Ansichten eines Informatikers

Ist die politische Verblödung eine Folge der modernen Medien?

Hadmut
13.2.2025 11:58

Oder kommt es uns nur so vor?

Ich halte diesen Schwachsinn, der uns von Politik und Medien täglich um die Ohren gehauen wird, kaum noch aus. Es ist alles so unfassbar blöd. Auf allen Kanälen werden wir von Idioten zugebrüllt. Einer dümmer als der andere. Und das Schlimme daran: Es stört sie nicht nur nicht, dass sie dumm sind, sie sind auch noch stolz darauf und halten das für Überlegenheit. Denen ist wirklich gar nichts mehr zu blöd.

Doch warum ist das so?

Früher war das nicht so. Oder zumindest wirkte es nicht so.

Waren die damals nicht so blöd? Oder merkte man es nur nicht so, weil die nicht twittern und youtuben konnten?

Früher, so in den 70er Jahren, gab es zwei, drei Nachrichtenquellen: Morgens las man die Zeitung. Mittags hörte man Radio (= ÖRR). Abends guckte man die Tagesschau (= ÖRR). Fertig. Sonst nichts. Alles von Journalisten vorgekaut, aufbereitet und zusammengefasst. Komprimiert. Denn man nahm in der Summe, über den Tag, sehr viel weniger Information auf. Kein Internet, keine Handys, kein Youtube, keine Podcasts, kein Twitter,…

Und vor allem: Nur einige wenige Spitzenpolitiker drangen überhaupt wörtlich zum Volk vor, weil sie vielleicht in der Tagesschau zitiert und gezeigt wurden. Die meisten Politiker nahm man überhaupt nicht unmittelbar wahr, sondern nur mittelbar über die Presseberichte. So etwas wie das Wirken und Schaffen einer Emilia Fester wäre damals gar nicht möglich gewesen.

Hat man damals also nur nicht so gemerkt, wie blöd die waren?

Oder ist es nicht eher so, dass Linkstum und Medien einen neuen Typ von Paradedummen und Schreihälsen hervorgebracht haben, bei denen ganz andere Qualitäten zählen als Inhalt und Sachkunde, nämlich Mimik, Gestik, Hüftschung, Tanzen, Lachen, Drauflosplappern?

Anders gesagt:

In den 70er Jahre lang der Schwerpunkt der Kommunikation auf Text, meist gedruckt oder in kurzen Sätzen in die Kamera gesprochen, und war damit deutlich stärker auf rationales, inhaltliches, abstrahiertes Kommunizieren ausgelegt. Ein Zeitungstext konnte einen nicht angrinsen.

Heute liegt der Schwerpunkt auf Bild und Ton, und damit auf nichtrationalen Kommunikationsformen, die die nichtrationalen, nämlich die emotionalen, sozialen Teile des Gehirns ansprechen. Außerrationale, unbewusste, Amygdala-Kommunikation. Man liefert der Amygdala die Muster, auf die deren Mustererkennung geeicht ist, und die dann im unbewussten Teil des Gehirns die Reaktionen auslösen, wie Ekel, Abscheu, Freude, Freund-Feind-Erkennung.

Ich erinnere daran, dass unser Verfassungsrecht genau deshalb zwischen Presse- und Rundfunkfreiheit unterscheidet, und die Pressefreiheit verfassungsrechtlich eigentlich nur für geschriebenen Text und Fotos, aber nicht für Bewegtbild und Ton gelten, und letztere mit der Rundfunkfreiheit verpflichtet sind, zwischen Berichterstattung und Kommentar zu trennen und alle in der Bevölkerung vertretenen Ansichten gleichberechtigt darzustellen. Weil man nämlich davon ausging, und das, wie sich zeigt, zu Recht, dass Bild und Ton eine viel höhere Suggestivwirkung als Text und Bild haben und weniger Möglichkeit zu kritischem Denken lassen.

Über die Ursachen und funktionalen Gründe war man sich nicht so sicher, man erklärte das vorrangig damit, dass man beim Lesen eines Textes und Betrachten eines Bildes die Geschwindigkeit selbst vorgibt und nicht mit Reizen überflutet wird, man also beliebig nachdenken oder einen Satz noch einmal lesen kann, während bei Video und Ton (vor allem bei Fernsehen und Radio, wo es keine Pause- und Rückspultaste gibt) das Tempo vorgegeben ist und man gar nicht dazu kommt, nachzudenken.

Ich glaube aber, dass das noch andere Gründe hat. Nämlich rund um die Amygdala. Ich hatte das ja schon oft beschrieben, dass sich Frauen im Haufen ständig emotionalsynchronisieren. Video und Ton tragen nämlich, viel stärker als Zeitungstext, über Mimik, Gestik, Tonfall, Bewegungen, Schminke, Kleidung, unterschwellige Sozial- und Emotionalinformationen, die das Hirn im unbewussten Teil aufnimmt, und die stärker als der rationale sind.

Beispiel: Bei einem Zeitungstext sieht man nicht, ob der Redakteur, der den schrieb, Mann, Frau, dick, dünn, schön, hässlich, dreckig und löchrig oder vornehm gekleidet war, als er das schrieb. Man hört nicht die Stimme, nicht den Klang, ob der arrogant klingt oder Fistelstimme hat. Und man konnte nicht sehen, was auf seinem T-Shirt oder an der Wand im Hintergrund geschrieben stand. Ob der zuhause Durcheinander oder eine Designerschrankwand hat. Da zählt nur das geschriebene Wort.

Inzwischen aber sind alle diese Begleitinformationen sehr, sehr wichtig. Wichtiger noch als der Inhalt.

Die Frage ist also: Verblöden wir dadurch?

Oder ist es einfach nur so, dass wir genauso viele Dumme wie früher haben, die Dummen jetzt aber Wettbewerbsvorteile haben und den Job kriegen, wo sie früher nur ausgelacht worden wären?

Zugespitzt:

Wurde inhaltliche Politik durch Rudel- und Herdenmechanismen ersetzt?