Verklagungen und Unrundlichkeiten
Ein flotter Dreier in der Affäre Gelbhaar.
Ein Leser weist auf diese Dreiecksbeziehung hin, die die BZ beschreibt:
- Stefan Gelbhaar verklagt den RBB (in Hamburg, nicht in Berlin…) und habe „gewonnen“ (hört sich aber eher nach einer einstweiligen Vergügung an)
-
Mittlerweile hat die ARD-Anstalt Strafanzeige gegen die Grünen-Bezirkspolitikerin Shirin Kreße (27) erstattet. Sie soll sich demnach als Anne K. ausgegeben und den Sender betrogen haben.
„Betrogen“ ist, wenn ich den mir bisher bekannten dünnen Sachverhalt zugrunde lege, eher das falsche Wort, denn sie hat sich ja keinen finanziellen Vorteil vom RBB erschwindelt, was die Voraussetzung für einen Betrug im strafrechtlichen Sinne wäre. Umgangssprachlich würde man das vielleicht schon als Betrug ansehen (man sagt ja auch, dass eine Frau ihren Mann mit einem anderen „betrügt“), aber damit kann man keine Strafanzeigen erstatten.
Es sei denn, freilich, es fänden sich da auch finanzielle Komponenten, von denen die Öffentlichkeit nichts weiß, die die Sache zum Betrug werden ließen. Wenn der RBB vielleicht dafür gezahlt hätte. Worauf bisher nichts hindeutet.
Ansonsten hätte ich das eher für Verleumdung, Urkundenfälschung und sowas in der Art gehalten.
Was mich an der ganzen Sache sehr irritiert:
Eine Frau namens Anne K., auf deren Angaben sich der RBB stützte, existiert offenbar überhaupt nicht. Die Rechercheure des Senders hatten sie nie persönlich getroffen. Ihnen lag eine eidesstattliche Versicherung vor, die gefälscht gewesen sein soll.
RBB-Chefredakteur David Biesinger (49) spricht mittlerweile von einem „Fehler“. Er sagte: „Journalistische Standards sind nicht vollumfänglich eingehalten worden.“ Die hinter der eidesstattlichen Versicherung liegende Identität sei „nicht ausreichend überprüft“, so Biesinger.
Die Sache ist nicht rund. Wenn mir jemand so eine Story auftischen würde, würde ich dem auf den Kopf zusagen, dass er mich gerade anschwindelt.
- Wenn „Anna K.“ nicht existiert – warum hält man dann ihren Nachnamen geheim? War der abgekürzte Name nur die Version für die Öffentlichkeit, oder trat die gegenüber dem RBB als „Anna K.“ ohne vollen Nachnamen auf?
- Wie kann man denn – mal abgesehen davon, dass der RBB wohl keine Stelle ist, der gegenüber man überhaupt eine eidesstattliche Versicherung abgeben kann, weil man ja auch kein rechtsverbindlichen Eid gegenüber dem RBB ablegen kann – eine eidesstattliche Versicherung abgeben und – schlimmer noch – annehmen, wenn nicht mal der Name klar ist?
Was soll das für eine „eidesstattliche Versicherung“ sein, bei der sich jemand halbanonym hält? Man kann keinen anonymen Eid ablegen, und deshalb auch keine eidesstattliche Versicherung abgeben.
- Haben die nicht nachgeprüft, ob die Person überhaupt existiert? Nicht mal gegoogelt? Sich keinen Ausweis zeigen lassen?
Wenn ich sowas lese, geht bei mir der So-doof-kann-man-doch-gar-nicht-sein-Gong im Kopf los.
Eine eidesstattliche Versicherung einer Person, die sich nicht ausweist und keinen Nachnamen angibt gegenüber einer Stelle, die nicht für die Abnahme von Eiden zuständig ist. Wer waren denn die anderen, die ihn beschuldigt haben? Elvis und Michael Jackson?
Bei allem blogbezeugtem Glauben an die Öffentlich-Rechtliche Doofheit: Die Story glaube ich so nicht. Das kann so nicht stimmen.
Wie soll das überhaupt zustande gekommen sein? Der RBB hat da ja (hoffentlich) keinen Briefkasten für den Einwurf anonymer, namenloser eidesstattlicher Versicherung zur Vernichtung von Leuten.
Und normalerweise – weiß ich ja aus eigener Erfahrung – stellt sich der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk taub und tot, wenn man irgendetwas aufdecken will, was zulasten von rot/grün geht.
Ich glaube die Story so nicht.
Meine Lebenserfahrung würde da eher vermuten, dass das umgekehrt lief. Dass der Rundfunk fragte, wer einem Material liefern kann. Mir sagte vor Jahren mal jemand vom Rundfunk, dass die Berichte über Pegida faul seien, dass man irgendwelchen Migranten Geld dafür gegeben hatte, dass sie in die Kamera sagen, dass sie Angst vor Pegida hätten.
Dann nämlich würde das Wort „Betrug“ auch passen.
Da könnte noch was ans Licht kommen. Aber wohl nicht vor den Wahlen.