und ziemlich unangenehm modrig roch. Die Fugen im Bad verschimmelt, der Backoffen zugedreckt. Also noch allerhand zu putzen und zu reparieren. Auch höllenteuer. Und so weiter und so fort. Und in allen Fällen sagten mir die Makler, dass die Vermieter nicht runtergehen können mit dem Preis, weil sie sich als Anlageobjekte auf Kredit teure Wohnungen gekauft haben, und die Miete wenigstens die Zinsen tragen müsse – weil sie nicht noch drauflegen könnten. Und da war dann noch nicht mal Tilgung oder Reparatur drin. Deshalb war die Wohnung auch nicht repariert – geht nicht, Vermieter hat das Geld nicht.
Damals war mir schon klar, dass es ein deutliches Missverhältnis zwischen Wohnwert und Miete gibt, weil die Mieten zu teuer waren. Und warum sie das waren.
Damals sagten mir aber auch mehrere Makler, dass sie ein ganz seltsames Phänomen beobachteten: Immer häufiger würden ihnen Wohnungen, die sie anböten, blind abgekauft – ohne feilschen, ohne Besichtigung, Überweisung aus dem Ausland. Das Geld komme schnell, zuverlässig, ohne Probleme, aber sie wüssten nicht, wer dahinter stecke. In der Zeit hatte man zur Rettung einiger Mittelmeerstaaten eine Menge Geld nach Südeuropa gepumpt, das dann anscheinend in privaten Taschen landete und dann in „Betongold“ investiert wurde und die Kaufpreise hochtrieb, und damit dann indirekt die Mietpreise.
Ganz ehrlich?
Ich käme auch nicht auf die Idee, in Deutschland noch groß zu bauen.
Ganz abgesehen davon, dass mittlerweile das Risiko in Deutschland signifikant ist, dass man finanziell schon deshalb auf die Schnauze fällt, weil man die Wohnung demoliert zurückbekommt oder Mieter nicht rausbekommt, die keine Miete zahlen.
Ich kann mich noch erinnern, irgendwo in Berlin eine – eigentlich sehr schöne – Penthouse-Wohnung besichtigt zu haben, die ich auch hätte bekommen können. Nicht billig, aber ging noch. Aber: Der Parkett-Boden war ruiniert, durch Wasserflecken verfault, vergammelt, und so weiter, und die Küche war völlig im Eimer, Schranktüren rausgerissen, die Bretter kaputt und so. Ansage dessen, der mir die Wohnung zeigte: Neuer Boden, neue Küche auf eigene Kosten, man müssen die dann beim Auszug auch drinlassen. Auf meine Frage, was das soll: Die Eigentümerin (juristische Person, Firma direkt gegenüber) sei es leid. Sie habe bisher nach jedem Mieter mindestens die Küche austauschen und die Wohnung renovieren müssen, weil die Leute alles ruinierten. Irgendwann gehe das finanziell einfach nicht mehr, würde die Wohnung nur noch so vermietet, wie sie gerade ist. Nehmen oder bleiben lassen, es gäbe genug Interessenten.
Das muss man natürlich auf die Miete draufschlagen, dass potentiell jeder Mieter die Wohnung demoliert. Quasi einen Diversitäts- oder Berlinzuschlag.
Und dann wundert man sich, dass die Mieten so hoch sind – oder keiner mehr vermieten will.
Erinnert mich an die Autoversicherung. Die ist in Berlin auch exorbitant teuer. Als ich von München nach Berlin umgezogen bin, hat die sich – selbes Auto, selber Versicherer – verdoppelt. Weil das Schadensrisiko in Berlin eben höher sei. Unfall. Diebstahl. Vandalismus. Die Gemeinschaft zahlt für den Wahnsinn der einzelnen.
Und dann ziehen Linke im Protest gegen die hohen Preise los und besprühen Hauswände und zünden Autos an.
Irgendwo hieß es mal, ein gesunder Wohnungsmarkt sei einer, der gleichmäßig verteilt etwa 3% Leerstand habe. Das sorge für genug, aber nicht zuviel Konkurrenz für sinnvolle Preise und lasse jedem die Möglichkeit, umzuziehen und etwas zu finden. Linke Doktrin ist aber, dass es keinen Leerstand geben dürfe, und dann Häuser besetzt, mit Migranten befüllt usw. werden müssten. Weil ausgerechnet die, die so gerne auf den Kapitalismus schimpfen, nicht verstanden haben, wie ein Markt funkioniert.