Ansichten eines Informatikers

Captain Picard vom Raumschiff Enterprise und der Sozialismus

Hadmut
25.1.2025 12:57

Man muss schon genauer hinsehen.

Leserzuschrift:

Hallo Hartmut, ich möchte die Linken nicht in Schutz nehmen. Wenn du aber die Star Trek Filme kennst, dort erklärt Captain Piquarde wie in der Zukunft die Gesellschaft ohne Geld funktioniert. Die Menschen des 23. Jh streben danach ein nützliches Mitglied der Gesamtheit zu werden und nicht nach materiellen Dingen. Die Menschen leben nach ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten. Allerdings gibt es auch dort Hierachien, Neid und Verbrechen. Da haben also einige Politiker zu oft Raumschiff Enterprise geschaut.

Ja, kenne ich.

  1. Er heißt Picard und nicht Piquarde. In irgendeinem Interview wurde das mal erklärt. Die Drehbuchautoren hatten im Sinn, ihn als Mitglied der bekannten (anscheinend französisch-schweizerischen) Abenteurerfamilie Piccard darzustellen, haben dann aber aus Angst vor irgendwelchen Persönlichkeits- und Urheberrechtsklagen ein c und den Schweizbezug weggelassen. Die Piccards haben aber – als sie das dann erfuhren – erklärt, dass da keine Gefahr bestanden hätte und sie sich im Gegenteil sehr darüber gefreut und sich geehrt gefühlt hätten, wenn Jean-Luc Pic(c)ard als ihr Nachfahre dargestellt worden wäre, sie damit einverstanden gewesen wären, wenn man sie gefragt hätte.
  2. Die Zukunft, in der Jean-Luc Picard lebt, beruht, und das wird in unzähligen Episoden angesprochen, in denen immer wieder ethische Richtlinien, vor allem die „Oberste Direktive“ angewendet werden, auf Besitz und Verständnis des Warp-Antriebs und unterscheidet enorm zwischen Warp- und Prä-Warp-Zivilisationen. Der Warp-Antrieb bietet die Möglichkeit, zu anderen Planeten und Sternensystemen zu fliegen und sich materiell mit allem auszustatten, außerdem bieten die „Dilithium-Kristalle“ und Materie-Antimaterie-Reaktoren und -Antriebe ausreichende Energiequellen.

    Das haben wir nicht.

    Auch wenn ich zugeben muss, dass die Grünen den Eindruck machen, als hielten sie „Erneuerbare Energien“ (der Begriff ist schon dämlich und physikalisch falsch) für eine Art Warp-Antrieb des 21. Jahrhunderts.

    Es könnte also schon sein, dass die mehr Star Trek als Realität geschaut haben.

  3. Jean-Luc Picard wird nicht müde zu erklären, dass die Gesellschaft in der Zukunft ohne Geld lebe.

    Ich könnte mich aber nicht erinnern, dass er in irgendeiner Episode oder in irgendeinem Film erklärte, wie sie das machen. Es wird nur gesagt, dass sie eine ausreichende Versorgung mit Materiellem und Energie haben, so dass sich keiner mehr um seinen Lebensunterhalt kümmern müsse.

    Im Gegenteil aber kommen in etlichen Folgen Themen vor, in denen Dinge einen Preis haben, vor allem auf Deep Space Nine. Der ganze Ferengi-Kram und die Erwerbsregeln drehen sich ja um nichts anderes, und sie haben sogar die Währung „Goldgepresstes Latinum“, um die es ständig geht.

    Es gibt sogar einige Folgen, in denen es nur um Geld geht. Ich erinnere an die Folge, in der Nog und Jake ständig absurdes Zeug auf- und wieder verkaufen, um endlich reich zu werden, darunter die berühmt-berüchtigten „selbstdichtenden Schaftbolzen“, von denen niemand, nicht mal Chief O’Brien, weiß, wofür die eigentlich gut sind und wo man die verwendet, wer sie warum und wofür braucht. Aber teuer sind sie, und manchmal steigen sie im Preis und verheißen Profit.

    Oder die Folge „Wer trauert um Morn?“ (Im Original das Wortspiel „Who Mourns for Morn?“) um den Tod des dauerplappernden geschwätzigen Morns, in der sie alle hinter seinem Latinum her sind, und man endlich erfährt, warum er keine Haare hat.

Das ist keineswegs so, dass die Gesellschaft in der Star-Trek-Zukunft ohne Geld auskommt, in der Serie Deep Space Nine geht es sogar gewaltig um Geld. Und in vielen Folgen der anderen Serien gibt es immer wieder Tauschgeschäfte.

Und wenn ich mich jetzt richtig erinnere, sagt Picard auch nicht, dass sie kein Geld mehr haben, sondern dass sie nicht mehr nach Materiellem streben, weil sie alles haben, was sie brauchen.

Nun kann es gut sein, dass die Autoren von Star Trek, vermutlich sitzen die auch in Kalifornien, das wurde ja in Kalifornien/LA/Hollywood gedreht, und die Erdenszenen spielen ja auch immer wieder in Kalifornien, durchaus sozialistisch beseelt sind, das spürt man immer wieder an ihren Darstellungen und Themen. Aber es ist durchaus nicht so, dass sie die Zukunft als sozialistisches Paradies oder überhaupt als Sozialismus darstellen.

Im Gegenteil: Sie zeigen einen brachialen Kommunismus, und den als feindlich, böse, gruselig: Die Borg.

Und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Borg als Idee und Konstruktion eines Bösewichts und Gegners dramaturgisch schlichtweg genial waren und in mehreren Serien auftauchen. Eine Verherrlichung des Sozialismus wird man den Autoren also nicht unbedingt vorwerfen können. Auch wenn sie erkennbar links sind und in einigen Folgen Nazis zeigen und angreifen.