Ansichten eines Informatikers

Digitalisierung, österreichische Art

Hadmut
23.1.2025 17:39

Ach, wie tröstlich ist es, dass wir Deutschen nicht die einzigen Unfähigen weit und breit sind.

Die „Kleine Zeitung“ berichtet über das Krankenkassensystem Österreichs: Spitäler warnen: Fax-Farce und ÖGK-System gefährden Versorgung

Demnach hat man in Österreich die „gesetzliche Gesundheitskasse“ (GKK, muss wohl eher „Krankenkasse“ heißen, sonst passt die Abkürzung nicht) der einzelnen Bundesländer zur „Österreichischen Gesundheitskasse“ (ÖGK, da passt die Abkürzung) zusammengelegt, was ja an sich kein unsinniger Ansatz ist, weil das Einsparungen verspricht.

Nun heißt es aber, dass diese Einsparungen nie eingetreten seien, weil das alles nur ein korruptes, politdurchseuchtes Beraterprojekt gewesen sei, woran einige Leute Macht und Geld bekamen, ohne das jemals richtig umzusetzen. War wohl ein Pseudo-Projekt, bei dem es nicht um das Ergebnis ging, sondern um den Aufwand und daran mitzuverdienen.

Es ist nämlich folgendes:

In der Eigendefinition beschreibt sich die ÖGK aber so: „Als größter österreichischer Krankenversicherungsträger sorgen wir mit unseren Aufgaben und Leistungen für über sieben Millionen Versicherte. Mit uns sind Sie sicher versorgt – in jeder Phase Ihres Lebens.“

Woran es in der ÖGK jetzt krankt

Steirische Spitäler und Mediziner sehen das derzeit differenzierter. Der Kleinen Zeitung liegen exklusiv Schreiben von Spitälern und Aussagen von Ärzten vor, die die Versorgung als gefährdet ansehen. Ausgelöst durch das – schon länger bekannte, seit 1. 1. 2025 wirksame – Gesundheitstelematikgesetz, mit dem die Übermittlung von Gesundheitsdaten per Fax verboten wurde. Klingt kurios, ist aber so – auch 2024 wurde noch via Fax kommuniziert.

Das Problem: Die neuen, von der ÖGK eilig installierten elektronischen Systeme zur Kommunikation zwischen Spitälern, Ärzten und ÖGK sind großteils nicht kompatibel mit den steirischen Systemen, die Situation ist außer Kontrolle geraten.

In einem Kages-Schreiben an den steirischen Gesundheitsfonds und die steirische ÖGK werden die Problemzonen so thematisiert: „Teilweise wird der Befundaustausch und die Abgabe von Anträgen für Heilbehelfe von den Krankenanstalten mit Boten durchgeführt, da ansonsten die Versorgung der Patienten nicht mehr gewährleistet werden kann!“

Aha.

Die haben da jetzt ein neue „digitales“ bundeseinheitliches System aufgebaut, haben dazu ein „Gesundheitstelematikgesetz“ gemacht, das die Übermittlung per Fax ab 1.1.2025 verbietet und erst danach gemerkt, dass die digitalen Lösungen nicht kompatiblen zu einander sind, und setzten jetzt auf Boten, die Befunde durch die Gegend fahren.

Das Großartige am Fax war ja, dass es so simpel war, dass jeder damit umgehen konnte und es einen Standard gab, mit dem sie alle kompatibel waren.

Vielleicht führen sie demnächst wieder die Pferdepostkutsche ein.