Ansichten eines Informatikers

Ossipost

Hadmut
8.2.2025 17:33

Über die Stasi, die Wende und die Amis.

Wirft mir einer über die Mauer:

Ein paar Details – DDR

Hallo Hadmut,

Dass die “von den Ossis erzwungen” Wende ein Mythos ist, dürfte dir inzwischen deutlich sein. Ich will dir nur noch folgendes sagen. Ich hab bis 1989 Theologie studiert. (Als Pfarrersohn durfte ich nichts anderes studieren.) Auf jeden Fall hatten wir sowas wie Narrenfreiheit im Osten, in dem Sinn, dass wie mehr sagen durften, als die anderen. Dafür hatten strikt rote Fakultäten Kontaktverbot mit uns. Auf jeden Fall hatten wir im Rahmen des Studiums auch Marxismus-Leninismus. Die ML-Dozenten sagten uns im vorletzten und letzten Jahr, dass es mit der DDR zuende gehe, aber sie sagten auch: Wir kommen wieder. In spätestens 30 Jahren sind wir wieder da. Können sie Gift drauf nehmen. Heut sage ich: Sie haben nicht gelogen.

Ich hatte das Glück, aufgrund der ehe mit einer nichtdeutschen, die aber in Bonn studierte, vor dem Ende der DDR im Westen zu sein, ohne abgehauen zu sein, konnte also im letzten Jahr mehrmals rein und raus. Im Westen war ich erstaunt, dass die höher Klasse insgesamt viel Linker war, als die höchsten mir bekannten Genossen. In meiner ersten Unterkunft in Bonn bei einem SPD-Juristen hing ein Marx-Poster mit irgendeinen dummen Spruch. Das hätte in der DDR nicht mal ein intellektuelles SED-Mitglied gemacht. In Sachsen vielleicht, aber nicht in Meck-Pomm. Ich ging zur Adenauerstiftung, um ein Stipendium betteln, und machte den Fehler, zu sagen, ich sei rechts. Prompt wurde das Stip abgelehnt. Ich bekam es später doch aufgrund des Glücks, dass ich den damaligen Vorsitzenden noch persönlich kennenlernte. Dass die ganze Entwicklung schon damals unaufhaltsam in Richtung DDR 2.o ging, merkte ich, der ich damals ein Arrangement im Bundestag hatte und in der Kantine beim Wasserwerk die einströmenden DDR-Neulinge bemerkte, und beobachtete. Da dachte ich schon, dass hält keiner auf.

Deine Vermutung, dass die Amis die DDR Staasi übernommen hatten, finde ich aus etlichen Gründen nehrfach plausibel. Die Amis werden auch schon bei der Gründung gehörig mitgeredet haben. Auf Jeden Fall hat die Staasi in der “Wende” mitgespielt. Ich hab ein Haufen Erlebnisse dazu…. Nirgends hat sich irgendwo eine Partei spontan gegründet oder eine zivilgesellschaftliche Organisation. Nur das kam hoch, wo die Genossen von Anfang an dabei waren an führenden Stellen.

Übrigens kann so eine Arbeit, wie Du sie jetzt betreibst, nur ein unverheirateter Kinderloser machen. Ich bin der Sohn eins solchen Nenschen, der Deine Arbeit in der DDR betrieben hat, mit allen Konsequenzen.

Nachprüfen kann ich das nicht, ist mein erster Ossi, der Stasi mit doppel-a schreibt.

Wie dem auch sei.

Es passt zu aktuellen Gedanken, die mir inzwischen durch den Kopf gehen.

Bisher nämlich war ich der Auffassung, dass der Einsturz der DDR zwar in der Sache zwangsläufig und unvermeidlich war, aber der genaue Zeitpunkt, der Stil, der Ablauf inszeniert war, um den Westen zu überrumpeln. Den Westen in Zugzwang zu bringen. Als wäre das mit der Botschaft in Prag ein Testballon gewesen, wie Westpolitiker reagieren (guck mal, die freuen sich), um dann einfach West-Berlin und den ganzen West zu überrennen. „Nun sind sie halt da“. Denn es war ja auch der DDR bekannt, dass die Grenze vom Westen nicht gesichert wurde, weil man der Meinung war, dass die DDR zu Deutschland gehört und es da keine Grenze gibt. Dass man da einfach nach Westen laufen konnte, und das hat die Stasi ja auch oft genug durch geheime Türen in den Grenzanlagen gemacht, dass die da ihre Leute einfach in durch die Tür in die BRD hat gehen lassen.

Meine bisherige Sichtweise war, dass das alles von der Stasi inszeniert, oder sagen wir mal, kanalisiert und orchestriert war. Denn dass der Laden nicht mehr lange leben kann, war denen auch klar, denn blöd waren die zumindest nicht alle. Und es mehren sich ja auch die Stimmen (s.o.) aus der DDR, die sagten, dass das der Leitungsebene schon klar war, dass die DDR am Ende ist. Und es ist ja kurios, dass ausgerechnet jemand wie Schabowski so einen Satz ablässt, mit dem der Westen und die eigenen Grenztruppen überrumpelt wurden, und dann aber, wie man hinterher so schön lobte, in der ganzen Revolution „kein einziger Schuss“ fiel – in einer DDR mit Selbstschussautomaten, die sonst jeden Republikflüchtling hinterrücks abgeknallt hat. Um sich am Reichtum und den Ressourcen des Westens zu bedienen, sich renovieren zu lassen und Zugang zu Westtechnologie zu erhalten, und eine DDR 2.0 aufzubauen.

Und während die west- und ost-deutschen Bürger freudebesoffen waren und gefeiert, aber kein Stück nachgedacht haben, habe die CIA die Chance ergriffen, schnell genug reagiert, und Daten und Akten abgegriffen. Stichwort Rosenholz-Akte, die wir erst nach Jahren und nur gesäubert zu sehen bekamen.

Das war meine bisherige Einschätzung der „Wende“.

Nun geht mir aber ein neuer Gedanke durch den Kopf. Was, wenn das alles anders war?

Wenn also die Amis, die CIA (und USAID, die angeblich von John F. Kennedy als Mittel gegen die Russen gegründet wurde) nicht auf den Einsturz der DDR reagiert, sondern diesen inszeniert haben?

Was wäre, wenn die nicht erst nach dem Einsturz die DDR-Kryptologen und die Stasi eingesammelt haben, sondern schon vor der Wende?

Versetzt Euch mal in die Situation so ungefähr 1985 bis 1989. Sowjetunion und DDR pfeifen schon auf dem letzten Loch und brauchen schon West-Kredite. Infrastruktur völlig marode, Häuser oft schon effektiv unbewohnbar. Da muss man den Leuten ja nichts mehr erklären. Das haben ja sogar SED und Stasi selbst gesehen, wie es in der DDR abseits der paar Prachtstraßen aussah, dass sie das nicht reparieren und nicht einmal erhalten können.

Wäre das nicht die ideale Gelegenheit gewesen, die DDR aus dem Ostblock per Korruption herauszulösen?

Denen zu sagen, hört mal, Ihr steht kurz vor dem Verrecken. Ihr habt die Wahl: Wir lassen Euch verhungern und stecken jeden in den Knast, der es wagt, einen Fuß nach Westen zu schreiten. Oder: Wir einigen uns, Ihr bekommt ein warmes Zuhause im Westen, und mit unserem Geld und Einfluss und mit Eurem Wissen vom Sozialismus bauen wir das alles nochmal neu und richtig. Na, wie wär’s?

Wenn also der Einsturz der DDR zwar unausweichlich und in der konkreten Ausgestaltung und künstlerischen Inszenierung Werk der Stasi, aber Auftraggeber die linken Kräfte der Amis waren?

Es würde erklären, warum kaum jemand aus der Stasi vor Gericht kam, aber so verblüffend viele Leute aus der SED-Führung und der Stasi dann bei uns Karriere gemacht haben. Vielleicht ist das der Grund für die Säuberung der Rosenholz-Akte.

Neu wäre das nicht. Man kennt die Methode vom zweiten Weltkrieg, mit den Nazis hat man es genauso gemacht. Die oberste Führungsschicht wurde gehängt, Schauprozess. Die anderen drehte man um und steckte sie gleich wieder in Amt, Mandat und Vollversorgung, um einen Staat nach seinen Wünschen zu bauen. Was läge näher, als das 45 Jahre später mit der SED noch einmal zu machen?

Was würdet Ihr aus Sicht von Stasi und SED machen? Das Land offenkundig am Ende, alles marode und zerfallen, jedem ist klar, dass das nicht mehr weiter geht, und an der Spitze ein seniler Depp, der gar nichts einsieht und irgendwas vom Megabit-Chip faselt. „Den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf.“ Nicht unähnlich der Situation der Wehrmacht in der letzten Phase des Weltkriegs, als jedem klar war, dass das nicht zu gewinnen ist, nur der Depp an der Spitze noch rumphantasiert hat.

Und nun kommen da welche, so vielleicht um 1987, und sagen, Hallo, wir sind die Sozialisten aus den USA, ja, sowas gibt’s, und wir haben einen Plan von der DDR 2.0, und wir bieten Euch nicht nur Straffreiheit, sondern dass Ihr mit allen Annehmlichkeiten des Westens leben könnt, wenn Ihr mithelft, die DDR gesamtdeutsch neu aufzubauen, Sozialismus mit Westtechnik. Sucht’s Euch aus, Knast, bei den Russen verstecken und hungern, oder Mitmachen. Ihr bekommt dickes Gehalt, dicke Pension und sowas alles.

Um dann aus Deutschland oder eigentlich ganz Europa so ein Sozialismusexperiment modernen Zuschnitts zu machen.

Es würde verblüffend viel erklären.

Zum Beispiel, dass und warum wir seit den 90er Jahren systematisch, aber immer so unterhalb der großen Erregungsschwelle auf Sozialismus gebügelt werden und jeder, der etwas merkt und sagt, sofort als „Nazi“, „Rechts“ und so weiter niedergebrüllt wird. Früher sagte man „Konterrevolutionär“. Und warum man „Demokratie“ statt „Sozialismus“ sagt und „Frauenquote“ statt „Planwirtschaft“.

Und es könnte sowohl bedeuten, als auch erklären, dass die Stasi die „Wir sind das Volk“-Proteste selbst angezettelt und hochgeschaukelt hat, um quasi den Protest gegen sich selbst zu inszenieren.

Und es würde Angela Merkel erklären.

Aber etwas würde es nicht erklären. Oder vielleicht doch?

Von 1981 bis 1989 war Ronald Reagan Präsident, ein antikommunistischer Hardliner, der auf Stärke setzte. Der mit „Mr. Gorbachev, tear down this wall!“. Der hätte ganz bestimmt keiner DDR 2.0 zugestimmt.

Andererseits: Wenn man dem nicht die ganze Wahrheit aufgetischt hätte, sondern ihm nur erzählt hätte, dass die DDR etwas anderes als die bösen Russen sind, und man den Ostblock mit ein wenig Geld, politischem Einfluss und einer Art Generalpardon mit Westpension zum Brechen bringen könnte, indem die DDR eben jene Mauer selbst aufgibt, und den Teil mit der DDR 2.0 weggelassen hätte – dann hätte Reagan sicher sein OK gegeben, denn Reagan wollte ja – sagte er ja – die Mauer loswerden. Und bei dreckigen Geschäften war Reagan schon dabei. Etwa die Iran-Contra-Affäre:

Von der Reagan-Regierung wurden Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an die Islamische Republik Iran an die rechtsgerichtete Guerilla-Bewegung der Contras in Nicaragua weitergeleitet, um sie im Contra-Krieg gegen die sandinistische Regierung zu unterstützen. Zum einen war die Unterstützung der Contras ein klarer Verstoß gegen einen entsprechenden US-Kongress­beschluss (Boland-Amendment), zum anderen war das Geld ursprünglich zum Freikauf US-amerikanischer Geiseln im Libanon vorgesehen. Im Zeitraum vom 20. August 1985 bis zum 28. Oktober 1986 wurden insgesamt 2.515 TOW-Systeme sowie 258 HAWK-Systeme bzw. deren Teile, auch via Israel, an den Iran geliefert.[1] Die Transporte wurden überwiegend von zivilen Fluggesellschaften, wie beispielsweise Southern Air Transport oder St. Lucia Airways, ausgeführt.[2]

Dies war auch deshalb in mehrerer Hinsicht innen- und geopolitisch problematisch, weil der Iran seit der mehr als einjährigen Geiselnahme von 52 amerikanischen Bürgern während der Revolution 1979 als mit den USA verfeindeter Staat galt. Gleichzeitig führte der Irak Krieg gegen den Iran, bei dem die USA tendenziell, wenn auch nicht offiziell, den Irak unter Saddam Hussein unterstützten.

Oder die US-Invasion in Grenada:

Grenadas Regierung unter Eric Gairy wurde 1979 in einer nahezu gewaltfreien Revolution durch das New Jewel Movement (NJM) gestürzt.[1][2] Das NJM unter Premierminister Maurice Bishop enteignete einige Betriebe, setzte jedoch zunächst primär auf soziale Reformen wie die Einführung eines kostenlosen Gesundheitssystems, den Bau neuer Schulen und Ähnliches.[3] Die Weltbank gab 1980 eine sehr wohlwollende Einschätzung, in der sie die gesunde Finanzpolitik Grenadas lobte, und pries zwei Jahre später die erfolgreiche, auf die kritischen Entwicklungsgebiete konzentrierte Vorgehensweise der Regierung.[4] Die Vereinigten Staaten wahrten eine distanzierte Haltung zur neuen Regierung.

Im Sommer 1979 entdeckten die Behörden Grenadas Abhörgeräte in ihrer Vertretung bei den Vereinten Nationen.[5] Vertreter der US-Regierung verbreiteten in US-Reisebüros Gerüchte, um der Touristikindustrie Grenadas, einer der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, zu schaden.[6] Die Vereinigten Staaten veranlassten den Internationalen Währungsfonds (IWF) und andere internationale Kreditinstitutionen, Grenada Kredite vorzuenthalten. Die CIA entwickelte im Sommer 1981 Pläne zur Störung der Ökonomie Grenadas mit dem Ziel, die politische Kontrolle des Premierministers Bishop zu unterminieren. Die Pläne wurden jedoch aufgrund von Einwänden des US-Senats fallengelassen.[7] Die US-Regierung betrachtete Grenada als Verbündeten der Sowjetunion und Kubas, obwohl Bishop sich trotz der Unterstützung dieser beiden Länder als blockfrei darzustellen versuchte. Es wurden Berichte über den Bau einer sowjetischen U-Boot-Basis im Süden Grenadas veröffentlicht, bis 1983 ein Korrespondent der Washington Post besagten Ort aufsuchte und laut dessen Bericht die Errichtung einer U-Boot-Basis aufgrund des flachen Wassers nicht möglich sei.[4]

Im Februar 1983 lancierte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums Berichte über sowjetische Waffenlieferungen, unter anderem sollten Kampfhubschrauber, Tragflächen-Torpedoboote und MiG-Kampfflugzeuge an Grenada geliefert worden sein. Beweise für diese Behauptungen konnten nicht vorgelegt werden, und auch später wurden keine dieser Waffen je aufgefunden.

Es würde durchaus ins Muster Reagans passen, die DDR aus dem Ostblock durch einfache Korruption herauszulösen – wenn man ihm nicht gesagt hätte, dass das eine DDR-2.0 werden solle.

Umgekehrt wäre es problematisch gewesen, überzeugte Marxisten und Antikapitalisten nur mit Geld ködern zu wollen, aber sicherlich erfolgreich, wenn man ihnen die Aussicht auf einen neuen, moderneren, gut ausgestatteten Sozialismus gemacht hätte, was man ja durchaus so hätte verargumentieren können, dass die DDR einfach Pech hatte, weil unter Russenbesatzung und in der Ausgangslange eines zerbombten und vom Krieg zerstörten Landes, das habe ja gar nicht funktionieren können, und sie könnten es jetzt noch einmal angehen, aber nun mit tadellosen Startbedingungen. Haltet einfach mal die Klappe, bis der Westen das DDR-Gebiet renoviert hat, und beschäftigt Euch damit, Medien, Parteien und Hochschulen zu unterwandern, und gegen alle Kritiker vorzugehen, und wenn das beides geschafft ist, kann es offiziell los gehen. Wir machen parallel dasselbe in den USA und anderen Ländern wie England und Australien.