Ansichten eines Informatikers

Wie man ein Theater woke in die Pleite fährt

Hadmut
22.1.2025 0:28

Wie sich La Gaîté Lyrique in Paris selbst umnietete.

Oder: Die Bühnenversion von „Bedenke, worum Du bittest…“

Anonymous News berichtete, auch die FAZ und inzwischen auch das Fachblatt für Kultur und Theaterwissenschaft, die BILD, dass das linke Theater „Gaîté Lyrique“ gerade selbst pleite gemacht hat und schließen muss.

Wie haben sie das geschafft?

Zuvor, am 10. Dezember, hatte das Theater erklärt, afrikanischen Migranten für eine Veranstaltung unter dem Titel „Die Aufnahme von Flüchtlingen in Frankreich neu gestalten“ freien Eintritt zu gewähren. In der Folge kamen zwischen 250 bis 300 Einwanderer in die Vorstellung, wie französische Medien berichteten.

Wo wäre das Problem daran?

Dazu muss man den Text genau lesen: Da steht „kamen in die Vorstellung“. Da steht nicht, dass sie nach der Vorstellung wieder gegangen sind. Die sind da nämlich geblieben und einfach in das Theater eingezogen.

Da könnten sie auch den Zauberlehrling auf der Bühne aufführen: „Die ich rief, die Geister / Werd’ ich nun nicht los“

Jetzt müssen sie ihre Aufführungen in anderen Theatern abhalten, verschieben oder ausfallen lassen.

Und weil sie nur zu 30 Prozent vom Staat subventioniert werden und 70 Prozent ihrer Kosten selbst erwirtschaften müssen, das unter diesen Umständen aber nicht geht.

Folgt man allerdings der FAZ, dann war die Sache entweder etwas komplexer – oder die FAZ will sie politisch schönreden:

Am 10. Dezember des vergangenen Jahres haben rund 250 Flüchtlinge, vereint in einem Kollektiv namens „Les Jeunes du Parc de Belleville“ die „Gaîté Lyrique“ besetzt. Viele von ihnen, so hieß es anfangs, seien minderjährig und unbegleitet nach Frankreich gelangt. Sie suchten Schutz vor dem strengen Winter. Die Leitung des Theaters, das als „gastfreundlich“ beschrieben wird und einem Modell „an der Grenze zwischen Kunst und Aktivismus“ (so die Zeitung „Libération“) folgen soll, sah es als inhuman, die Menschen wieder auf die Straße zu schicken. Immer wieder betont das Theater seither die Legitimität der Forderungen des Kollektivs, das sich „würdige und dauerhafte Unterbringung“ wünscht, und richtet sich zunehmend eindringlich mit Hilfeersuchen an die Verantwortlichen sowohl der Stadt Paris wie des Staates. Zugleich bedauert das Theater auch in seiner jüngsten Mitteilung den „erlittenen und plötzlichen Charakter dieser Besetzung“.

Mittlerweile sei die Zahl der in dem Haussmann-Gebäude untergekommenen Menschen auf 300 angestiegen. Auf Bildern ist zu sehen, wie manche von ihnen in dicke Jacken gehüllt auf Tischen schlafen. Ein Tonstudio sei zu einem medizinischen Krankenzimmer umfunktioniert worden, die sanitäre Situation verschlechtere sich täglich.

[…]

Denn wie der „Figaro“ berichtet, werde das tatsächliche Alter der Flüchtlinge, die sich als unbegleitete Minderjährige ausgeben, in Frage gestellt. Einige von ihnen hätten daher Beschwerdeverfahren eingeleitet, um ihr Alter neu bewerten zu lassen. Für Minderjährige fiele die Betreuung in die Zuständigkeit der Stadt, für Erwachsene wäre der Staat zuständig. Wie die finanziellen Einbußen des Theaters aufgefangen werden könnten, steht ebenfalls dahin.

Ob man sich für minderjährig oder volljährig erklärt, hängt immer davon ab, wen man erpressen will.

Geliefert wie bestellt.