Ludwigshafen eskaliert
Auch selten, dass diese Stadt es in mein Blog schafft.
Ludwigshafen am Rhein kenne ich zwar – aber viel zu erwähnen gibt es zu diesem Ort nicht. Bloggerisch schon gar nicht, und auch sonst eigentlich nichts. Ohne die BASF und den Militärbahnhof wäre da eigentlich nichts.
Aber jetzt haben sie etwas: MRN-News – Sicherheitslage in Ludwigshafen eskaliert – Bürger haben Angst
Nicht erst in den letzten Wochen ist die Zahl schwerer Verbrechen in Ludwigshafen extrem gestiegen. Raubüberfälle, Gewalttaten und Körperverletzungen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Vorallem an Verkehrsknotenpunkten wie Berliner Platz, Ludwigshafen Mitte aber auch an anderen Orten der Innenstadt eskaliert die Situation zusehends.
Die Polizei Ludwigshafen meldet in Ihren Pressemitteilungen vermehrt Überfälle, schweren Diebstahl, räuberische Erpressung oder gewalttätigen Raub. Immer mehr Bürger haben Angst noch in der Stadt unterwegs zu sein. Wie soll dies weitergehen?
In unserer Facebook Community äussern Ludwigshafener und Ludwigshafenerinnen extreme Bedenken, sich noch in gewissen Bereichen der Stadt aufzuhalten. “Ich habe Angst in unserer Stadt”, sagt eine Facebook Userin. “Die Polizei hat den Täter erst bestimmt zur Wache verbracht dann durfte er wieder gehen”, stellt ein anderer User fest, bei einem Beitrag in dem es um einen gewaltsame räuberische Erpressung in Ludwigshafen geht.
Die Polizei scheint mittlerweile überfordert. An Brennpunkten, an denen immer wieder schwere Straftaten geschehen, ist Polizeipräsenz Mangelware. Erst auf Abruf kommt die Polizei. Täter sind bis dahin oft schon geflüchtet und Opfer ihrem Schicksal überlassen.
Nicht nur tagsüber sondern vorallem nachts, trauen sich viele kaum noch, sich ohne Angst durch die Stadt zu bewegen. Täglich finden Gewaltdelikte statt. Die Täterprofile sind dabei immer wieder die gleichen. Schlecht integrierte Personen mit Migrationshintergund, Jugendgruppen ohne Lebensperspektive, kriminelle Drogendealer und Erpresser treiben ihr Unwesen. Diebstähle sind hierbei noch das kleinste Übel, was einem auf Ludwigshafens Strassen derzeit geschehen kann.
Die Kriminalität in Ludwigshafen ufert jedenfalls komplett aus.
Ich war ja in Ludwigshafen die letzten 3 Jahre (Oberstufe) meiner Schulzeit auf dem Gymnasium (altsprachlich!).
Ich will es mal so sagen: Ein schöner und vornehmer Ort war Ludwigshafen noch nie. Da gibt es keine Sehenswürdigkeiten, und nicht nur nichts, was man gesehen haben müsste – da gibt es nicht mal etwas, was man sich überhaupt ansehen könnte, selbst wenn man wollte – außer der BASF und anderen Industrieanlagen. Die BASF ist sehenswert, so im industriellen Sinne, aber die BASF ist eigentlich nicht Ludwigshafen, sondern nur in Ludwigshafen. Noch. Die bauen ja ab und verziehen sich ins Ausland. Und das auch nur, weil damals Mannheim die BASF nicht haben wollte, sonst gäbe es Ludwigshafen so eigentlich nicht, das ist nur eine Eingemeindung verschiedener kleiner ehemaliger Dörfer ohne irgendeinen kulturellen wichtigen Background wie ein Schloss oder einen Kurfürsten oder so etwas. Ich kann mich noch erinnern, als ganz kleines Kind die Trümmer des im Krieg zerbombten alten Bahnhofs gesehen zu haben, wo sie dann stattdessen ein unsagbar hässliches und auch einfallsloses „Rathauscenter“ hingebaut haben. Das dann aber auch schon dadurch auffiel, dass sie das Licht in den Toiletten gegen blaues Licht austauschen mussten, damit nicht so viele Junkies drin rumlungern. Die finden unter Blaulicht ihre Venen nicht. Das Ludwigshafener Blaulichtmilieu.
Ludwigshafen war schon immer irgendwie unterschichtig, „Proletariat“, Stichwort Hemshof.
Aber: Es war zu meiner Schulzeit auch nicht gefährlich. Pöbel, und mal eine Klopperei, aber nichts ernstlich Gefährliches. Obwohl ich da vielleicht einen falschen Blick hatte, weil ich auf dem gehobenen altsprachlichen Gymnasium war, und aber hörte, dass es auf den anderen Gymnasien ungleich rauher zuginge. Ich war seither nicht mehr in Ludwigshafen. An der Stadt interessiert und reizt mich einfach gar nichts. Überhaupt nichts. Auch wenn ich am Rande mitbekommen habe, dass sie erhebliches Malheur haben, weil die Brücken nach Mannheim rüber marode sind und irgendwas gesperrt werden musste. Und das hässliche Rathauscenter wohl auch gerade im Abriss ist.
Hässlichkeit und Marodizität Ludwigshafens beruhen auf etwas, was ich als kleines Kind gesehen hatte:
Ludwigshafen hat kein kulturelles Zentrum im eigentlichen Sinne. Als Industriestadt wurde Ludwigshafen im Weltkrieg schwer bombardiert, und es gab reichlich zerbombte Häuser, oder solche mit sichtbaren Bombenschäden. Die ersten 20 Jahre bis Ende der Sechziger war da nicht viel mit Wiederaufbau, und dann sind die in diesen Brutalismus-Baustil der 60er/70er/80er Jahre geraten, wo man sehr vieles damit gebaut hat. Rathaus, Bahnhof, Brücken, Parkhäuser. Schmucklos, glatt, hässlich, Beton. Und das Zeug hat halt den Nachteil, dass es nicht nur völlig hässlich ist und vergammelt, runtergekommen aussieht, sondern nach 50 Jahren einfach marode ist. Und die sind weder finanziell, noch intellektuell oder kapazitiv in der Lage, da etwas neues aufzubauen. Also verfällt das einfach.
Und da kann man nun eben sehen, was aus Deutschland so wird, ein Musterbeispiel.
Das wird noch an viel mehr Orten so laufen. Denn das beschriebene Syndrom gab es ja nicht nur da. Deutschland voller Weltkriegsschäden, und in den 60er bis 80er Jahren hat man auf die Schnelle alles mit Beton zugeballert, um endlich wieder eine Stadt zu haben und nicht mehr in Trümmern zu hausen, wie ich das als kleines Kind noch gesehen und erlebt hatte (und wie sich das beim Ende der DDR quasi wiederholte, aber da hatten die Glück, weil dieser Beton-Horror da schon wieder vorbei war). Und der ganze Mist wird jetzt flächendeckend gleichzeitig marode. Deshalb haben wir so viele kaputte Brücken. Die neulich eingestürzte Carola-Brücke beruht auf demselben Effekt, denn diese Betonphase gab es ja auch in der DDR.
Ich glaube nicht, dass die Ludwigshafen noch eingefangen bekommen. In der eigentlich besseren Schwesterstadt Mannheim sind die Zustände ja schon katastrophal. Und da sich die BASF inzwischen verzieht, brechen da die Arbeitsplätze und Gewerbesteuern weg, von denen Ludwigshafen bisher gelebt hat.