Frisch erschossen: Tod eines deutschen „Mathe-Genies“
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Ich hatte die Tage irgendwo Meldungen gelesen, dass ein deutsches „Mathe-Genie“ in den USA erschossen worden sei. Ist mir aber irgendwie durchgerutscht, ist mir irgendwie am Interesse vorbei gerutscht. Hätt’ ich mal besser lesen sollen. Denn ein Leser fragt an:
Sitten des deutschen Informatik-Nachwuchses
Hallo Herr Danisch,
als die ganze Welt gebannt auf den Ideologie-Endkampf bei der großen Trump-Musk-Show starrte, ereignete sich in Vermont nahe der kanadischen Grenze ein Drama.
Beteiligt daran war ein gewisser Felix Bauckholt (23) aus Freiburg. Ein Wunderknabe in Mathematik und Informatik, ein pickliger Nerd wie aus dem Klischee-Bilderbuch, einst gefördert vom Hasso-Plattner-Institut, Goldmedaille bei internationaler Mathematik/Informatik-Olympiade, publizierte einen Beitrag zum “Stable-Marriage-Problem”, studierte in Waterloo/Kanada mit Bachelor-Abschluss, dann, ausgestattet mit H1-B-Visum (US-Visum für hochqualifizierte Fachkräfte, gültig 3 Jahre, einmal verlängerbar, überprüftes Stellenangebot eines Arbeitgebers notwendig), Blitzkarriere bei einem New Yorker Aktienhändler namens “Tower Research Capital” (Heuschrecke?) als “Quant-Trader” (Computermodelle
zur Vorhersage im Hochgeschwindigkeitshandel, so was wie Glaskugel?), ein junges Genie also.Auf ihn zugelassen war ein älterer Toyota Prius mit Kennnzeichen aus North Carolina. Mit diesem trieb er sich im Januar in Begleitung einer 21-jährigen Dame namens Teresa Youngblut, gemeldet im Staat Washington (vermutlich Seattle), in Vermont in Grenznähe zu Kanada herum. Allerdings fiel einem Hotelangestellten das hübsche Pärchen auf, weil sie in militärischer Tarn- bzw. Kampfmontur herumturnten und die junge Dame eine Knarre im offenen Holster trug. Er meldete das den Behörden. Die Zuständigen kontaktierten die beiden unnd erhielten als knappe Antwort, sie seien auf der Suche nach einem Haus oder Grundstück, sonst nichts.
Die beiden wurden mehrere Tage observiert. Nach widersprüchlichen Angaben des FBI war das Visum des Wunderkindes mal abgelaufen oder auch nicht, er hielt sich demnach vielleichtt illegal in den USA auf. Am Montag, 20.01.2025 wurden sie auf einem Parkplatz vor einem Walmart beobachtet, wo sie mit dort gekaufter Alufolie zunächst unidentifizierte Gegenstände einwickelten, wie sich später herausstellte Mobiltelefone und andere technische Spielereien.
Wenige Stunden später wurden sie von einer Patrouille des US-Grenzschutzes bei Coventry, Vermont, gestoppt, vornehmlich um das Visum auf Gültigkeit zu prüfen. Beide hatten scharf geladene Schusswaffen in Griffweite. Die Dame, die am Steuer saß, stieg aus und eröffnete ohne Warnung das Feuer auf die Beamten, die dieses sofort erwiderten. Ein Grenzschützer starb kurz nach Einlieferung ins Hospital, Bauckholt, der ebenfalls nach einer Waffe gegriffen hatte, noch am Tatort. Teresa Youngblut wurde verletzt und steht unter Anklage.
Noch ist unklar, ob und in welchem Umfang die Grenzschützer vor der Kontrolle von Heimatschutz bzw. Staatspolizei über die Observierten informiert worden waren. Das FBI hält sich während der laufenden Ermittlungen ziemlich bedeckt.Gefunden wurden im Wagen unter anderem miltärische Kampfmonturen inklusive schusssicherer Westen, Helm, Atemgeräte, Funkgeräte, Waffen und Munition, Nachtsichtgeräte, besagte Handys und anderes technisches Equipment, Routenpläne und Übernachtungsmöglichkeiten, Zielscheiben usw. Alles, was man beim Haus- und Grundstückskauf eben so braucht.
Nun meine Frage an Sie als altgedienten Informatik-Insider:
Gehört dieses Verhalten irgendwie zu den standesgemäßen Ritualen junger Informatiker?
So ähnlich wie früher der obligatorische Schmiss auf dem Fechtboden bei den schlagenden Studentenverbindungen?
Einige Quellen für einen Überblick:
https://www.the-sun.com/news/13376583/teresa-youngblut-arrested-border-agent-killed-david-matland/
https://www.yahoo.com/news/woman-arrested-fatal-shooting-border-184925043.html
Zur Vorgeschichte von Teresa Youngblut:
Sie war in der Schule beliebt und freundlich, studierte Computerwissennschaft an der University of Washington.
Im Mai 2024 packte sie abrupt ihre persönlichen Sachen, verschwand aus dem Elternhaus, brach alle Kontakte zu Freunden und Familie ab, änderte ihre Telefonnummern und schickte nur ihrer Mutter eine Art Abschiedsmail, dass sie keinen Kontakt mehr wolle und zu einem Freund gezogen sei. Die Eltern vermuteten, sie sei unter den Einfluss eines älteren Mannes geraten, der sie dazu zwang. Sie informierten die Polizei, von der ihnen beschieden wurde, dies reiche nicht für eine Vermisstenfahndung, da ihre Tochter volljährig sei und tun könne, was sie wolle.
Im November 2024, ein halbes Jahr später, gab es eine Heiratsanzeige von Teresa, nun 20 Jahre, mit einem 22jährigen im King County. Beide gaben eine Adresse in Kirkland an. Es gibt in King County keinen Registereintrag über eine tatsächliche Heirat der beiden. Nach aktuellen Recherchen der Seattle Times scheint die fragliche Adresse unbewohnt zu sein. Nachbarn berichteten, vor einigen Monaten sei ein unbekanntes Paar eingezogen, zu dem es keinen Kontakt gab.
via:
https://torontosun.com/news/world/who-is-deadly-border-shooting-femme-fatale-teresa-youngblut
Laut unbestätigten Berichten soll das junge Genie Bauckholt als “Ophelia” aufgetreten sein, was einigen Leuten Anlass zu Spekulationen gibt, dass hier irgendwas mit Transgender im Spiel sein könnte. Die Erscheinung auf verfügbaren Bildern mutet jedenfalls ziemlich androgyn an.
Mit vielen Grüßen, ein Dauerleser Ihres Blogs
Weiß ich nicht. Keine Ahnung, wie junge „Informatiker“ heute so drauf sind, da habe ich seltsame Dinge gehört.
Zu meiner Zeit waren sie aber ganz anders drauf und völlig antimilitaristisch. Die Informatiker-Uniform war damals und lange Zeit T-Shirt, Shorts und Sandalen (ohne Socken!, bevorzugt Birkenstock-Latschen) und Gegenentwurf zu den Wirtschaftswissenschaftlern, die denselben Rechnerkeller benutzten wie wir, aber in den ersten Semstern dort schon mit Anzug und Krawatte saßen.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit dem Studium angefangen habe. Ich hatte ja fast nichts, das Geld sehr, sehr knapp, mit Müh’ und Not ein Dach über dem Kopf gefunden, mein altes Gammelfahrrad, meine 50er-Jahre-Schreibmaschine, die ich als Kind bekommen hatte, ein paar wenige Klamotten und meine Rostkarre. Sonst hatte ich eigentlich nichts außer Zeitnot, weil ich ja Endphase Grundwehrdienst hatte und als Studienanfänger meine Urlaub auf das Ende legen durfte. In meiner materiellen und zeitlichen Not hatte ich damals als Tasche eine „Große Kampftasche“ der Bundeswehr (genauer gesagt: keine echte, sondern ein Plagiat aus China, was es irgendwo am Bundeswehr-Standort Koblenz billig zu kaufen gab, und das sich manche als Ergänzung gekauft hatten, damit das nicht negativ auffiel, wenn man noch irgendwelchen Kram im Manöver im Auto mitführte, bei dem man aber schon genau hingucken musste um zu entdecken, dass sie nicht echt ist, etwa am Material und an der fehlenden Versorgungsnummer – ich hatte ja auch eine Fake-Krawatte von C&A, die sich ordentlich binden ließ, wärmere Handschuhe, die wie Bundeswehrhandschuhe aussahen, und einen olivgrünen Plastikteller), weil die einfach die perfekte Größe hatte für den A4-Kram für die Vorlesungen und sehr gut auf meinen Gepäckträger am Fahrrad passte, also mir ideal erschien, und ich dachte mir auch nichts dabei. Die war auch stabil und „unkaputtbar“. Und war dann sehr verblüfft, als ich an der Uni wiederholt dumm angemacht wurde, was mir einfiele, mit Bundeswehr-Kram in der Uni herumzulaufen. Ich habe mir dann bei nächster Gelegenheit eine neue Tasche gekauft.
Es gab auch heftig Ärger, als irgendwo irgendein Lehrstuhl auch nur darüber nachdachte, militärische Aufträge zu übernehmen. Ging gar nicht. Uni links. Gottogott, da darf man kein Praktikum machen und so weiter.
Insofern widerspricht der Gedanke von Informatikern in militärischem Kampfanzug und Bewaffnung völlig, diametral meiner Berufs- und Lebenserfahrung.
Aber: Das ist fast 40 Jahre her.
Wer weiß, was sich da inzwischen getan hat. Die wurden ja inzwischen noch weit linker, als sie zu meiner Zeit schon waren.
Und, wenn man den Text liest, waren sie nicht in Tarnfleck, sondern „all-black“ mit „protective equipment“ unterwegs. Was im Allgemeinen auch ganz andere Gründe haben kann, beispielsweise Tierfotografie, aber sicher nicht hier, denn sie hatten ja Waffen und nicht Kameras bei sich. Und dann noch die Nummer mit der Alufolie, in die sie da wohl Handys eingewickelt hatten. Außerdem Nachtsichtgeräte, Kampfhelm, Funkgeräte.
Und das verstehe ich nun gar nicht.
Der erste Gedanke zu der Angabe, dass sie nahe der US-Grenze von der Border Patrol Agents erschossen wurden, wäre, dass das an der mexikanischen Grenze war, und die da irgendwie Migranten schmuggeln wollten, zeitlich passend zu Trumps Inauguration. Aber: Vermont und Lyndonville liegen nicht an der mexikanischen, sondern an der kanadischen Grenze.
*Kopfkratz*
Nun weiß ich aus gut unterrichteten Kreisen, dass Kanada voll mit legalen und illegalen Migranten ist, und insofern der Gedanke, dass es da zu Menschenschmuggel kommen sollte, nicht abwegig ist. Allerdings wäre mir da jetzt auch nichts von einem Grenzzaun oder größeren Migrationsproblemen bekannt. Ich habe zu wenig Ahnung von der Gegend da, aber so rein landkartenmäßig käme mir zunächst die Frage auf, ob man da nicht besser über die Rocky Mountains versucht, nach Montana oder in die Gegend zu kommen.
Was mir auch nicht einleuchtet, warum sie sich so unprofessionell angestellt haben, dass vor Tagen schon die Polizei auf sie aufmerksam wurde und sie seither überwacht wurden.
Was mir auch nicht passt, ist das Alter. Mathe-Genie hin oder her, auch Genies müssen erst einmal lernen, was es schon gibt, und in dem Alter schon einen Studienabschluss zu haben und bei einem Aktienunternehmen gearbeitet zu haben – und noch vom Hasso-Plattner-Institut gefördert worden zu sein. Das passt irgendwie nicht.
Und dann eben noch: Hasso-Plattner-Institut.
Da gehen bei mir dann sowieso alle Alarmglocken an. Der Laden ist ja nun – aus Gründen – in meiner Achtungsliste ganz unten und auf meiner Verdachtsliste ganz oben.
Und dann lese ich etwa bei FOCUS auch noch
Im Fall des bei einem Schusswechsel in den USA nahe der Grenze zu Kanada getöteten Deutschen Thomas S. (Name geändert) kommen immer mehr Einzelheiten ans Licht. Die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Vermont wirft der Begleiterin des Deutschen, der 21-jährigen Teresa Youngblut aus dem Bundesstaat Washington, vor, bei einer Fahrzeugkontrolle am Montag das Feuer auf Beamte eröffnet zu haben.
Was soll der Quatsch?
Warum wird bei der überlebenden Frau der Echtname genannt, beim toten Deutschen aber ein Falschname angegeben? Persönlichkeitsrechte und Unschuldsvermutung können es ja nicht sein, da müsste es ja umgekehrt liegen.
Wie ein Lokalblatt in Vermont berichtet, war er Autor mathematischer Forschungspapiere und jemand, der laut einer ehemaligen Kommilitonin „Mathematik einsetzt, um den Aktienmarkt zu schlagen.“ Seine Fähigkeiten waren für die Firmen dem Bericht zufolge offenbar so wertvoll, dass er mit einem Visumtyp in den USA arbeitete, der ausschließlich an Einwanderer mit „außergewöhnlicher Begabung“ vergeben wird.
Und beim Fachblatt für Grenzsicherung und Waffentechnik, der BILD:
In einer Akte, die BILD vorliegt, heißt es: „Es besteht ein wahrscheinlicher Grund zu glauben, dass sie die Schusswaffe im Zusammenhang mit dem Angriff mit einer tödlichen Waffe abfeuerte.“
Was für ein Bullshit.
Mathe-Genies sind meistens Nerds, die aus ihrem Büro nicht heraus und von ihrem Rechner oder ihren Büchern nicht wegkommen. Die treiben sich nicht im Kampfanzug und Waffen nachts in Wäldern herum. Und warum würde jemand, der mathematisch begabt ist, ein Handy in Alufolie wickeln, statt es einfach auszuschalten oder gar nicht erst mitzunehmen?
Deshalb würde ich auch nicht überbewerten, dass er den Namen „Ophelia“ benutzt habe. Das muss nicht „trans“ sein, zumal er ja mit einer Frau unterwegs war, sondern das könnte auch kauzige Nerdigkeit sein. Die verwenden sehr gerne ganz komische Namen und Pseudonyme, und vielleicht gefiel ihm der Name halt einfach.
Und in allen Berichten steht dasselbe: Die Border Patrol hatte ihr Fahrzeug angehalten um es auf illegalen Grenzübertritt zu kontrollieren. Aber warum hätten die beiden auf die Border Patrol schießen sollen? Sie war US-Bürgerin des Staates Washington, und er hatte ein Visum. Zwar heißt es in den Meldungen, das FBI habe das Visum zunächst für abgelaufen gehalten, dann aber später gesagt, es sei doch noch gültig gewesen. Also müsste er wohl subjektiv der Meinung gewesen sein, ein gültiges Visum zu haben. Welchen nachvollziehbaren Grund sollten die haben, auf die Border Patrol zu schießen, wenn sie doch vorher schon in Kampfmontur offen im Hotel und bei Walmart rumgelaufen seien? Im Prinzip hätte es doch gereicht, Ausweis, Führerschein und Visum zu zeigen. Fertig. Die hatten doch das Recht, da rumzufahren, schwarze Klamotten zu tragen, einen ballistischen Helm und Alufolie mit sich zu führen – und vermutlich auch ihre Waffen, denn mit denen sind sie ja vorher offen herumgelaufen. Warum also sollten sie dann plötzlich schießen?
Nach meiner Berufs- und Lebenserfahrung ist an dieser Story gar nichts rund, und man kann sie nicht beurteilen, weil da irgendwelche ganz wichtigen Informationen noch fehlen.
Ob die Polizei da irgendwas zurückhält, oder selbst nicht mehr weiß und durch einen dummen Zufall da in etwas hineingeraten ist, was sie noch nicht versteht und nur mitteilen kann, was sie da selbst sieht, kann ich nicht einschätzen.
Aber: Das kann man meines Erachtens derzeit einfach nur achselzuckend und wertungslos hinnehmen. Da fehlen die wichtigen Informationen. Das kann man mit dem, was in den Medien steht, nicht einordnen, das ergibt keine runde und glaubwürdige Story.
Vielleicht aber auch ergibt das überhaupt keinen Sinn und wird nicht rund. Vielleicht waren die einfach zwei Spinner mit völlig bekloppten Ideen und Vorstellungen.
Man muss da aufpassen, dass man nicht in den Denkfehler rutscht, sich da eine Erklärung hineinzuhalluzinieren, weil man gerne in allem etwas sieht und für alles eine Erklärung hat, die in das eigene Weltbild passt, und deshalb die Verstärkung hochdreht, bis der Pattern Matcher im Rauschen irgendwas findet. Deshalb heißt das für mich zunächst mal nicht mehr, als dass etwas passiert ist, wofür es bisher keine plausible Erklärung gibt, und was keine runde, nachvollziehbare Story ist, was wir aus unserer Position heraus aber auch nicht aufklären können.
Es wird nichts anderes bleiben, als sich die Sache zu merken und zu warten, bis man weitere Informationen bekommt. Wobei ich Zweifel habe, ob die Öffentlichkeit das je erfahren wird.