Ansichten eines Informatikers

Hirn-Hack und Hirn-Durchzug durch Satire-Reflex

Hadmut
21.12.2024 11:03

Sagt mal, Leute, geht’s Euch noch gut?

Ich sitze gerade fast fassungslos vor dem Bildschirm. Auf meinen Blogartikel von gestern abend über „Clara Füllmich-Pfister“ habe ich eine große Menge an Reaktionen per E-Mail und auf Twitter der Kategorie „Hast Du denn nicht gesehen, dass das ein Satire-Account ist?“, aber in sehr unterschiedlichen Tonarten vom gutgemeinten Hinweis über „Erkennst Du Satire nicht?“ und „Da bist Du auf Satire reingefallen“ bis in die Großkategorie Was bist Du nur für ein Idiot bekommen.

Gerade weil ich das Thema Satire vor Jahren schon im Blog abgehandelt habe und mich diese – naive – Geisteshaltung enorm stört, will ich mal ein paar Takte dazu sagen.

Deshalb für all die Besserwisser, Klugscheißer, Belehrer und Satireerkenner:

  1. Weil ganz viele mit dem Argument „Da steht doch sogar extra Satire-Account dran“, Unterton „Bist Du blind?“ ankamen:

    Nein, das stand zu dem Zeitpunkt noch nicht dran, das wurde erst deutlich nach meinem Blogartikel drangeschrieben. Glücklicherweise hatte ich das Profil noch im Browser offen und konnte noch einen Screenshot des alten Zustandes machen.

    Irgendwie können sich die Twitterklickermeister nicht vorstellen, dass man solche Accountangaben auch ändern kann. Dabei sollte das Phänomen, dass Leute Mist posten und sich völlig vergreifen, und dann den Notausgang suchen, indem sie nachträglich und rückwirkend erklären „Das war doch Satire, habt Ihr das etwa nicht gemerkt?“ bekannt sein, und ich habe es ja auch ausführlich beschrieben.

    Insofern müsste man eher denen, die mit „Das ist Satire, bist Du drauf reingefallen“ eher entgegenhalten „Das ist eine faule Ausrede, bist Du etwa auf die reingefallen?“

    Oder: Merkst Du nicht, dass Account-Angaben veränderlich sind?

  2. Für alle, die meinen, dass der Name doch eindeutig satirisch sei: Ich habe mich mit Feminismus beschäftigt, und da gibt es viele Leute mit solchen Namen. Nur weil Ihr etwas nicht wisst und kennt, könnt Ihr nicht von anderen Leuten, denen das bekannt vorkommt, erwarten, es als Satire einzuordnen, weil es so etwas doch gar nicht gäbe.
  3. Leute, irgendein Schrott wird nicht dadurch Satire, dass man „Satire“ dranschreibt. Genausowenig wie ein Opel ein Mercedes wird, indem man „Mercedes“ drauf schreibt oder ein Mann zur Frau, indem er sich als Frau bezeichnet. Und ein „veganes Schnitzel“ wird auch nicht zum Schnitzel, nur weil es das Marketing so nennt.

    Seid Ihr alle schon so gegendert, so drauf abgerichtet, alles kritik- und widerstandslos für das zu halten, was drauf steht?

    Seid Ihr dressierte Affen, Pawlowsche Hunde, die alles als Satire hinnehmen, sobald jemand „Satireaccount“ dranschreibt?

    Satire ist eine Sache des Inhaltes, der Darstellungsart, und nicht des Labels, das jemand dranpappt. Schokolade, Fernseher und Sportler sind das auch nur, wenn sie gewisse inhaltliche Eigenschaften haben, und nicht, weil man einen beliebigen Gegenstand so nennt.

    All den Satireerkennern und Hast-Du-nicht-gemerkt-Klugscheißern möchte ich mal mit aller Entschiedenheit entgegenschleudern, dass Ihr gar nicht wisst, was Satire ist, wenn Ihr glaubt, dass man sie daran erkennt, dass „Satire“ dransteht. Wer so argumentiert, ist gar nicht in der Position, andere über Satire zu belehren.

  4. Lügen und False-Flag ist keine Satire.

    Satire ist immer als solche erkennbar.

    Einfach zu lügen, falsche Darstellungen, False-Flag-Accounts sind keine Satire.

    Ich wundere mich, wieviele Leute das Lügen und Fälschen verteidigen. Gehörtet Ihr zu der seltsamen Kategorie von Kindern, die glaubten, dass man beliebig lügen oder falsch schwören darf, wenn man hinter dem Rücken zwei Finger kreuzt? Was habt Ihr für ein seltsames Verhältnis zur Wahrheit, wenn Ihr meint, dass man beliebig lügen darf, wenn man hinterher, wenn es auffliegt, schnell „Satire!“ ruft? Das ist Charakterstufe Grundschule.

  5. Wie hat man es eigentlich geschafft, Euch darauf abzurichten, dass es da eine Sonderkategorie für Äußerungen gibt, die von allen Regeln, Bewertungskriterien und Anforderungen befreit sei? Dieses „Satire darf alles“?

    Nein. Das ist Quatsch. Satire darf nicht mehr als alle anderen, denn Satire ist kein Generalschlüssel, wie man Euch erfolgreich eingeredet hat, damit Ihr Propaganda und Böhmermann fresst und dabei glücklich seid, sondern Satire ist nur eine gewisse Art, Kritik zu äußern, für die aber keinerlei Sonderrechte gelten. Ob etwas ein Satireaccount ist – oder sich so bezeichnet – ist eigentlich völlig ohne Belang, weil das nicht anders zu beurteilen ist als andere.

    Ihr geht ja auch nicht ins Straßencafe, bestellt einen Erdbeermilchshake und nehmt dann hin, dass das Glas dreckig ist, nur die Hälfte drin ist, oder das Ding unhygienisch und unzulässig zusammengerührt wurde, verbotene Dinge drin sind, weil der Kellner sagt „Das ist Erdbeer, für Erdbeer gelten keine Anforderungen. Wenn Sie ein sauberes Glas und einen hygienisch einwandfreien Shake haben wollen, müssen Sie Banane bestellen!“

    Wie kommt Ihr denn auf diesen Blödsinn, dass Satire irgendwelche Sonderrechte hätte, als wären sie das Blaulicht unter den Kritikern?

    Ihr seid Medienopfer.

    Der Rundfunk präsentiert Euch Schrottpropagandisten wie Böhmermann, redet Euch ein „Der darf das, der ist Satiriker“ – und Ihr fresst das brav und gehorsam?

  6. Auch wenn es Satire ist, ändern das nichts daran, dass dahinter irgendein Arschloch steckt, das Müll twittert.
  7. Satire kann man nur betreiben, wenn man die Sache auch verstanden hat. Satire ist nicht, nichts zu wissen und irgendwas rauszurotzen. Zu dem Zeitpunkt war noch gar nichts über den Hintergrund des Anschlags bekannt. Das war noch gar nicht satirefähig.
  8. Nach dem, was man heute über den Anschlag weiß, war die „Satire“ auch völlig misslungen, völlig verfehlt.

Wie konnte es passieren, dass man so viele Leute darauf dressiert hat, dass sie das Hirn abschalten und alle Kriterien, alle Kritik auf Durchzug schalten, wenn irgendwo „Satire“ dransteht?

Macht Ihr auch die Wohnungstür auf, wenn Diebe vor der Wohnungstür stehen und sagen „Grüß Gott, wir sind die Feuerwehr, wir müssen mal in Ihr Wohnung, bei Ihnen brennt’s vielleicht…“?

Was ist mit Euch los, dass Ihr auf solchen Mist reinfallt, auf Anhieb alles hinnehmt, sobald das Schlüsselwort „Satire“ auftaucht, und Euch dann auch noch schlau und überlegen vorkommt?

Wie ich schon vor Jahren schrieb: Ich kann dieses Phänomen „Satire“ schon lange nicht mehr ausstehen. Nicht nur, weil die wenigsten derer, die auf Satire machen, das auch können, gute Satiriker sind oder überhaupt wissen, was Satire eigentlich ist.

Stattdessen werden wir heute in unfassbarem Umfang getäuscht, belogen, in die Irre geführt, desinformiert – und unglaublich viele Leute finden das auch noch gut oder rechtfertigen es, weil sie es „Satire“ nennen und meinen, man hätte Defizite, wenn man etwas nicht als „Satire“ erkenne und dann alles durchgehen lasse.

Leute, 98% dessen, was Ihr für Satire haltet – und Euch noch gut dabei vorkommt, weil Ihr meint, sie erkannt zu haben – ist einfach nur schlecht, gelogen, Müll – und dessen Autoren, die Ihr „Satiriker“ nennt, einfach nur Versager, Propagandisten, Desinformanten und Berufslügner, die nichts gut können, weil Ihr darauf dressiert sei, jeden Mist zu fressen, zu akzeptieren, für sakrosankt zu halten, wenn das Zauberwort „Satire“ fällt. Dann lasst Ihr plötzlich jegliches Denken fallen.

Macht mal eine einfache Übung.

Ersetzt mal überall, wo Ihr Satire sagen wollt oder zu erkennen glaubt, „Satire“ durch „Lüge“. Also „Satireaccount“ durch „Lügenaccount“, „Satiriker“ durch „Lügner“. Und so weiter.

Ihr werdet verblüfft sein, wie gut das passt und wieviel besser Eure Bewertung dadurch geworden ist.