Ansichten eines Informatikers

Nur noch Scheiße im Umlauf?

Hadmut
10.1.2025 12:54

Liegt das an mir, oder geht Euch das auch so?

Ich tue mir gerade wirklich schwer, noch zur politischen Lage, zu den Meden, zu Social Media zu bloggen.

Es ist ja nicht so, dass ich unter Schreibhemmung oder Denkverstopfung litte. Aber irgendwie habe ich seit Tagen, Wochen, einem rückblickend nicht mehr so genau eingrenzbaren Zeitraum irgendwie das permanente Gefühl, dass es überhaupt keine ordentlichen Nachrichten, politischen Statements mehr gibt, als ob nur noch politischer Schrott rotiert, es nur noch Scheiße regnet.

Selbst wenn noch etwas tatsächlich passiert – Großfeuer in LA – gibt es keine vernünftigen Meldungen mehr, was, wo, wie passiert ist und warum, sondern nur noch Hickhack: Der Klimawandel, und Trump ist schuld, und all so ein Mist.

ARD und ZDF sind eigentlich nicht mehr auszuhalten, das sit überhaupt nicht mehr seriös, nicht glaubwürdig, immer unsachlicher.

Talkshows drehen durch.

Man könnte meinen, es gehe in der öffentlichen Meinungen nur noch darum, Konformität zu erklären, indem man seinen Twitter-Account stilllegt.

Als würden die alle durchdrehen.

Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, das schaukelte sich so seit der EU-Wahl, Trumps Wahlsieg, Platzen der Ampel hoch. Also würden gerade sämtliche Linken mit hohem Druck versuchen, jede sachliche Debatte, jede Meinungsbildung, jede Betrachtung zu unterbinden und nur noch Meinungsdruck zu machen und sich selbst in einer Art Panikspirale drehen.

Ich tue mir gerade sehr schwer, überhaupt noch Vorgänge, Entscheidungen, Äußerungen zu finden, die ich überhaupt für kommentierenswürdig halten würde. Das sind alles irgendwie solche Themen, für die ich erst einmal runter in den Keller gehen will, um aus dem Werkzeugkram die dicken Klempnergummihandschuhe für üble Rohrleitungsprobleme herauszusuchen.

Es macht auch keinen Spaß mehr. Da ist nichts mehr konstruktiv. Man kommt sich irgendwie vor als hätte man den Auftrag bekommen, die Kloppereien in einem Kindergarten für Verhaltensgestörte zu beschreiben. Eigentlich habe ich den permanenten Drang, laut „Ruhe im Stall! Habt Ihr noch alle Tassen im Schrank? Maul halten, Hände waschen, hinsetzen!“ zu brüllen.

Es ist aber nicht nur die Nachrichtenlage.

Die Leute benehmen sich auch im Kleinen so. Habt Ihr mal darauf geachtet, einfach mal zugehört, wie Leute miteinander umgehen, aus welchen Gründen die Leute miteinander Streit anfangen? Wie die argumentieren? Wie die Leute aufeinander losgehen?

Die Leute sind nicht mehr in der Lage, eigene Fehler zu akzeptieren, einzusehen, dass sie andere in ihrer Sphäre verletzen, ein simples „Tut mir leid“ oder „Entschuldigung“ zu sagen – oder wenigstens einfach mit ihrem Fehlverhalten aufzuhören. Es geht nur noch darum, sich nach dem Schema „Platz da, jetzt komme ich“ zu benehmen und auf jeden loszugehen, der es wagt, noch etwas zu sagen oder auch nur schief zu gucken.

Ich komme mir vor, als wäre ich in einer Gesellschaft kollektiven Wahnsinns. Als seien alle Egomanen, die nach jeder noch so kleinen Gelegenheit suchen, sich gegen andere zu behaupten und durchzusetzen. Als ginge es gar nicht mehr um den Streitanlass, sondern nur noch darum, keine Gelegenheit auszulassen, Streit vom Zaun zu brechen. Als wäre nur noch der Streit existenzkonstituierend.

Es erinnert mich an linke Soziologie, namentlich die Frankfurter Schule mit ihrer „kritischen Theorie“, bei der es ja auch nur noch darum ging, sich selbst für alleinwissend zu erklären und alle um sich herum nur noch permanent und rotzig zu beschuldigen. Als hätte sich diese Geisteshaltung auf weite Teile der Bevölkerung und ganze Berufsgruppen ausgeweitet.

Ich habe nicht nur das permanente Gefühl, mit solchen Themen, solchen Argumentationsweisen und solchen Leuten – und in der Konsequenz mit dieser Gesellschaft – eigentlich nichts zu tun haben zu wollen, sondern auch, dass das nicht mehr stabil sein kann, dass diese Gesellschaft eben keine solche im Sinne des Begriffs mehr ist, sondern ein Organismus im Zer- oder Auseinanderfall.

Ich sehe nicht, wie sich das auf absehbare Zeit wieder einrenken können sollte. Auch, weil ich nicht glaube, dass diese Leute jemals –wieder oder überhaupt – einrenkungsfähig sein werden. Ich sehe nicht, was da außer Verfall und Auflösung noch kommen könnte.

Ich komme mir als Blogger wie ein Arzt vor, der „austherapiert“ in die Akte schreibt und den Patienten zur Palliativbehandlung ins Hospiz überweist, in der Erwartung, ihn nie wieder zu sehen.

Und genau das ist der Eindruck, den ich von Rundfunk und Presse habe: Palliativfunk, Palliativpresse, Palliativpolitik, Palliativregierung. Als lägen wir im Demokratiehospiz und man habe es uns aus Pietät nur noch nicht gesagt, während die Erben schon die Substanz unter sich verschachern und die Geier kreisen.

Wir haben so eine Situation wie in manchen Science-Fiction-Filmen: Einfrieren und in 300 Jahren wieder aufwecken lassen.