Ansichten eines Informatikers

Deppenparade 360 – Deutschland sucht den Superdepp

Hadmut
17.2.2025 17:38

Warum ich die Sendung „Hart aber Fair 360“ gleichzeitig gut und grottenschlecht finde.

Im Ersten läuft seit einigen Tagen eine seltsame Sendung, „Hart aber Fair 360“.

Man setzt einen Politiker in die Mitte, um ihn herum eine Horde Leute, fast alle jung (Schüler- und Studentenalter), die dann wie beim Speed-Dating ihm gegenüber sitzen und Fragen stellen dürfen, aber nur kurz, das ganze mit alberner Licht-Show.

Erst dachte ich, „Meine Güte, was für eine Scheiß-Sendung“. Und wisst Ihr was? Das denke ich immer noch.

Ich kann dieses Kurzstreckengeschwafel nicht leiden. Deshalb halte ich Talkshows für so dämlich, ich mag dieses Geschwätz, dieses oberflächliche Geplapper überhaupt nicht.

Und trotzdem finde ich inzwischen ein seltsames Gefallen an der Sendung: Es ist wie in den ersten Staffeln von „Deutschland sucht den Superstar“, in dem sich irgendwelche Leute bei Singversuchen öffentlich blamieren und dann von Dieter Bohlen gesagt bekommen, dass seine Klobrille besser singen kann, und sie sich wie ein überfahrener Frosch mit Mumps anhören.

Wenn ich mir das anschaue, was für Armleuchter da auftreten, was für Kotzbrocken und Idioten, die sich total toll vorkommen, sich für völlig überlegen halten, als wären sie der Zerstörer, vor Arroganz kaum gehen können, und sich dann mit falschen Aussagen, saudummem Gehabe, schierer Unfähigkeit, ganze Sätze zu artikulieren, völlig blamieren.

Mich beeindruckt Tino Chrupalla.

Chrupalla ist kein Akademiker, der ist Malermeister. Und der überragt die intellektuell und charakterlich alle. Der lässt sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Die kommen da an, halten sich für geistig überlegen, weil sie sich moralisch so überlegen vorkommen, aber eigentlich tragen sie nur die eigene Dummheit und Kotzbrockigkeit zu Markte. Das sind reihenweise Leute, bei denen ich denken würde „Was für ein Idiot“. Leute, deren Reife auf Grundschulniveau geblieben ist.

Man findet auf Twitter jede Menge Ausschnitte, die ich eigentlich zitieren wollte, es aber nicht tue, sonst heißt es noch Beleidigung.

Auf der anderen Seite fand ich Robert Habeck dem Publikum unterlegen. Da gab es einen 17-Jährigen (ich glaube, der war in der FDP), der rhetorisch sehr gut war, und Habeck auch richtig eine verpasst hat, dass die Wände wackeln. Und einen Bäckermeister, der Habeck auch die Hosen runtergezogen hat.

Deshalb halte ich die Sendung gleichzeitig für grottenschlecht und doch gut.

Für grottenschlecht halte ich sie, weil sie den Zweck überhaupt nicht erfüllt, politisch nutzlos ist und über die Politiker, die jeweils da sitzen, eigentlich gar nichts sagen, außer ob sie stressresistent sind und sich provozieren lassen. In Bezug auf politische Aufklärung kann man sich das völlig schenken, es ist oft nur blödes Geschwätz.

Für gut halte ich sie, weil sie diesen DSDS- und Dschungelcamp-Faktor hat, weil man sich so herrlich über die Dummen amüsieren kann, die sich da reihenweise blamieren. Das bringt zwar objektiv nichts, aber es macht Spaß.

Und es zeigt vor allem, das es zwar auch noch ein paar intelligente und fähige Leute gibt (und damit meine ich nicht einmal die politische Richtung, sondern überhaupt verständlich, in ganzen Sätzen zu reden und sich vorher zu überlegen, was man eigentlich sagen will, oder mit der Situation umzugehen, dass einem der Gegenüber nicht zustimmt). Da sind Leute, die können keinen Gedanken formulieren. Die schaukeln in ihrer Herrlichkeit an, als gingen sie zum US Wrestling, um den Gegner ins Publikum zu werfen,

Letztlich ist aber besonders die Folge mit Chrupalla ein Prachtbeispiel dafür, was für dumme, arrogante, überhebliche, eingebildete, nichtsnutzige Leute diese Generation hervorbringt.

Siehe hier und hier.

Es sind zwar (bisher) nur zwei Sendungen (Habeck, Chrupalla), und sie nannten es „Experiment“, aber hoffentlich kommen da noch mehr, es ist eine schöne Abwechslung zu DSDS und Dschungelcamp, die ja schon seit je 15 Jahren nur noch langweilen und die schon lange keiner mehr guckt. Endlich wieder eine frische Gelegenheit, in der sich Leute abgrundtief blamieren können. Es fehlt zwar sowas wie Dieter Bohlen, der die Leute hinterher angemessen beleidigt, aber das machen heute die Social Media.

Leider haben sie nur einen Buzzer mit dem das Publikum signalisieren kann, dass es mit dem Geschwätz reicht. Es wäre besser, wenn sie mit faulen Tomaten und Torten werfen oder wie in irgeneiner dieser frühen 80er-Jahre-Privatfernsehen-Shows die Kandidaten bei Nichtgefallen in ein Wasserbecken fallen lassen könnten.

Der Informationswert der Sendung ist nahe Null. Der Unterhaltungswert liegt im Publikum. Ein paar beeindrucken einen, und viele sind so herrlich doof, so Leute, mit denen man nichts zu tun haben wollte außer sie auszulachen.

Deutschland fährt gegen die Wand und geht pleite. Aber wenn man diese Leute sieht, stört’s einen nicht mehr.