Ansichten eines Informatikers

Von Zinsen und Schulden: Die Schneeballbilanz

Hadmut
18.12.2024 15:12

Ein Detail.

Aus einem FOCUS-Artikel:

Gut 40 Milliarden Euro für Zinsen wird der Bund wohl in diesem Jahr ausgeben und fast 50 Milliarden Euro neue Schulden machen.

Die Neuverschuldung ist höher als die Zinslast.

Was in einem normalen Haushalt, ob privat oder Unternehmen, normalerweise ein Anzeichen für die Pleite, die Überschuldung ist.

Es gibt, freilich, Ausnahmen, nämlich wenn mit dem Kredit größere Anschaffungen gemacht werden. Wenn man bisher keine Schulden hatte, deshalb auch Zinsen gezahlt hat, und sich auf Kredit ein Auto oder ein Haus kauft, ist die Neuverschuldung auf dem Papier natürlich auch höher als die Zinslast. Aber: Wenn man ein Auto oder ein Haus kauft, kommt ja ein neuer Gegenwert rein. Buchhaltung ist jetzt nicht so meine Stärke, aber wenn ich mich recht erinnere, nennt man das eine „Aktiv-Passiv-Mehrung“ – Sowohl die Aktiva (Auto, Haus), als auch die Passiva (Schulden) nehmen zu, womit es zu einer „Bilanzverlängerung“ kommt, aber die Bilanz im Ergebnis gleich bleibt. Man sollte sich dann mühen, die Passiva (Schulden) im gleichen Maß zu senken, wie die Aktive an Wert verlieren (bei Häusern nicht so, bei Autos aber flott).

Nun könnte man natürlich sagen, ei, der Staat kauft doch Panzer und Düsenflieger und sowas. Also haben wir dann auch das auf der Aktiv-Seite. Nee, nicht so wirklich, weil so ein Kampfflugzeug zwar theoretisch wieder verhökert werden kann, in der Praxis aber kein Geld bringt, nur Kosten verursacht, und gelegentlich mal vom Himmel fällt oder abgeschossen wird. Wäre man Steuerzahler, wäre das eine Abschreibung für außergewöhnliche Abnutzung oder sowas, aber der Staat zahlt keine Steuern. Da sind die Aktiva dann einfach futsch.

Oder vielleicht Brücken und Bahnlinien.

Na, gut.

Das Problem ist aber, dass ein großer Teil des Staatshaushaltes eben nicht für Investitionen und Aktiva drauf geht, sondern für laufende Kosten verbrannt wird. Im Management-Sprech OpEx statt CapEx. Also operative Ausgaben (operating expenses) statt Kapitalanlagen (Capital expenditures). Ich weiß nicht, wie man das auf deutsch korrekt nennt.

Anders gesagt: Der Staat nimmt Kredite nicht auf, um sich Aktiva zu kaufen und in der Bilanz unverändert dazustehen, weil den Schulden ein Substanzgewinn gegenübersteht (den man notfalls, falls es schief geht, auch wieder verhökern könnte, der also einen realen Wert darstellt), sondern er verbrennt als Schulden aufgenommenes Geld für den laufenden Betrieb und faselt sich einen davon in die Tasche, dass halt gerade eine „Notsituation“ bestehe, die eine Ausnahme von der Schuldenbremse erlaube.

Nein, wir haben keine Notsituation. Noch nicht, die steht uns erst noch bevor. Wir haben nur eine Dummsituation.

Das heißt, dass der Staat im laufenden Betrieb so viel Geld verbrennt, dass die Neuverschuldung höher als die Zinslast ist, dass er also die Zinsen nicht mal mehr zu einem Teil bedienen kann. Dass er seine Zinsen also gar nicht mehr zahlen kann, und das Geld nicht mal dann mehr reichte, wenn er von der Zinslast befreit wäre. Von Tilgung wollen wir erst gar nicht reden.

Im Klartext bedeutet das, dass der Staat de facto pleite ist.

Es bedeutet aber noch mehr. Es bedeutet, dass der Staat kriminell ist. Denn wenn man ein System betreibt, das in der Bilanz nicht funktionieren kann, und seine Verbindlichkeiten daraus zahlt, dass man immer mehr neue Verbindlichkeiten eingeht, ist das nicht nur Insolvenzverschleppung, sondern es ist ein kriminelles Schneeballsystem.

Progressive Kundenwerbung

Oder, wie der Fachbegriff lautet, eine „Progressive Kundenwerbung“.

Das Problem an diesen Systemen ist, dass sie immer irgendwann einstürzen, weil sie exponentiell immer mehr Dumme brauchen, irgendwann aber nicht mehr genug Dumme nachkommen, die noch einzahlen. Deshalb kommt jedes dieser Schneeballsysteme irgendwann mit einem Knall oder Krachen zum Stillstand.

Und mir geht gerade die Frage durch den Kopf, ob die Migration so eine Art Verzweiflungstat ist, weil man auf der Suche nach neuen Einzahlern in das Schneeballsystem war.

Mein Gedanke findet Futter in diesem Artikel, also zurück zum selben:

Von Sparvorschlägen ist in den Wahlprogrammen der Parteien aber wenig zu lesen. Dafür steht dort umso mehr, wo der Staat künftig mehr Geld ausgeben soll. Besonders bemerkenswert ist dabei die Rede von Olaf Scholz nach seiner Nominierung zum SPD-Kanzlerkandidaten. Es solle bei den Ausgaben kein Entweder-oder geben. Stattdessen plädierte Scholz für ein großes „Und“. Woher das Geld kommen soll – da bleibt Scholz vage.

Auch bei der CDU redet man nicht so gerne über die Gegenfinanzierung der Pläne im Wahlprogramm. Dabei kündigt die CDU so einiges an: Unternehmen sollen entlastet werden, die Pendlerpauschale steigen und die Umsatzsteuer in der Gastronomie sinken – um nur einige Beispiele zu nennen.

Deutliche Hinweise auf ein betrügerisches Schneeballsystem – wählt uns noch mal, und wir versprechen Euch viel, viel Geld. Typisch für Schneeballsysteme, die dem Ende entgegengehen.

Und das wird, wie jedes Schneeballssystem, ganz fürchterlich einstürzen.